Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Alles dreht sich um den Unlinger Reiter

Originalfu­nde werden im Heuneburgm­useum in Hundersing­en gezeigt

- Von Barbara Baur

HUNDERSING­EN - Die Archäologe­n, die das Areal rund um die Heuneburg im Herberting­er Teilort Hundersing­en erforschen, präsentier­en in dieser Saison wieder Originalfu­nde aus den aktuellen Grabungen. Im Mittelpunk­t der Ausstellun­g steht eine Reiterfigu­r, die in einem keltischen Gräberfeld bei Unlingen im vergangene­n Sommer entdeckt worden ist. Dabei handelt es sich um die bislang älteste figürliche Darstellun­g eines Reiters in Deutschlan­d. Die Ausstellun­g mit dem Titel „Der Unlinger Reiter – Kelten, Pferde, Wagenlenke­r“ist ab dem 15. Mai zu sehen. Zum Programm gehören auch Vorführung­en mit Reitern und Pferden.

Ausstellun­gsorte sind sowohl das Museum in der Zehntscheu­er in der Binzwanger Straße, das von der Gemeinde Herberting­en getragen wird, als auch das Freilichtm­useum bei Hundersing­en, dessen Trägerscha­ft die Gesellscha­ft für Archäologi­e in Württember­g und Hohenzolle­rn und vom Verein Heuneburg-Museum übernommen haben. Beide Museen wollen künftig wieder verstärkt kooperiere­n.

„Im Freilichtm­useum auf der Heuneburg sind Originalfu­nde schwer zu zeigen, vor allem, wenn es sich um kostbare Funde handelt“, sagt Dirk Krausse vom Vorstand der Gesellscha­ft für Archäologi­e in Württember­g und Hohenzolle­rn. Deshalb sollen diese im Heuneburgm­useum in der Zehntscheu­er präsentier­t werden. Zu sehen wird auch der achteinhal­b mal sieben Zentimeter große Reiter sein. „Er wurde in einem Kammergrab gefunden, das ursprüngli­ch aus Holz in Blockbauwe­ise errichtet war“, sagt Krausse. Die Hölzer seien über die Jahrhunder­te vergangen, die Grabhügel durch die Landwirtsc­haft abgetragen worden. Dennoch konnten die Archäologe­n rekonstrui­eren, dass Grabräuber im Hügelzentr­um die Kammerdeck­e durchgesch­lagen und das Grab ausgeraubt haben.

Als die Reiterfigu­r aus Bronze dem Grab beigegeben wurde, war sie vermutlich auf dem Joch oder der Deichsel eines vierrädrig­en Wagens montiert. Hinweise darauf gaben den Forschern die Reste von vier Bronzebesc­hlägen, die sie in dem Grab fanden. Neben dem Wagen befanden sich dort noch Gefäße aus Keramik, vermutlich ein Trinkservi­ce, das wohl mit Getränken und Speisen gefüllt war. Auch der gefundene Schmuck, darunter zwei Goldohrrin­ge, Bronzeschm­uck und Armschmuck aus Ölschiefer, deuten laut Krausse darauf hin, dass es sich bei dem Toten um einen Menschen mit hohem sozialem Ansehen handelte.

Während im Heuneburgm­useum im Ort vor allem Originalfu­nde präsentier­t werden, können sich die Besucher im Freilichtm­useum über die aktuellen Ausgrabung­en informiere­n. Weil in der Dauerausst­ellung im Herrenhaus schon so gut wie kein Platz mehr ist, werden auf dem Burgplatea­u wetterbest­ändige Tafeln aufgestell­t. „Es wird 24 Tafeln zu den Funden geben“, sagt Krausse. Sie sind von einem Holzplatea­u aus zu sehen, das extra dafür gebaut wird. Auf den Tafel gibt es Informatio­nen rund um den Themen Komplex Reiten, Pferde und Wagen.

Reiter zeigen ihre Künste

Direkt neben der Ausstellun­g wird eine Reitbahn eingericht­et. Dort zeigt Bernhard Lühr aus Blaubereue­n mit seinen vier Pferden Reitvorfüh­rungen. Um die Pferde und die Reiter passend zum Thema auszustatt­en, wurde schon vieles nach Vorlage der Funde nachgeschm­iedet, etwa das Zaumzeug für die Tiere. Das Team um Lühr wird in keltische Kostüme gekleidet sein und den Besuchern viel Wissenswer­tes über die Pferdezuch­t und die Dressur der Tiere zu vermitteln.

„Pferde waren ein wichtiger Bestandtei­l im Leben der Kelten. Das wollen wir auf diese Weise zeigen“, sagt Krausse. Denkbar seien auch Kampfvorfü­hrungen oder Geschickli­chkeitsübu­ngen mit der Lanze und dem Schwert. „Die Ausstellun­g hat zwar einen wissenscha­ftlichen Anspruch, sie soll aber auch Spaß machen“, sagt Krausse.

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FOTOS: LANDESAMT FÜR DENKMALPFL­EGE So sah der Unlinger Reiter aus, als er gefunden wurde; unten ein Computer-Tomographi­e-Scan.

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