Die goldene Mitte
Bogenschießen: Der Allmendinger Frank Bantle gewinnt bei Hallen-DM zwei Titel
ALLMENDINGEN (aw/sz) - Der Bogenschütze Frank Bantle aus Allmendingen hat bei den deutschen Hallenmeisterschaften des Deutschen Feldbogen-Sportverbandes (DFBV) in Aschaffenburg zwei Titel gewonnen: Der 42-Jährige setzte sich sowohl im Einzelwettbewerb als auch mit der Mannschaft durch. Geschossen wurden zwei Durchgänge, jeweils 60 Pfeile an zwei Tagen. Eingeteilt waren die 311 Teilnehmer in drei Gruppen, um alle Bogenschützen an der Linie der Halle unterzubringen.
Frank Bantle hat nun erreicht, was er in den vergangenen Jahren noch verpasst hatte. 2015 war der Allmendinger bei der Hallen-DM Zweiter mit der Mannschaft, 2016 holte er Gold mit dem Team, nicht aber im Einzel. Bantle hatte im vergangenen Jahr Pech, als er mit dem entscheidenden Pfeil das Feld mit der Fünf verfehlte – die Fünf ist die höchste Ringzahl pro Schuss; das Treffen des kleinen X mit einem Durchmesser von zwei Zentimetern ganz in der Mitte der Scheibe wird separat gezählt und dessen geschossene Anzahl entscheidet dann bei Ringgleichheit. 2016 hatte Bantle mehr X als der spätere Sieger geschossen, doch bei den Ringen lag er knapp hinter dem Konkurrenten. „Ein Schuss hat mich damals den Titel gekostet“, erinnert sich Bantle.
Das sollte 2017 anders werden – und Bantle holte sich auch den Einzeltitel, trotz der Unsicherheiten im Vorfeld der Wettkämpfe. Gut sechs Wochen vor der DM war der Allmendinger bei einem großen Wettbewerb in Las Vegas gestartet. Für Bantle lief es ähnlich wie 2016, er belegte den 225. Platz unter insgesamt 3485 Teilnehmern. „Aber ich hatte mental große Probleme, ins Turnier zu finden und Angst vor dem Schuss.“Es habe sich eine „Target-Panik“abgezeichnet – die Angst vor dem Schuss, die sich in einem leichten Zittern im entscheidenden Moment ausdrückt. „Es ist eine typische Bogensportkrankheit, die fast jeder schon mal hatte“, sagt der Allmendinger. Selbst die erfahrensten und erfolgreichsten Schützen. Es ist Kopfsache, eine „mentale Geschichte“, bei der nur eines hilft: „Es sich einzugestehen und ehrlich sein gegenüber sich selbst und im Training daran zu arbeiten, viel zu schießen.“
Nach der Rückkehr in die Heimat war es Bantles Ziel, der „Target-Panik“bis zu den deutschen Hallenmeisterschaften entgegenzuwirken. „Ich habe nach Vegas täglich mindestens drei Stunden trainiert und auch meine Technik etwas umgestellt, um wieder ohne Probleme in die Mitte halten zu können – was mir dann auch gelungen ist“, sagt der 42-Jährige über die Zeit vor der DM und sein Pensum neben dem Vollzeitjob.
Bei den Titelkämpfen in Aschaffenburg war es wieder sehr knapp und die Vergabe von Gold lange offen. „Entscheidend war diesmal mein letzter Schuss, da mein direkter Konkurrent schon am Sonntagmorgen die Marke von 600 Ringen geknackt hatte“, so Bantle. Dabei hatte Dirk Rensmann aus Nordrhein-Westfalen 97mal das X-Feld getroffen. Was die XZahl angeht, hatte der Allmendinger auch diesmal Vorteile – er kam auf 113, ein Spitzenwert, der vom schon lange nicht mehr gebrochenen deutschen Rekord von 116 nicht weit weg ist. Bantle musste nur noch die 600 Ringe erreichen und der Einzeltitel war ihm sicher. Doch was heißt schon nur, wenn es auf einen einzigen, den letzten Schuss ankommt. „Ich war schon sehr nervös“, sagt der 42-Jährige. Der Pfeil verfehlte zwar das kleine X-Feld, doch es wurde ein Fünfer. „Ich habe den Schuss sauber eingetütet und war sichtlich erleichtert.“
Das erste DM-Einzelgold bei den Hallenmeisterschaften blieb nicht der einzige Titel für Bantle in Aschaffenburg. Wie schon im vergangenen Jahr gewann der Allmendinger auch die Mannschaftswertung mit dem Team Roth. Dem nicht genug: Bantles Freundin und Verlobte Stefanie Hegele bestritt in Aschaffenburg ihre ersten deutschen Meisterschaften, wurde im Einzel Sechste und erreichte mit der zweiten Mannschaft des Teams Roth den zweiten Platz.
Eine Trainingspause ist trotz des Gewinns der beiden deutschen Meistertitel für Frank Bantle nicht drin, täglich nimmt der Allmendinger weiterhin den Bogen in die Hand. Schon am kommenden Wochenende steht das Finale eines Preisgeldturniers im Schwarzwald auf dem Programm, zu dem die besten acht Schützen aus der Vorrunde eingeladen sind; Bantle hatte in der Vorrunde das beste Ergebnis erzielt. Der Wettbewerb im Schwarzwald ist das letzte Hallenturnier der Saison und am darauffolgenden Wochenende geht es für die Bogenschützen dann wieder an die frische Luft – die Qualifikationsturniere der beiden Ligen des DFBV beginnen.
„Ich war schon sehr nervös.“ Frank Bantle über die Anspannung vor seinem letzten Schuss