Herrn Stumpfes Zieh & Zupfkapelle ist bestens drauf
„Heut nemme – und morga net glei“bringt „skrupellose Hausmusik“in die Lindenhalle – aber nur für Schwaben
EHINGEN - Als skrupellose Hausmusik bezeichnet Herrn Stumpfes Zieh& Stupfkapelle, was sie seit zweieinhalb Jahrzehnten in vielen Häusern zum besten gibt. Eines der besseren davon war am Samstag die fast voll besetzte Ehinger Lindenhalle.
Gepflegtester Nonsens in künstlerisch höchst anspruchsvoller Verpackung ist die Ware, die man auch bei der Tour 2017 für sein Geld bekommt. „Heut nemme – und morga net glei“habe sein Vater immer gesagt, hört man bei der Erklärung des diesjährigen Tourmottos aus einem der vier Münder von Jürgen Ziegelbauer, Stephan Stumpf, Marcel Hafner und Benny Banano. „I han den friher gar ned leida kenna“, lautet die Reaktion. „Mein Vaddr?“, folgt die erstaunte Frage. „Noi, den Schbruch“, löst sich das Rätsel.
Rätselhaft bleibt, wie die vier musikalischen Spaßmacher mit der heute geforderten „Leitkultur“vereinbaren wollen, was sie da so verzapfen, dass es kein Einwanderer, geschweige Norddeutscher verstehen kann. „Leutkultur“wäre sicher der bessere Begriff zum Erfassen, was die Leute hierzulande so umtreibt.
In die Lindenhalle hat es am Samstag sicher nur schwäbische Leute getrieben, denn alle haben sehr oft an den richtigen Stellen gelacht. Oder haben es einige vielleicht, um nicht aufzufallen, um Sekundenbruchteile versetzt, einfach dem Sitznachbarn nach getan? Das empfiehlt sich bei hochrangigen Kulturveranstaltungen übrigens immer.
Hochrangig ist es allemal, was die schwäbische Spaßband von sich gibt. Das gilt sowohl für den schwäbischen Sprachwitz wie in ebensolchem Maß für das, was sie musikalisch drauf hat. Instrumental und vokal wohlgemerkt, denn singen können die vier auch. Vor Stubenstühlen und Stehlampen aus der Zeit kurz vor dem Reichsuntergang präsentieren sich Könner vom Fach. Auf einer ins Ovale gedehnten Trompete bläst der optisch an Stan Laurel erinnernde Benny Banano ebenso gut, wie er Bass und Gitarre zupft. Und singen können alle vier – sogar a cappella und französisch, hochdeutsch wahrscheinlich weniger. Wer die Stumpfes nur als Rahmenprogramm von Hannes & der Bürgermeister kennt, weiß nicht, was sie dank synaptischer Querverbindungen sonst alles drauf haben. Von früherer Armut ist die Rede: „Mier hend neddamol a Babier ghedd“– „A baar Bier däded jedsd guead“, verschiebt der Durst das Selbstmitleid, und die Erinnerung bringt hervor: „Wir waren in Spanien, mo mr a baar Bier von Sevilla grieagd hend“. Das ist schwäbische Denke in Vollendung. So funktioniert das bei den geizigen Tüftlern, die mit sparsamsten Mitteln philosophische Panoramen entwerfen. „Lensa ond Schbäddsla!“fordert eine laute Frauenstimme aus dem Saal beim Abflauen des frenetischen Schlussapplauses. Sie bekommt ihr Lieblinggericht als zweite Zugabe. Die dritte greift auf früher zurück: „I hab mein Lada ans Discheck gschlaga, mei Bemberle duat weh.“Es zu hören tat dem Publikum äußerst gut.