6:5 für Bayern gegen Orban, Keita & Co.
Im Spitzenspiel gegen Leipzig müssen die Münchner an ihre Grenzen gehen, glaubt Sky-Experte Wolff Fuss
MÜNCHEN - Besser geht’s nicht. Ein Lob dem Computersystem der DFL, das für den 16. Spieltag, den letzten vor der Weihnachtspause, dieses Spiel vorgesehen hat. Meister gegen Aufsteiger, eine sichere Sache für die Bayern, ein netter Ausflug für die Sachsen – hätte man im Sommer gedacht. „Nun ist es das Topspiel des Jahres, das uns da unter den Baum gelegt wird“, sagt Sky-Kommentator Wolff Fuss (40) zum Duell Erster gegen Zweiter und zwei Teams, die den Titel wohl unter sich ausmachen. Für die „Schwäbische Zeitung“analysiert Fuss Mann gegen Mann in der erwarteten Startelf – jedoch vergleicht er nicht die Lebensleistung der Profis, sondern allein die Leistungen in der Hinrunde.
MANUEL NEUER GULÁCSI – PÉTER
Der Nationaltorhüter hat siebenmal zu null gespielt, Bayern mit neun Gegentoren die beste Abwehr der Liga. Dabei konnte sich Neuer richtig auszeichnen, hatte in dieser Hinrunde gefühlt mehr zu tun als in den drei Jahren zuvor. Der Ungar Gulácsi ist ein guter, solider Bundesliga-Torhüter, der nun gegen Bayern geprüft wird. Wertung klar an Neuer. Stand: 1-0 für Bayern.
PHILIPP LAHM – BERNARDO
Mit der taktischen Umstellung von Ancelotti hat Lahm am meisten zu kämpfen. Spielte meist Rechtsverteidiger, manchmal im Mittelfeld. Keine überragende Saison von ihm, unterschreitet aber nie ein gewisses Niveau. Der Brasilianer Bernardo ist erst 21, ein junger Außenverteidiger mit Perspektive, fehlte zuletzt ein paar Wochen verletzt. Ein Remis. Stand damit: 1,5-0,5.
MATS HUMMELS – WILLI ORBAN
Das Duell der derzeitigen Abwehrchefs: Weltmeister Hummels hat nach der EM und seinem Wechsel vom BVB etwas Zeit gebraucht, ist aber auf dem Weg, wieder der alte zu werden. Orban, der Kapitän von RB, ist in einer Superform, immer torgefährlich, einer der besten Innenverteidiger der Liga. Meine Wertung: unentschieden. Stand 2-1.
JAVI MARTÍNEZ – STEFAN ILSANKER
Im Grunde sind beide Ausweichlösungen auf der Innenverteidiger-Position. Wobei Ausweich- und Ideallösung hier nicht weit auseinanderliegen. Der Spanier hat von allen Abwehrspielern bei Bayern wohl die konstanteste Form. Der Österreicher Ilsanker ist ein sensationeller Aufbauspieler, sehr zweikampfstark, hat seine Reihe im Griff. Auch in diesem Duell gebe ich Gleichstand. Stand 2,5-2,5.
DAVID ALABA – MARCEL HALSTENBERG
Der Österreicher spielt diese Saison nicht wirklich an seinem Limit, ist von seinem Optimum ein Stück entfernt, aber immer noch sehr solide. Halstenberg gehört zu den unbesungenen Helden der RB-Elf, ist schnell, macht viel Druck über links nach vorne. Sein Einsatz bleibt bis kurz vor knapp wegen einer Einblutung in der Hüfte fraglich. Meine Wertung auch hier: unentschieden. Stand: 3-2.
VIDAL – DIEGO DEMME
Der Chilene hat diese Saison noch nicht überzeugt, wurde aber genau für solche Spiele gebaut. Bringt die richtige Mentalität mit und geht mit Wehret-denAnfängen-Attitüde in die Zweikämpfe. Demme ist die tragende Säule des Leipziger Aufbauspiels, eine Mischung aus Gattuso und Pirlo, nur schneller als Pirlo und ein besserer Vorbereiter als Gattuso. Allerdings noch ohne Tor. Trotzdem mein Punkt an RB. Zwischenstand 3-3.
