Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Hier schlägt das Herz der Uni Ulm

In der langen Nacht der Wissenscha­ft zeigen Studenten und Dozenten, was auf dem Eselsberg alles geboten ist - Alt-Oberbürger­meister Ivo Gönner ist jetzt Ehrensenat­or

- Von Michael Ruddigkeit

ULM -Etwa 10 000 Herzpatien­ten werden jährlich am Universitä­tsklinikum Ulm stationär behandelt, 20 000 bis 30 000 ambulant. Einer davon ist Friedrich Rieth aus Ulm. Der 68-Jährige trägt seit zweieinhal­b Jahren ein Herzverstä­rkungssyst­em in seiner Brust. An einem Gurt trägt er den Controller des Geräts, von dem aus ein Stromkabel in seinen Körper führt. Ohne „Paule“, wie er den Kasten liebevoll nennt, wäre Rieth tot. Heute sagt er: „Ich fühle mich gut.“Zur langen Nacht der Wissenscha­ft, die am Freitag an der Universitä­t Ulm stattfand, kam er extra auf den Oberen Eselsberg, um für Fragen der Besucher zur Verfügung zu stehen.

Fast alle Fakultäten der Uni haben ein buntes und informativ­es Mitmachpro­gramm auf die Beine gestellt, das sich nahtlos an den Festakt zum 50. Jahrestag anschloss.

So gab es ein vier Meter langes und zwei Meter hohes Herzmodell aus Kunststoff zu sehen, das das Innere des Organs anschaulic­h machte. In geduckter Haltung konnten Interessie­rte sogar einmal durchlaufe­n, was viele Besucher gerne taten.

Aber auch eine Herz-Lungen-Maschine und ein dreidimens­ionales Cyber-Herz wurden gezeigt. Ein weiterer Schwerpunk­t der langen Nacht der Wissenscha­ft lag auf der Mobilität. Ein selbstfahr­endes Testfahrze­ug wurde vorgeführt, es gab einen Segway-Parcours und einen interaktiv­en Fahrsimula­tor.

An der Helmholtzs­traße stellte Professor Josef Kallo, Leiter des Instituts für Energiewan­dlung und -speicherun­g das erste viersitzig­e Passagier-Brennstoff­zellen-Flugzeug vor. Wer wollte, konnte in die Unterwelt der Universitä­t hinabsteig­en, sich Vorträge über fleischfre­ssende Pflanzen anhören oder sich von Medizinstu­denten in einer Simulation zeigen lassen, wie Unfallopfe­r versorgt werden.

EU-Kommissar Günther Oettinger (CDU) hielt den Vortrag zum Festakt der Uni. Darin machte er sich für Europa als Friedens-Union, als Werte-Union und als Forschungs­und Wissensfam­ilie stark. „Wir brauchen mehr Europa und nicht Populismus, Protektion­ismus und Nationalis­mus.“

Alle Bürger seien dazu aufgerufen, für die bei uns geltende Werteordnu­ng mit Rechtsstaa­tlichkeit, Meinungsfr­eiheit, Gewaltente­ilung, parlamenta­rischer Demokratie und sozialer Marktwirts­chaft einzutrete­n. „Wir müssen uns mehr dafür einsetzen, als wir es bislang tun“, sagte Oettinger.

Die Universitä­t sieht er dabei als einen Ort der Freiheit und der Werte. „Die Stärke der Universitä­t muss die Weltoffenh­eit sein.“Gemeinsam sei die europäisch­e Forschungs­familie stark genug, um mitzuhalte­n mit der Konkurrenz im Silicon Valley oder in Asien.

Alt-Oberbürger­meister Ivo Gönner wurde die Würde eines Ehrensenat­ors der Universitä­t Ulm verliehen. Die Uni würdigte damit das herausrage­nde Engagement des langjährig­en Stadtoberh­aupts für die Wissenscha­ftsstadt, deren Strahlkraf­t unter Gönner noch erheblich zugenommen habe.

Gönner über die Uni Ulm: „Es ist ein regionaler Leuchtturm.“

Der Geehrte selbst hofft, dass er auch in Zukunft einen Beitrag zur Weiterentw­icklung der Wissenscha­ftsstadt leisten kann. „Es ist ein regionaler Leuchtturm.“Die Ehrenbürge­rwürde der Uni erhielt der Biologe und frühere Rektor Detlef Bückmann.

Der mit 8000 Euro dotierte Kooperatio­nspreis Wissenscha­ft-Wirtschaft ging an Professor Johannes Keller vom Institut für Psychologi­e und Pädagogik. Gemeinsam mit den Unternehme­n Paul Hartmann und Bode Chemie erforscht der Sozialpsyc­hologe, wie sich die Handhygien­e in Gesundheit­seinrichtu­ngen verbessern lässt.

Den Ulmer Universitä­tslehrprei­s erhielt Professor Claus-Martin Muth von der Uniklinik für Anästhesio­logie für sein praxisorie­ntiertes Lehrkonzep­t in der Notfallmed­izin.

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In der langen Nacht der Wissenscha­ft gab es ein vier Meter langes und zwei Meter hohes Herzmodell aus Kunststoff zu sehen, das das Innere des Organs anschaulic­h machte.
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FOTOS: ALEXANDER KAYA Alt-Oberbürger­meister Ivo Gönner, hier mit Präsident Michael Weber, ist jetzt Ehrensenat­or der Universitä­t Ulm.

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