Farbparty wird zur Feuerhölle
Über 500 Verletzte in taiwanesischem Freizeitpark – Polizei nimmt Veranstalter fest
TAIPEH (AFP) - Mitten während einer Party in einem Freizeitpark nahe Taiwans Hauptstadt Taipeh sind bei einer offenbar durch Farbpulver verursachten Explosion mehr als 500 Menschen verletzt worden. Unter den zumeist jugendlichen Opfern seien fast 200 Schwerverletzte, teilten die Behörden am Sonntag mit. Zu dem Unglück sei es am Samstagabend gekommen, als über eine Menschenmenge gesprühtes Farbpulver explodierte. Augenzeugen bezeichneten das Unglück als „Hölle“.
Amateuraufnahmen im Internet zeigen, wie über einer tanzenden Menschenmenge ein farbiges Pulver versprüht wird. Dieses verwandelte sich plötzlich in einen Feuerball, der durch die Menge raste. Die mitunter nur mit Badekleidung bekleideten Partygäste rannten um ihr Leben, Zuschauer schütteten verzweifelt ihre Wasserflaschen über Brandopfern aus. Ein Feuerwehrsprecher sagte, möglicherweise habe Funkenschlag aus einer Maschine oder der Lichtanlage die Explosion ausgelöst.
Verbrennungen der Atemwege
„Zuerst habe ich gedacht, dass es Teil der Spezialeffekte der Show sei“, berichtete ein Augenzeuge im Fernsehsender CTI. Als die Menschen aber anfingen zu schreien und davonzulaufen, „ist mir klar geworden, dass irgend etwas nicht stimmt“. Ein weiterer Zeuge sagte, „überall war Blut, auch im Pool“. Viele der Verletzten versuchten, ihre Schmerzen durch einen Sprung in das Schwimmbecken zu lindern. Eine junge Frau sagte, viele Opfer hätten „ihre Haut verloren“. Ein Sprecher des Gesundheitsamtes von Taipeh sagte am Sonntag, es gebe 519 Verletzte, die meisten davon „in ihren 20ern oder jünger“. Von ihnen seien 190 schwer verletzt. Viele hätten durch Einatmen des Pulvers auch Verbrennungen der Atemwege erlitten. Laut der Nachrichtenagentur CNA waren auch 13 Ausländer unter den Opfern der Katastrophe.
Der Vater einer schwer verbrannten jungen Frau brach vor Reporten in Tränen aus: „Sie war bei einem Konzert, warum gab es dabei eine Explosion?“Über 80 Prozent der Haut seiner Tochter seien verbrannt, sagte der Mann und warf den Behörden vor, ihm kaum Hilfe angeboten zu haben.
Die Leitung des Wasserparks Formosa Fun Coast teilte ihre „tiefe Trauer“über das Unglück mit. Die Parkmanagerin Chen Hui Ying sagte, alle Partygäste seien versichert gewesen. Bis zu welcher Höhe sagte sie jedoch nicht. Die Veranstalter hätten nicht ahnen können, dass „gefärbtes Maispulver“zu verstreuen derart gefährlich sein könnte, sagte die Managerin. Das Feuer konnte rasch gelöscht werden, doch hatten Rettungswagen Mühe, zum Unglücksort vorzudringen. Zahlreiche Verletzte wurden von Mitarbeitern des Parks und ihren Freunden auf Luftmatratzen oder Schlauchbooten abtransportiert. Die Schwerverletzten wur- den auf den Intensivstationen von 37 Krankenhäusern versorgt. Das Gesundheitsministerium rief große Kliniken auf, Hauttransplantate für die Verbrennungsopfer bereitzustellen. Die Polizei nahm den Veranstalter der Party Color Play Asia sowie vier Mitarbeiter fest. Gegen sie werde wegen „Verstößen gegen die öffentliche Sicherheit und Missachtung von Pflichten“ermittelt, sagte ein Polizeisprecher. Der Freizeitpark wurde bis auf Weiteres geschlossen. Taiwans Regierungschef Mao Chih Kuo ordnete an, alle vergleichbaren Veranstaltungen zu verbieten, sofern nicht für die Sicherheit der Gäste garantiert werden könne.