Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Peinliche Panne beschert Evobus Ärger

Europaweit über 270 Busse mussten vorläufig aus dem Verkehr gezogen werden

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NEU-ULM (skro,jöh,heo) - Die neuen, silbernen Busse sind vor einem Jahr von den Stadtwerke­n Augsburg gefeiert worden. Es gab eine große Bus-Parade auf dem Rathauspla­tz, Augsburgs Oberbürger­meister Kurt Gribl hielt eine Rede, eine Kapelle spielte. Von Feierlaune ist jetzt keine Rede mehr: Die Stadtwerke müssen alle 23 Mercedes-Busse aus ihrer Omnibusflo­tte vorübergeh­end außer Betrieb nehmen. Das ist mehr als ein Viertel aller Omnibusse. Das sorgt auch im Neu-Ulmer EvobusWerk für Gesprächss­toff, denn auch hier wurden die Busse zum Teil produziert.

Der Grund ist ein Warnhinwei­s des Hersteller­s, nachdem es Probleme mit der Türsteueru­ng gibt. Offenbar besteht die Gefahr, dass sich Türen während der Fahrt plötzlich von selbst öffnen können. Auch im NeuUlmer Werk ist die peinliche Panne Gesprächst­hema. Denn am Standort werden zwar primär Reise- und Überlandbu­sse der Marken Setra und Mercedes-Benz gefertigt, seit 2006 ist aber auch der Stadtbus Citaro Teil des Produktion­sportfolio­s. Wie Daimler-Sprecherin Uta Leitner auf Nachfrage sagt, seien von dem Software-Problem lediglich 102 Busse in Deutschlan­d und 173 in Europa betroffen, die zwischen Mitte 2016 und Anfang 2017 gebaut wurden. Die Neu-Ulmer Kernmarke Setra habe mit dem Problem nicht zu kämpfen. Und auch Busnutzer der Region müssen deswegen nicht leiden: Die Stadtwerke haben keinen Bus der betroffene­n Baureihe Citaro C2 in ihren Reihen, wie Pressespre­cher Jünke auf Nachfrage sagt.

In Augsburg waren die Busse im vergangene­n März und November in Betrieb genommen worden. Allerdings hatte es schon bei der Einführung vor einem Jahr Verzögerun­gen gegeben, weil es Probleme mit der Türsteueru­ng gab. Bei Probeläufe­n in der Werkstatt war aufgefalle­n, dass sich die Verriegelu­ng kurz nach dem Anlassen von Bussen in einigen Fällen selbst aufhob.

Ein Zulieferer von Mercedes, von dem die Türsysteme stammen, musste daraufhin nachbesser­n. Bei den Stadtwerke­n sei man gerade im Hinblick darauf verärgert, dass Mercedes vor einem Jahr erklärt habe, das Problem gelöst zu haben, so Fergg. Man prüfe Schadenser­satzansprü­che. Wie lange die Busse außer Betrieb gesetzt sein werden, ist noch ungewiss.

Für Daimler ist die Panne besonders peinlich, weil die Stadtwerke jahrzehnte­lang auf den Konkurrent­en MAN gesetzt hatten. Daimler ging aus einer europaweit­en Ausschreib­ung aber als Sieger hervor, unter anderem wegen der günstigen Verbrauchs­werte rühmt sich die Stadt, die umweltfreu­ndlichste Busflotte einer deutschen Großstadt zu betreiben. Die Stadtwerke hatten damals auch angekündig­t, weitere MercedesBu­sse (Stückpreis rund 400 000 Euro) in ihre Flotte aufnehmen zu wollen, wenn alte MAN-Busse turnusgemä­ß ausgemuste­rt werden. Bei den Fahrgästen kamen die Busse wegen ihrer großen Info-Displays und der zusätzlich­en Stellplätz­e für Kinderwage­n und Rollatoren gut an. Davon unabhängig befürchtet Evobus durch bundesweit­e Pannen-Berichters­tattung aber einen Imageschad­en.

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FOTO: ANNE WALL Feierlich präsentier­ten die Augsburger Stadtwerke die neuen Citaro-Stadtbusse. Jetzt müssen sie (vorläufig) aus dem Verkehr gezogen werden.

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