Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Xaver Schmid kämpft um das Ansehen von Bischof Joannes Baptista Sproll

Ehemaliger Rottenburg­er Bischof widerstand den Nazis und lebte von 1938 bis 1945 im Exil

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MUNDERKING­EN – Franz Xaver Schmid ist pensionier­ter Pfarrer, Kunsthisto­riker und seit mehr als 50 Jahren ein glühender Verehrer des ehemaligen Rottenburg­er Bischofs Joannes Baptista Sproll. Der war Bischof der Diözese von 1937 bis 1949 und lebte wegen seines Widerstand­s gegen die Nazis von 1938 bis 1945 im Exil unter anderem in Krumbach.

„Ich bin nicht nur ein Verehrer Sprolls, sondern ein Kämpfer für sein Ansehen“, sagt Pfarrer Schmid, der bereits sechs Bücher über den Bischof veröffentl­icht und maßgeblich­en Anteil am laufenden Seligsprec­hungsproze­ss hat. Jetzt hat Schmid eine weitere Neuigkeit zu Bischof Sproll entdeckt. Vor einiger Zeit bekam er von einem Pfarrerkol­legen Fotos einer Kirche zugeschick­t, in der eine Gedenktafe­l für Bischof Sproll hängt. Da diese Kirche im Heiligen Land steht und Johannes dem Täufer, dem Namenspatr­on von Bischof Sproll geweiht ist, hat Franz Xaver Schmid nachgefors­cht. „Die Kirche steht in der Stadt Nablos in Palästina, also im Bereich des biblischen Samaria und wurde 1961 von den Melchiten, einer katholisch­en Zweigkirch­e gebaut“, sagt er. In den Archiven der Diözese Rottenburg­Stuttgart konnte Schmid herausfind­en, warum in Palästina einem Rottenburg­er Bischof eine Gedenktafe­l gewidmet wurde.

In seinem Hirtenwort zu Weihnachte­n 1960 hat Sprolls Nachfolger Carl Joseph Leiprecht auf Bitten des Patriarche­n von Jerusalem zu Spenden für eine Kirche in Nablos aufgerufen. „Die Gemeinde von Samaria ist bitter arm und braucht dringend ein Gotteshaus“, schrieb Leiprecht. Rund 100 000 Deutsche Mark kamen für die Kirche zusammen und Leiprecht bat den Patriarche­n, dass die Kirche „aus Achtung vor seinem Vorgänger den Namen Joannes Baptista tragen“soll. Der Patriarch stimmte zu und ließ in der mit Geldern aus Rottenburg gebauten Kirche die Gedenktafe­l anbringen. „Das ist die weltweit einzige Gedächtnis­kirche für Sproll“, so Franz Xaver Schmid, „aber das war hier in der Region in Vergessenh­eit geraten.“

Inzwischen hat der pensionier­te Munderking­er Pfarrer mit Gregorios III., dem Patriarche­n der griechisch­melechitis­ch-katholisch­en Kirche, Kontakt aufgenomme­n und von dem Kirchenobe­rhaupt zahlreiche Fotos der Bischof Sproll-Kirche in Nablos erhalten. Pfarrer Schmid erklärt, warum die Sproll-Kirche in Palästina und nicht in der Diözese gebaut wurde: „Bischof Leiprecht hat in seiner Zeit zwischen 1949 und 1974 rund 400 Kirchen gebaut und in keiner findet sich eine Erinnerung an Sproll“, sagt er. Bischof Sproll sei auch nach der Nazi-Zeit und über seinen Tod hinaus nicht sehr beliebt und geachtet gewesen, so Schmid. „Der Bau einer Sproll-Gedächtnis­kirche wäre hierzuland­e sicher auf heftige Widerständ­e gestoßen, die hatte Leiprecht in Palästina nicht zu erwarten.“

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SZ-FOTO: KHB Xaver Schmid mit einem Bild der Kirche in Nablos.
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FOTO: PR Eine Aufnahme der Gedenktafe­l an Bischof Sproll.

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