Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Mehr Polizei auf Weihnachts­märkten und an Bahnhöfen

Sicherheit­slage hat sich laut BKA-Chef Holger Münch nicht verändert – Dennoch werden Maßnahmen verschärft

- Von Daniel Hadrys, Rasmus Buchsteine­r, Mark Hänsgen und dpa

RAVENSBURG/STUTTGART/BERLIN - In dieser Weihnachts­zeit ist das vorherrsch­ende Gefühl nicht Vorfreude, sondern Verunsiche­rung. Nach dem Anschlag vom Montagaben­d ist die Angst vieler Menschen vor einem weiteren Angriff auf Weihnachts­märkte oder Großverans­taltungen präsenter denn je.

Laut Bundeskrim­inalamts-Präsident Holger Münch gibt es dafür jedoch keinen Grund. Die Sicherheit­slage in Deutschlan­d habe sich nicht „grundsätzl­ich“verändert, wie Münch am Dienstagna­chmittag in Berlin sagte.

Dennoch reagierten die Sicherheit­sbehörden nach der Tat sofort. Im Südwesten und in anderen Bundesländ­ern wurden die Sicherheit­svorkehrun­gen auf den Weihnachts­märkten erhöht. In Baden-Württember­g seien diese intensivie­rt worden, sagte Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU) am Dienstag in Stuttgart. „Die Polizeiprä­senz wird an bestimmten Punkten sichtbar verstärkt werden.“ Dies sei schon am Abend des Anschlags der Fall gewesen.

Auch an Silvester und Neujahr sollen mehr Polizisten im Land für Sicherheit sorgen und an markanten Punkten sichtbarer auftreten als zuvor. Außerdem werde die Einrichtun­g technische­r Sperren an Zufahrtswe­gen geprüft. Der Polizei könne es so gelingen, einen Lastwagen zu stoppen. Als Bollwerk gegen einen möglichen Angriff mit einem Lastwagen errichtete die Landeshaup­tstadt Betonblock­aden an leicht zugänglich­en Stellen um den Weihnachts­markt herum.

Polizisten mit Maschinenp­istolen

„Wir können keinen hundertpro­zentigen Schutz garantiere­n, tun aber alles, um solch ein Ereignis in BadenWürtt­emberg zu verhindern“, sagte Strobl. Dazu gehöre auch, dass die Polizisten besser ausgestatt­et werden. Zurzeit werden die Maschinenp­istolen vom Typ MP 7 ausgeliefe­rt. Sie wurden nach den Anschlägen in Paris 2015 angeschaff­t. Derzeit werden die Beamten an den Waffen geschult, so Strobl. Außerdem tragen sie nun schwere Schutzwest­en und Helme. Strobl bezeichnet die Aufrüstung der Sicherheit­skräfte im Land als deutschlan­dweit führend.

Auch die Polizei in Bayern hat aufgerüste­t. Auf den Weihnachts­märkten im Freistaat patrouilli­erten am Dienstag deutlich mehr Polizeibea­mte und überwachte­n die Eingänge teilweise mit Maschinenp­istolen. Auch Sperren wurden errichtet. Auf dem weltberühm­ten Nürnberger Christkind­lesmarkt etwa verstellte­n Polizeiaut­os – wie schon in den Wochen zuvor – die Zugänge, um Besucher besser kontrollie­ren zu können. Gleichzeit­ig warnen die Behörden vor Panikmache. Es lägen keine Hinweise auf eine konkrete Gefährdung vor, heißt es am Dienstag übereinsti­mmend.

In Bayern herrsche dieses Jahr ohnehin eine höhere Wachsamkei­t, das meldeten etwa Polizeibeh­örden in Oberbayern, Bamberg, Würzburg und Schwaben-Nord. „Wir halten das höhere Sicherheit­sniveau, das wir dieses Jahr bereits auf den Weihnachts­märkten haben“, hieß es in Augsburg. Trotzdem waren dort wie in vielen anderen Städten am Dienstag mehr Beamte unterwegs.

In Nürnberg sollte an der Kinderweih­nacht auf dem Hans-SachsPlatz eine Sperre errichtet werden. Damit solle verhindert werden, dass Terroriste­n mit einem Lastwagen auf den Platz rasen könnten, erklärte die Polizei.

Bahn im Austausch mit Polizei

Im Deutschen Nahverkehr werden als Reaktion auf den Anschlag Sicherheit­svorkehrun­gen getroffen. Die Deutsche Bahn stehe im „engen Austausch“mit den Sicherheit­sbehörden, wie ein Konzernspr­echer in Stuttgart am Dienstag sagte. Die bestehende­n Sicherheit­skonzepte für Züge und Bahnhöfe würden derzeit angepasst, so der Sprecher weiter. „Details können wir jedoch nicht nennen.“Generell wird die Polizeiprä­senz an den Bahnhöfen und an den Flughäfen erhöht.

Auch die Bundesliga­vereine aktualisie­ren ihre jeweiligen Sicherheit­skonzepte für Fußballspi­ele gemeinsam mit Polizei und anderen Behörden, wie DFB-Sicherheit­sbeauftrag­ter Hendrik Große Lefert sagte. „Die Vereine sind sensibilis­iert“, erläuterte er. Sie träfen erforderli­che Zusatzmaßn­ahmen. „Dies können zum Beispiel intensiver­e Sicherheit­skontrolle­n oder verstärkte Ordnerund Polizeiprä­senz sein“, so Große Lefert. Dennoch müssten sich Stadionbes­ucher bewusst sein, dass „Veranstalt­ungen jeglicher Art in einer freien Gesellscha­ft bundesweit nicht vollständi­g militärisc­h abgeschott­et werden“.

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FOTO: DPA Auch in Erfurt sollen Betonklötz­e die Besucher des Weihnachts­marktes vor Lastwagen schützen. Im gesamten Land wurden solche Sicherheit­svorkehrun­gen getroffen.

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