Simon & Jan lästern über Gott und die Welt
Liedermacher präsentieren im Franziskanerkloster ihr einen Tag zuvor zum Verkauf freigegebenes Album
EHINGEN - Im Hamburger St. Pauli Theater sind sie schon aufgetreten und im Bonner Pantheon haben sie im Juni des vergangenen Jahres den renommierten Kabarett- und Satirepreis „Prix Pantheon“entgegengenommen. Am Samstagabend haben sie Ehingen beehrt und im Franziskanerkloster in hintergründigster Weise über Gott und die Welt gelästert, was der Spott hält. Nur einen Tag nach der Verkaufsfreigabe ihres neuen Albums „Ach Mensch“haben Simon & Jan dieses im voll besetzten Anna-und-Ernst-Rumler-Saal präsentiert, in der Pause persönlich angeboten und in größerer Menge verkauft. Dabei haben sie das begeisterungsfähige Publikum dermaßen für sich eingenommen, dass es für das Konzert bereits am nächsten Tag im Internet Lobeshymnen gab.
Konzert im besten Wortsinn war allerdings ihr absolut homogenes Zusammenspiel auf zwei Gitarren. Diese Musik war ein akustisches Erlebnis ersten Grades und wäre allein schon den Eintrittspreis wert gewesen. Selten oder nie hat man Mozarts vielfach als auch als Türkischer Marsch bezeichnetes und „alla turca“überschriebenes Allegretto in Rondoform aus der Sonate Nr. 11 ADur KV 331 so virtuos auf zwei Gitarren gespielt gehört und so manches andere Intermezzo dazu.
Aber da gab es ja auch noch eine reichliche Menge Text, gesungen vielfach aber auch nur so daher gespottet. Denn Simon & Jan sind ja Liedermacher, die mit Einfällen und Sprachakrobatik die Welt beglücken möchten, um so ihr bescheidenes Leben komfortabel fristen zu können.
„Mein Name ist Moritz Bleibtreu“, stellte sich Jan zu Beginn des zweiten Liedes unter einer Kopfbedeckung in Cheeseburgerform vor. Im Juni 2013 trat der Schauspieler in einem Werbespot von McDonald’s auf und rechtfertigte dies damit, dass ihm das Filmchen den Luxus erlaube, klein-budgetierte Filme zu drehen. „Ich kann nur hoffen, dass bei euch der Groschen fällt“, zündete Jan beim showgeschäftskundigen Publikum den berühmten Funken. Die Leute im Saal wissen schließlich auch, wovon man auf der Erde lebt, wenn Luft und Liebe zu wenig sind.
Von Karnickelkotzen bis Hobby ohne Lobby reicht das von den zwei durchaus sympathischen Künstlern angerichtete appetitliche Menü für einen Sommerabend. „Die Kühe furzen uns ins Unglück“, ist eine aus der mediabelieferten Vorurteilsküche dazugegebene Würze. Eine andere ist der in gebildeten Kreisen besonders beliebte Schlagerspottverschnitt zur Verekelung der Volksmusik. Willkommene Beilage ist auch die Fraglichkeit aus heiligen Schriften geschöpfter Rituale. Da fällt einem doch unwillkürlich Robert Long ein, der sich vor Jahren über den frommen Bischof mit der Nase in andrer Leute Sachen mokierte.