Einmal Hollywood hin und zurück
Unternehmen Schönheit: Christine Kaufmann mit 72 Jahren gestorben
RAVENSBURG - Mit acht Jahren drehte sie ihren ersten Film, mit 16 bekam sie einen Golden Globe in Hollywood, mit 54 Jahren zog sie sich zum zweiten Mal für den Playboy aus und wurde vom Boulevard zur „schönsten Großmutter“erklärt. Das Leben der Christine Kaufmann war schillernd. Ihre Schönheit wie ihr Talent bescherten ihr als Schauspielerin und als Frau nicht nur Glück. Christine Kaufmann, die unzählige Rollen gespielt hat, vier Mal verheiratet war und in den letzten Jahren vor allem als Autorin und KosmetikUnternehmerin von sich reden gemacht hat, ist in einer Münchner Klinik gestorben. Sie wurde 72 Jahre alt. Angeblich litt sie an Leukämie, die man aber wohl nicht behandelt hat.
Vielleicht wollte die Verfasserin von Büchern wie „Verführung zur Lebenslust – Zen und Sinnlichkeit“auch gar nicht wissen, woran sie litt. In einem Interview mit der Zeitschrift „Woman“hat sie einmal gesagt: „Ich interessiere mich für ein gutes Leben, nicht für ein langes. Ich habe auch keine Angst vorm Sterben.“
Kinderstar ohne Kindheit
Ihr Lebensweg scheint über weite Strecken wie nach einem Hollywood-Drehbuch verlaufen zu sein: 1945 in Österreich geboren, wächst die Tochter einer Französin und eines Deutschen in München auf. Die Frau Mama will das Beste für ihr hübsches Mädchen, schickt sie ins Ballett. Das Kind wird vom Film entdeckt. 1952 die erste Rolle „Im weißen Rößl“. Zum Kinderstar wird sie als Rosen-Resli in Harald Reinls Verfilmung von Johanna Spyris Kinderbuch. Da ist die kleine Christine gerade mal acht Jahre alt. Von da an verzeichnet die Filmografie auf Wikipedia jedes Jahr einen Film, in dem die kleine Kaufmann besetzt wird.
Eine normale Schule hat Christine Kaufmann nie besucht, sie wurde zwischen den Dreharbeiten von Privatlehrern unterrichtet. Sie sei Schauspielerin geworden, ohne es zu wollen. Sie spielt in Heimatfilmen wie „Wenn die Alpenrosen blüh’n“, in Komödien („Witwer mit fünf Töchtern“), aber auch an der Seite von Romy Schneider, Lilli Palmer und Therese Giehse in einer Neuverfilmung von „Mädchen in Uniform“. Sie dreht in Italien „Die letzten Tage von Pompeji“(1959), als Hollywood auf die hübsche Deutsch-Französin aufmerksam wird. Ihr größter künstlerischer Erfolg aber wird 1960 „Stadt ohne Mitleid“sein. Darin spielt Christine Kaufmann ein junges Mädchen, das in einer deutschen Garnisonsstadt von amerikanischen Soldaten vergewaltigt wird. Der Verteidiger, dargestellt von Kirk Douglas, bringt die Stimmung zum Kippen. Das Mädchen zerbricht an der kleinstädtischen Doppelmoral. Christine Kaufmann bekommt dafür den Golden Globe als beste Nachwuchsdarstellerin und Angebote in den USA. Bei den Dreharbeiten zu „Taras Bulba“lernt sie Tony Curtis kennen. Da ist sie 16, mit 18 heiratet sie den 20 Jahre älteren Mann und bringt die Töchter Alexandra und Allegra zu Welt. Die Ehe dauert nicht so lange wie der Rosenkrieg danach. In einer spektakulären Aktion holte Tony Curtis die Töchter zurück in die USA und bekam das Sorgerecht.
Ausflug ins komische Fach
In Deutschland kam ihre Karriere in den 1970er-Jahren erst langsam wieder in Gang. Sie wurde zwar engagiert, auch von Autorenfilmern wie Werner Schroeter („Der Tod der Maria Malibran“, 1971, „Tag der Idioten“, 1981) und Rainer Werner Fassbinder („Lili Marleen“und „Lola“, beide 1981). Aber die Zeit der Hauptrollen war vorbei.
Dass sie nicht nur das niedliche Püppchen sein konnte, als das man sie gern besetzte, durfte sie bei Harald Dietl zeigen. Unvergessen ist sie als Olga Behrens, die Zahnspangen tragende, lispelnde, kurzsichtige, unterbezahlte Sekretärin der Frau von Soettingen (Ruth Maria Kubitschek). In einem Gespräch mit der Zeitung „Die Zeit“hat sie bekannt: „Ich spiele nie, sondern hole bestenfalls Gefühle aus allen Ecken, irgendwelchen Erlebnissen, es ist schmerzlich, wie wenn ich mein Leben verspiele.“