Alles dreht sich um den Unlinger Reiter
Originalfunde werden im Heuneburgmuseum in Hundersingen gezeigt
HUNDERSINGEN - Die Archäologen, die das Areal rund um die Heuneburg im Herbertinger Teilort Hundersingen erforschen, präsentieren in dieser Saison wieder Originalfunde aus den aktuellen Grabungen. Im Mittelpunkt der Ausstellung steht eine Reiterfigur, die in einem keltischen Gräberfeld bei Unlingen im vergangenen Sommer entdeckt worden ist. Dabei handelt es sich um die bislang älteste figürliche Darstellung eines Reiters in Deutschland. Die Ausstellung mit dem Titel „Der Unlinger Reiter – Kelten, Pferde, Wagenlenker“ist ab dem 15. Mai zu sehen. Zum Programm gehören auch Vorführungen mit Reitern und Pferden.
Ausstellungsorte sind sowohl das Museum in der Zehntscheuer in der Binzwanger Straße, das von der Gemeinde Herbertingen getragen wird, als auch das Freilichtmuseum bei Hundersingen, dessen Trägerschaft die Gesellschaft für Archäologie in Württemberg und Hohenzollern und vom Verein Heuneburg-Museum übernommen haben. Beide Museen wollen künftig wieder verstärkt kooperieren.
„Im Freilichtmuseum auf der Heuneburg sind Originalfunde schwer zu zeigen, vor allem, wenn es sich um kostbare Funde handelt“, sagt Dirk Krausse vom Vorstand der Gesellschaft für Archäologie in Württemberg und Hohenzollern. Deshalb sollen diese im Heuneburgmuseum in der Zehntscheuer präsentiert werden. Zu sehen wird auch der achteinhalb mal sieben Zentimeter große Reiter sein. „Er wurde in einem Kammergrab gefunden, das ursprünglich aus Holz in Blockbauweise errichtet war“, sagt Krausse. Die Hölzer seien über die Jahrhunderte vergangen, die Grabhügel durch die Landwirtschaft abgetragen worden. Dennoch konnten die Archäologen rekonstruieren, dass Grabräuber im Hügelzentrum die Kammerdecke durchgeschlagen und das Grab ausgeraubt haben.
Als die Reiterfigur aus Bronze dem Grab beigegeben wurde, war sie vermutlich auf dem Joch oder der Deichsel eines vierrädrigen Wagens montiert. Hinweise darauf gaben den Forschern die Reste von vier Bronzebeschlägen, die sie in dem Grab fanden. Neben dem Wagen befanden sich dort noch Gefäße aus Keramik, vermutlich ein Trinkservice, das wohl mit Getränken und Speisen gefüllt war. Auch der gefundene Schmuck, darunter zwei Goldohrringe, Bronzeschmuck und Armschmuck aus Ölschiefer, deuten laut Krausse darauf hin, dass es sich bei dem Toten um einen Menschen mit hohem sozialem Ansehen handelte.
Während im Heuneburgmuseum im Ort vor allem Originalfunde präsentiert werden, können sich die Besucher im Freilichtmuseum über die aktuellen Ausgrabungen informieren. Weil in der Dauerausstellung im Herrenhaus schon so gut wie kein Platz mehr ist, werden auf dem Burgplateau wetterbeständige Tafeln aufgestellt. „Es wird 24 Tafeln zu den Funden geben“, sagt Krausse. Sie sind von einem Holzplateau aus zu sehen, das extra dafür gebaut wird. Auf den Tafel gibt es Informationen rund um den Themen Komplex Reiten, Pferde und Wagen.
Reiter zeigen ihre Künste
Direkt neben der Ausstellung wird eine Reitbahn eingerichtet. Dort zeigt Bernhard Lühr aus Blaubereuen mit seinen vier Pferden Reitvorführungen. Um die Pferde und die Reiter passend zum Thema auszustatten, wurde schon vieles nach Vorlage der Funde nachgeschmiedet, etwa das Zaumzeug für die Tiere. Das Team um Lühr wird in keltische Kostüme gekleidet sein und den Besuchern viel Wissenswertes über die Pferdezucht und die Dressur der Tiere zu vermitteln.
„Pferde waren ein wichtiger Bestandteil im Leben der Kelten. Das wollen wir auf diese Weise zeigen“, sagt Krausse. Denkbar seien auch Kampfvorführungen oder Geschicklichkeitsübungen mit der Lanze und dem Schwert. „Die Ausstellung hat zwar einen wissenschaftlichen Anspruch, sie soll aber auch Spaß machen“, sagt Krausse.