Im Meistertrikot zur Tour
Ravensburger Radprofi Buchmann überrascht die Stars
BENSHEIM (dpa/SID/sz) - Die Favoriten André Greipel und John Degenkolb sahen im Finale der Deutschen Straßenmeisterschaften alt aus. Der Ravensburger Radprofi Emanuel Buchmann stahl den verdutzten Arrivierten am Sonntag in Bensheim an der hessischen Bergstraße nach harten 204,8 Kilometern die Show. „Fünf Kilometer vor dem Ziel habe ich aus der Spitzengruppe attackiert und konnte einen kleinen Vorsprung bis ins Ziel retten“, sagte der 22-Jährige.
Der Tour-de-France-Debütant aus dem deutschen Zweitliga-Team BoraArgon 18 hatte sich als Schnellster einer 20 Fahrer starken Spitzengruppe erwiesen. Buchmann verwies Nikias Arndt aus Buchholz auf Rang zwei, Dritter wurde Marcus Burghardt, der von seinem BMC-Team keine Berufung für die am Samstag in Utrecht beginnende Frankreich-Rundfahrt erhalten hatte. Anders als Buchmann. „Mein Tourziel heißt: Paris erreichen“, hatte der zierliche Profi erst vergangene Woche auch im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“erklärt. Er wird sein Vorhaben nun im begehrten Trikot mit dem schwarzrot-goldenen Brustring angehen. „Es ist megageil, bei der Tour im Meistertrikot an den Start zu gehen. Das ist unglaublich“, sagte Buchmann überwältigt.
Titelverteidiger Greipel und Degenkolb, der im Frühjahr MailandSanremo und Paris-Roubaix gewonnen hatte, wurden den hohen Erwartungen in einem harten Rennen nicht gerecht. Allerdings war Degenkolb im Finale wegen eines Defektes zurückgefallen. „Ich musste fast allein ein Loch zufahren, das hat viel Kraft gekostet, eigentlich war die Konstellation für mich ideal“, sagte Degenkolb.
Starke Teamleistung
Die Entscheidung fiel in der letzten von acht Runden, nachdem es zuvor ständige Wechsel an der Spitze gegeben hatte. Eine Spitzengruppe von 22 Fahrern, die sich am Schluss noch reduzierte, machte den Sieger unter sich aus. Der Parcours, der pro Runde eine sieben Kilometer lange Steigung auf die Kuralpe aufwies, lag Degenkolb eigentlich. „Aber gegen Bora kamen wir heute nicht an, Emanuel hat verdient gewonnen“, sagte sein Teamkollege Arndt. Degenkolb wurde 18., Greipel 16. Und Emanuel Buchmann verriet lächelnd ein wenig Team-Taktik: „Wir haben abwechselnd attackiert. Ich hatte das Glück, dass sie mich haben fahren lassen.“