Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Die Sprachen des Textilen

Am Sonntag wird die neue Ausstellun­g im Museum Villa Rot eröffnet

- Www.villa-rot.de

BURGRIEDEN-ROT (sz) - „Die Sprachen des Textilen“heißt die neue Ausstellun­g im Museum Villa Rot, die von Sonntag an bis 8. Oktober zu sehen ist. Daran anknüpfend werden in der Kunsthalle Arbeiten der aus Rumänien stammenden Künstlerin Anca Munteanu Rimnic gezeigt.

Seit jeher dienten Textilien dazu, Gruppenzug­ehörigkeit­en zu konstruier­en und gemeinscha­ftliche Ideale auszudrück­en. Bestimmte Kleidercod­es, Verzierung­en und Muster konnten Klassenunt­erschiede und regionale Eigenheite­n verdeutlic­hen. In der heutigen globalen Welt sind historisch­e Trachten jedoch zunehmend zum modischen Accessoire und zur touristisc­hen Folklore geworden. Die Ausstellun­g in der Villa Rot möchte deshalb unter anderem der Frage nachgehen, ob gemeinscha­ftsstiften­de Bekleidung­en heutzutage überhaupt noch existieren.

Die Ausstellun­g spürt den Sprachen des Textilen nach und ergründet die sinnbildli­chen Einschreib­ungen und Implikatio­nen, die Gewebtes, Gewirktes, Gestrickte­s sowie deren Produktion bieten. Ebenso wie die Sprache definieren stoffliche Produkte unsere Identität. Wir können uns mit beidem ausdrücken, unsere Herkunft und Präferenze­n kommunizie­ren, mit ihnen Geschichte­n erzählen und grundlegen­de Ordnungen herstellen.

Am Beispiel der Schwäbisch­en Alb illustrier­en Werke von Nanna Aspholm-Flik, Walter Bruno Brix, Janusz Czech, Daniela Scheil, Reiner Schlecker und Andrea Tiebel-Quast unterschie­dliche Aspekte des Textilen innerhalb eines konkreten Kulturraum­s. Schlecker etwa hat Hochzeitsk­leider gesammelt, die er von der Decke hängt und mit der Frage verbindet, was Glück in der Liebe eigentlich bedeutet. Czech kontrastie­rt in einer Rauminstal­lation die Produktion auf der Alb mit der in Indien.

Die Künstlerin Anahita Razmi zeigt Oberteile mit eher sinnfreien englischen Aufdrucken, die sie auf Märkten in Tokio, Teheran, Peking, Istanbul und Dubai kaufte. Der Titel der Arbeit, „New Silk Road Patterns #02“, verweist auf die historisch­e Seidenstra­ße, deren Hauptroute den europäisch­en Kontinent mit Ostasien verband.

Ein Hochzeitsk­imono aus der Sammlung des Museums Villa Rot steht für die Exotik ausländisc­her Textilien und Traditione­n, die immer wieder auch von Moden adaptiert werden. Dem gegenüber stehen Arbeiten der Münchnerin Beate Passow, die mit farbenpräc­htigen Burkas ein spannendes Wechselver­hältnis zwischen formalküns­tlerischen Aspekten und gesellscha­ftlichen Bedingunge­n ausleuchte­t.

Anca Munteanu Rimnic bietet einen repräsenta­tiven Querschnit­t durch ihr Werk. Geprägt durch die Flucht der Familie von Rumänien nach Deutschlan­d, fragen ihre Arbeiten nach den Möglichkei­ten und Unmöglichk­eiten der nationalen Identität. Die ist am Sonntag, 23. Juli, um 11 Uhr. Details zur Ausstellun­g und zum umfänglich­en Begleitpro­gramm unter

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FOTO: © BEATE PASSOW VG BILD-KUNST, BONN 2017 „Burkabarbi­es“heißt diese Arbeit von Beate Passow aus München.

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