So reagiert die Polizei auf den Anschlag in Berlin
In der Nacht nach der Amokfahrt eines Lastwagens werden im Landkreis Tausende Autos kontrolliert
ULM/NEU-ULM - Nach dem Lastwagen-Anschlag auf einen Berliner Weihnachtsmarkt mit zwölf Toten und vielen Verletzten sind auch die Sicherheitsbehörden in der Region alarmiert. Die Polizei kontrollierte noch in der Nacht den Verkehr an mehreren Stellen, was teilweise zu kilometerlangen Staus führte. Auf dem Ulmer Weihnachtsmarkt werde es eine erhöhte Präsenz der Polizei geben, „sei es verdeckt oder offen“, sagte Rainer Türke, der Leiter der Abteilung Sicherheit, Ordnung und Gewerbe bei der Stadt Ulm.
Auch das Sicherheitskonzept für Silvester werde überarbeitet. „Es ist eine dynamische Entwicklung. Wir stehen in Dauerkontakt mit der Polizei.“Bislang plante die Stadt an Silvester weder eine Videoüberwachung noch eine Absperrung auf dem Münsterplatz. Diese Maßnahmen könnten jetzt nochmals auf den Prüfstand kommen. „Stand jetzt können wir aber noch nichts Näheres dazu sagen“, so Rainer Türke.
„Die Bevölkerung darf sich darauf verlassen, dass die Polizei alles tun wird, um ein höchstes Maß an Sicherheit herzustellen“, sagte Wolfgang Jürgens, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Ulm. Das Sicherheitskonzept werde ständig überprüft. „Dieses beinhaltet jedes denkbare Ereignis.“In der Region hat sich die Sicherheitslage aus Sicht der Polizei nicht verändert. „Es gibt eine abstrakt hohe Gefährdung“, so Jürgens.
Noch in der Nacht hatte die bayerische Polizei umfangreiche Verkehrskontrollen in ganz Bayern organisiert. Auch im Landkreis NeuUlm, wie Christian Eckel, Sprecher des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West in Kempten, bestätigte. Die Kontrollen sind offenbar Teil eines bundesweiten Anti-Terror-Konzeptes, zu dem sich Eckel nicht näher äußern wollte: „Für den Verdacht eines Anschlages gibt es bundesweit verschiedene konzeptionell festgelegte Maßnahmen. Diese haben wir ergriffen.“
An zahlreichen Hauptverkehrsknotenpunkten kam es daher bis in die Morgenstunden hinein zu sogenannten Sichtkontrollen. Einen „konkreten Fahndungsansatz“habe es nicht gegeben“, so Polizeisprecher Eckel. Wohl aber hatten die Kontrollen Auswirkungen auf den morgendlichen Berufsverkehr, beispielsweise an der Adenauerbrücke in Neu-Ulm. Dort wurden für die Kontrollen mehrere Stunden lang die drei Fahrspuren auf eine Fahrspur verengt. Alleine auf der B 10 staute sich aus Richtung Norden der Verkehr rund zehn Kilometer bis zur Autobahnausfahrt Ulm-West zurück und auch im gesamten Innenstadtbereich stockte der Verkehr auf allen auf die Bundesstraße zuführenden Straßen.
Bei den Veranstaltern des Ulmer Weihnachtsmarkts sorgten die Ereignisse in Berlin derweil für tiefe Betroffenheit. „Wir sind alle sehr bestürzt, dass so etwas passieren kann“, sagte Jürgen Eilts, der Chef der Ulm-Messe. Am Dienstag lief der Markt dennoch wie gewohnt am Vormittag an. Er soll wie geplant bis Donnerstag stattfinden. „Das hängt aber auch von der Bevölkerung ab“, sagte Eilts. „Ob die sagen: Wir lassen uns unseren Weihnachtsmarkt nicht nehmen, wir stehen zu der Veranstaltung oder ob viele Angst haben und daheim bleiben. Das werden wir die nächsten Tage sehen.“Es sei einfach eine neue Situation, mit der man umgehen müsse.