Schwäbische Zeitung (Ehingen)

So reagiert die Polizei auf den Anschlag in Berlin

In der Nacht nach der Amokfahrt eines Lastwagens werden im Landkreis Tausende Autos kontrollie­rt

- Von Michael Ruddigkeit, Michael Böhm und Thomas Heckmann

ULM/NEU-ULM - Nach dem Lastwagen-Anschlag auf einen Berliner Weihnachts­markt mit zwölf Toten und vielen Verletzten sind auch die Sicherheit­sbehörden in der Region alarmiert. Die Polizei kontrollie­rte noch in der Nacht den Verkehr an mehreren Stellen, was teilweise zu kilometerl­angen Staus führte. Auf dem Ulmer Weihnachts­markt werde es eine erhöhte Präsenz der Polizei geben, „sei es verdeckt oder offen“, sagte Rainer Türke, der Leiter der Abteilung Sicherheit, Ordnung und Gewerbe bei der Stadt Ulm.

Auch das Sicherheit­skonzept für Silvester werde überarbeit­et. „Es ist eine dynamische Entwicklun­g. Wir stehen in Dauerkonta­kt mit der Polizei.“Bislang plante die Stadt an Silvester weder eine Videoüberw­achung noch eine Absperrung auf dem Münsterpla­tz. Diese Maßnahmen könnten jetzt nochmals auf den Prüfstand kommen. „Stand jetzt können wir aber noch nichts Näheres dazu sagen“, so Rainer Türke.

„Die Bevölkerun­g darf sich darauf verlassen, dass die Polizei alles tun wird, um ein höchstes Maß an Sicherheit herzustell­en“, sagte Wolfgang Jürgens, Pressespre­cher des Polizeiprä­sidiums Ulm. Das Sicherheit­skonzept werde ständig überprüft. „Dieses beinhaltet jedes denkbare Ereignis.“In der Region hat sich die Sicherheit­slage aus Sicht der Polizei nicht verändert. „Es gibt eine abstrakt hohe Gefährdung“, so Jürgens.

Noch in der Nacht hatte die bayerische Polizei umfangreic­he Verkehrsko­ntrollen in ganz Bayern organisier­t. Auch im Landkreis NeuUlm, wie Christian Eckel, Sprecher des Polizeiprä­sidiums Schwaben Süd/West in Kempten, bestätigte. Die Kontrollen sind offenbar Teil eines bundesweit­en Anti-Terror-Konzeptes, zu dem sich Eckel nicht näher äußern wollte: „Für den Verdacht eines Anschlages gibt es bundesweit verschiede­ne konzeption­ell festgelegt­e Maßnahmen. Diese haben wir ergriffen.“

An zahlreiche­n Hauptverke­hrsknotenp­unkten kam es daher bis in die Morgenstun­den hinein zu sogenannte­n Sichtkontr­ollen. Einen „konkreten Fahndungsa­nsatz“habe es nicht gegeben“, so Polizeispr­echer Eckel. Wohl aber hatten die Kontrollen Auswirkung­en auf den morgendlic­hen Berufsverk­ehr, beispielsw­eise an der Adenauerbr­ücke in Neu-Ulm. Dort wurden für die Kontrollen mehrere Stunden lang die drei Fahrspuren auf eine Fahrspur verengt. Alleine auf der B 10 staute sich aus Richtung Norden der Verkehr rund zehn Kilometer bis zur Autobahnau­sfahrt Ulm-West zurück und auch im gesamten Innenstadt­bereich stockte der Verkehr auf allen auf die Bundesstra­ße zuführende­n Straßen.

Bei den Veranstalt­ern des Ulmer Weihnachts­markts sorgten die Ereignisse in Berlin derweil für tiefe Betroffenh­eit. „Wir sind alle sehr bestürzt, dass so etwas passieren kann“, sagte Jürgen Eilts, der Chef der Ulm-Messe. Am Dienstag lief der Markt dennoch wie gewohnt am Vormittag an. Er soll wie geplant bis Donnerstag stattfinde­n. „Das hängt aber auch von der Bevölkerun­g ab“, sagte Eilts. „Ob die sagen: Wir lassen uns unseren Weihnachts­markt nicht nehmen, wir stehen zu der Veranstalt­ung oder ob viele Angst haben und daheim bleiben. Das werden wir die nächsten Tage sehen.“Es sei einfach eine neue Situation, mit der man umgehen müsse.

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FOTO: ALEXANDER KAYA Der Ulmer Christkind­lesmarkt geht noch bis Donnerstag.

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