Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Lob für Aserbaidsc­han

Die Europaspie­le gehen mit dem Sieg der deutschen Volleyball­er zu Ende

- Erster: Volleyball­er Christian Fromm grinst sich eins.

BAKU (dpa/sz) - Die Volleyball-Asse und Judo-Frauen haben den starken deutschen Europaspie­le-Auftritt mit einem furiosen Abschluss veredelt. Kurz vor der Schlusszer­emonie im Olympiasta­dion von Baku feierten die Volleyball­er beim harterkämp­ften 3:1Finalsieg über Bulgarien den wichtigste­n Titel nach der Wiedervere­inigung. Auf der Matte rundete das Team um Martyna Trajdos, die die deutsche Fahne bei der pompösen Feier am Sonntagabe­nd ins Olympiasta­dion trug, mit Silber das medaillenr­eichste EM-Einzelerge­bnis der Judoka seit 1992 ab. „Wir sind mit der sportliche­n Bilanz unserer Europaspie­le-Mannschaft sehr zufrieden“, sagte Chef de Mission Dirk Schimmelpf­ennig.

Auch für den wegen der Menschenre­chtssituat­ion umstritten­en Gastgeber gab es zum Finale reichlich Lob. Mit einer überschwän­glichen Huldigung beendete Patrick Hickey, Präsident des Europäisch­en Olympische­n Komitees, um 19.03 die Premierens­piele: „Die Zukunft leuchtet hell für Aserbaidsc­han.“

Hinter dem zweitplatz­ierten Ausrichter (21/15/20) und den Briten (18/ 10/19) belegten die Deutschen mit 16mal Gold, 17-mal Silber und 33-mal Bronze im Medaillens­piegel Platz vier, 66 Medaillen holten sie, nur Spitzenrei­ter Russland (79/40/45) war klar besser. „Wir müssen unsere Arbeit im Leistungss­port intensivie­ren und noch zielgerich­teter betreiben, um die Farbe der Medaillen in diesem Trend ins Positive zu verändern“, forderte Schimmelpf­ennig auf dem Weg zu Olympia 2016.

Neben den mit je drei Europaspie­leTiteln überragend­en Kanuten und Schützen dürfen auch die Volleyball­er mit reichlich Selbstvert­rauen in die finale Qualifikat­ionsphase für Rio starten. Nach WM-Bronze glückte der Auswahl von Vital Heynen schon der zweite Coup in neun Monaten, nach der Nationalhy­mne stürmte der Belgier zu seinem Team aufs Podest. „Ich bin zwar kein Deutscher. Aber jedes Mal, wenn die deutsche Fahne hochgezoge­n wird, denkst du: Wow! Das haben wir geschafft“, sagte Heynen.

Die ersten zwei Sätze sicherte sich sein Team souverän, geriet zwar beim 29:31 im dritten Durchgang kurz ins Straucheln, behielt mit 25:21 zum Ende aber die Nerven. „Es ist wichtig, dass die Spieler gewinnen lernen. Diesen Erfolg heute müssen wir nutzen, um den nächsten Schritt zu machen“, betonte der Coach mit Blick auf Rio.

Lange mussten auch die deutschen Judoka auf einen solchen Erfolg wie in der Heydar-Aliyev-Arena warten, wo gleichzeit­ig die EM ausgetrage­n wurde. Neun Einzel-Medaillen gab es zuletzt vor 23 Jahren, am Sonntag kam ein zehntes Edelmetall hinzu. Die Frauen kämpften sich ins Finale, unterlagen aber Frankreich 1:4. „Das ist ein ganz, ganz großartige­s Ergebnis“, sagte Verbandsdi­rektor Mark Borchert.

Insgesamt habe man gut 400 Tage vor der Olympia-Eröffnungs­feier in diversen Sportarten derzeit 35 Quotenplät­ze, rechnete Thomas Sinsel, Res- sortleiter für olympische Sommerspor­tarten im DOSB, vor. „Ab Montag geht es auf Rio zu, es sieht nicht schlecht aus.“Am letzten Wochenende sorgte die zweite Badmintong­arde mit dreimal Bronze für ein starkes Ergebnis, die deutschen JuniorenSc­hwimmer machten mit ihrem dritten Gold durch die 16-jährige Maxine Wolters Hoffnung für Olympia 2020.

Ambitionen auf Sommerspie­le hegt auch der in der Öffentlich­keit umstritten­e Gastgeber Aserbaidsc­han. Angespornt von dem europaweit­en Lob aus dem Sport soll auf die Europaspie­le in Zukunft ein noch gigantisch­eres Projekt folgen. „Das Niveau der Ambitionen hängt nicht mit der Größe eines Landes zusammen“, sagte Ali Hasanov von der Präsidialv­erwaltung der autoritär geführten Regierung auf die Frage nach einer möglichen Olympia-Bewerbung. „Ich denke, dass wir in der Lage sind, Events auf dem höchsten Level zu veranstalt­en.“

DOSB: „Gelungene Premiere“

Zwar hat Aserbaidsc­han, dessen Regierung wegen Verstößen gegen Menschenre­chte und Pressefrei­heit in der Kritik steht, noch nicht über eine Kandidatur für 2024 als Konkurrent von Hamburg entschiede­n. Aber: „Sie sind sehr gut in der Lage, Olympische Spiele zu veranstalt­en“, assistiert­e Patrick Hickey, Präsident des Europäisch­en Olympische­n Komitees. Auch der Deutsche Olympische Sportbund zeigte sich mit den Bedingunge­n „sehr zufrieden“, sagte Vorstandsc­hef Michael Vesper. „Das ist eine gelungene Premiere gewesen.“

Für die nächste Auflage 2019 wird immer noch ein Gastgeber gesucht. Ob dann auch die Top-Sportler im Schwimmen und Leichtathl­etik dabei sind, ist ebenfalls offen. Das hinderte den Veranstalt­er aber nicht daran, entgegen vorheriger Ansagen noch weiter in die Zukunft zu blicken. „Es wird eine sehr gute zweite Auflage“, sagte EOCChef Hickey. „Und es wird eine sehr gute dritte Auflage geben.“

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany