Arbeitszeit wird das Kernthema der Tarifrunde
Michael Braun (IG Metall) und die Betriebsräte Rolf Ebe (Liebherr) und Franz Hirschle (Rampf ) stellen Umfrage vor
EHINGEN - Die IG Metall Ulm hat in Zusammenarbeit mit den Betriebsräten des Liebherr-Werks Ehingen (LWE) und der Firma Rampf in Allmendingen im Frühjahr dieses Jahres eine Umfrage unter den Beschäftigten zu allen relevanten Themen rund um die Arbeitswelt gemacht. Nun liegen die Ergebnisse vor, die am Freitag von Michael Braun (IG Metall), Rolf Ebe (Betriebsratsvorsitzender LWE) und Franz Hirschle (Betriebsrat Rampf) vorgestellt wurden. Tenor: Die Arbeitszeit liegt bei allen Befragten im Fokus.
Allgemein: Insgesamt haben laut Michael Braun 14 000 Arbeitnehmer im Bereich der IG Metall Ulm an der Befragung teilgenommen, rund 1000 mehr als bei der letzten Befragung im Jahr 2013. „40 Prozent der Antworten kommen aus dem klassischen Produktionsbereich“, sagt Braun. Hatte im Jahr 2013 noch jeder Dritte Angst um seinen Arbeitsplatz, ist es in diesem Jahr jeder Vierte. „Der Schwerpunkt der Befragung lag klar auf der Arbeitszeit. Diese werden wir auch bei der nächsten Tarifrunde in den Fokus nehmen. Denn wir stellen fest, dass die Arbeitnehmer immer mehr flexiblere Arbeitszeiten wollen“, betont Braun. Markant sei die Umfrage bei den Schichtarbeitern gewesen, wo nur 42 Prozent mit der Arbeitszeit zufrieden gewesen sind. „Allgemein geht die Tendenz da hin, dass die Arbeitnehmer 35 Stunden pro Woche oder weniger arbeiten wollen“, so Braun. Ebenfalls nehme laut Braun der Stress, der Druck und die Hektik auf die Arbeitnehmer zu, 27 Prozent der Befragten fühlen sich bei der Arbeit gehetzt und unter Zeitdruck, weitere 31 Prozent stimmen dem eher zu. „Es wird also hektischer im Betrieb. Deswegen wollen manche auch länger arbeiten, um weniger Hektik zu haben. Andere wiederum wollen weniger arbeiten, um mehr Zeit für die Familie zu haben. Das Thema Arbeitszeitmodelle ist daher sehr komplex“, erklärt Braun. So sei es eine Idee der IG Metall, die Vollzeit auf Wunsch auf vier Tage zu reduzieren, diese von 35 auf 28 Stunden herunterzuschrauben, wohlwissend aber, dass sich dadurch der Druck für andere Arbeitnehmer erhöhen könnte. „Wir müssen hier individuelle Lösungen mit den Arbeitgebern erarbeiten“, ist sich Braun sicher. Liebherr-Werk Ehingen: ● Knapp 1700 Arbeitnehmer der rund 3300 großen Stammbelegschaft des LWE haben sich an der Umfrage beteiligt. „Das sind 56 Prozent, ein sensationeller Wert“, sagt Rolf Ebe. Spannend sei dabei, dass 32 Prozent der Befragten Kinder unter 14 Jahren haben. „Wir sehen also, dass Familie und Beruf ein zentrales Thema ist“, so Ebe. 88,5 Prozent der Liebherrianer betrachten ihre Arbeitszeit als planbar, allerdings ist jeder Vierte mit dem Betriebsklima in seiner Abteilung nicht zufrieden. „Da müssen wir ran. Das kann aber nicht an den Chefs liegen, schließlich sind 84 Prozent mit ihrem Vorgesetzten zufrieden“, betont der Betriebsratschef. Irritiert zeigt sich Ebe von den 13 Prozent bei Liebherr in Ehingen, die sich Sorgen um ihren Arbeitsplatz machen. „Wir hatten bei Liebherr in Ehingen noch nie betriebsbedingte Kündigungen“, sagt Ebe. Auch die Tatsache, dass die Sonnenschirmabteilung schließen wird, ist für Ebe keine Erklärung. „Hier sind rund 50 Mitarbeiter betroffen, die aber alle im Konzern untergebracht werden“, sagt Ebe, der die Zahl von 13 Prozent sehr ernst nimmt und nachforschen möchte.
Rund 62 Prozent der LiebherrMitarbeiter wünschen sich eine klassische 35-Stunden-Woche, 20 Prozent würden gerne weniger arbeiten. „Die Botschaft lautet klar, dass es Menschen gibt, die weniger arbeiten wollen, aber auch welche, die mehr als 35 Stunden arbeiten möchten“, so Ebe. 80 Prozent sagen daher, dass es Modelle braucht, um Arbeit und Familie unter einen Hut zu bekommen. Hinzu kommt, dass sich bei Liebherr die Zufriedenheit der Schichtarbeiter deutlich von der Zufriedenheit der Normalarbeitenden unterscheidet. Zunehmend gehetzt bei der Arbeit
und damit unter einem enormen Druck fühlen sich beim LWE 27 Prozent, 15 Prozent müssen länger arbeiten, um die Aufgaben erledigt zu bekommen. 70 Prozent der Teilzeitarbeiter fühlen sich laut Ebe in der Teilzeitfalle und würden gerne mehr arbeiten. Fazit: „Wir müssen uns den Themen Leistungsdruck, Arbeitszeit und Angst um den Arbeitsplatz sowie dem Arbeitsklima in den Abteilungen annehmen. Angst um den Arbeitsplatz ist aber unbegründet, da Liebherr in Ehingen boomt“, sagt Rolf Ebe.
Rampf: Seit vier Jahren hat der ● Allmendinger Formenhersteller Rampf einen Betriebsrat, allerdings ist die Firma nicht tarifgebunden. 53 Prozent der 230 Beschäftigten haben sich an der Umfrage laut Franz Hirschle beteiligt. 91,2 Prozent finden ihre Arbeit interessant. Sieben Prozent machen sich hingegen sehr starke Sorgen und 13,9 Prozent starke Sorgen um den Arbeitsplatz. „Wir sind immer noch in der Umstrukturierung. Diese Sorgen liegen eher bei der älteren Generation, die sich mit der Umstrukturierung schwer tut“, sagt Hirschle. 61,3 Prozent sind mit den Arbeitszeiten zufrieden, 81 Prozent freuen sich über planbare Arbeitszeiten beim Formenhersteller.
Fazit: „Die Tendenz der Mitarbeiter geht ganz klar zur Tarifpolitik. Unser Haustarifvertrag gilt noch bis Ende 2018, danach schauen wir, wie es weitergeht.“