THIAGO – NABY KEITA
Es ist das Duell um die Regentschaft im Mittelfeld. Thiago gibt bei Bayern das Umschaltkommando, ist die Nebelkerze im Spiel, weil du nie genau weißt, wo er sich auf dem Platz bewegt. Um Keita (Oberschenkelzerrung) bangt Leipzig, weil er für mich mit seiner Power und Spielintelligenz der „rising star“der Hinrunde ist. Dennoch ein Remis. Stand also 3,5-3,5.
THOMAS MÜLLER – TOBIAS WERNER
Bei Müller bin ich mir noch nicht ganz sicher, ob der (Tore-)Knoten endgültig geplatzt ist. Hat eine kleine Leistungsdelle – die erste seiner überragenden Karriere. Werner ist schnell, torgefährlich, wie gemacht für das RBKonzept. Hat einen Höhenflug, mit zwischenzeitlichem Schwalbenabsturz. Den Fehler macht er nie wieder. Die Form spricht für Werner, aber Müller ist immer eine Waffe. Remis! Stand 4-4.
FRANCK RIBÉRY – EMIL FORSBERG
Ribéry hat aktuell nicht die beste Form, aber in diesem Topspiel wird er was zeigen wollen. So eine Partie nimmt er traditionell persönlich. Forsberg, ein Schwede, hat alles, ist ein super Vorbereiter (acht Torvorlagen = Ligabestwert!) mit einem sehr guten Auge für die Mitspieler, einem klasse Spielverständnis und ist in überragender Verfassung. Eigentlich wäre der einer für die Bayern. Punkt an RB. Stand 4-5.
ARJEN ROBBEN – MARCEL SABITZER
Fünf Tore, drei Vorlagen – und das, obwohl ihn kleinere Blessuren immer wieder zu Pausen zwingen. Ich bin mir sicher, dass Robben sein bestes Saisonspiel macht. Wenn er fit und bereit ist, brennt’s. Dann gibt es auf seiner Position nach wie vor keinen besseren. Dagegen ist Sabitzer, der aus Salzburg kam, eben „nur“Sabitzer, aber schnell, konterstark und auch schon mit vier Toren und drei Vorlagen. Wertung pro Bayern. Stand 5-5.
ROBERT LEWANDOWSKI – YUSSUF POULSEN
Für mich gehört der Pole zu den besten Neunern der Welt, hat schon wieder elf Saisontore, kann nun auch Freistöße. Der Däne Poulsen ist als Mittelstürmer mehr der Edelhelfer, der extrem viele Zweikämpfe bestreitet, Bälle abschirmt und durchsteckt. Torgefährlich ist er kaum (nur ein Treffer). Der Punkt geht klar an „Lewy“. Das ergibt den Endstand 6-5 für die Bayern. Knappe Kiste. Das Fuss-Fazit: „Die Bayern sind zum Jahresausklang richtig gefordert und werden beweisen wollen, was sie draufhaben. Uns erwartet ein rasantes Fußballspiel. Ich tippe auf einen knappen Heimsieg.“
„Es ist das Spiel der Spiele. Gegen Leipzig muss gewonnen werden, um klarzumachen, wer in Deutschland der Herr im Hause ist“, sagte Bayern-Präsident Uli Hoeneß vor dem Ligagipfel, den Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge „Weihnachtsfinale“nennt. Hoeneß hat nichts gegen die von Red-BullMogul Dietrich Mateschitz gesponserten Gäste: „Wer Bayer Leverkusen und den VfL Wolfsburg akzeptiert, der darf auch mit RB Leipzig und Red Bull kein Problem haben.“Die Gäste fühlen sich wohl als Außenseiter: „Alles andere als ein Bayern-Sieg wäre aus Münchner Sicht eher eine Enttäuschung“, sagt Sportdirektor Ralf Rangnick. Bayerns Abwehrchef
(28) ist derweil am Dienstag an der Sehne des rechten Brustmuskels operiert worden, er fällt mindestens sechs Wochen aus.