Sparkasse mit Top-Zahlen – und einer Warnung
Bilanz für 2016 fällt überaus solide aus – Vorstandschef weist auf Risiken hin
ULM - Eigentlich könnte Sparkassenchef Manfred Oster an diesem Freitag gut gelaunt und ohne Seufzer seine letzte, blitzsaubere Bilanz vorstellen. Top-Zahlen, den Ruhestand im Blick, den Scala-Skandal beerdigt: „Alles in Butter“, könnte Oster sagen. Sagt er aber nicht.
Denn vielleicht gehört es sich für einen Sparkassen-Vorstandsvorsitzenden, in Schwaben zumal, in Zeiten der Null-Zins-Politik einfach nicht, den Journalisten nur das solide Wachstum der Bilanzsumme mit einem Plus von 2,2 Prozent zu präsentieren? Und stolz einen Rekord zu verkünden: „Im Laufe des ersten Halbjahres 2017 hat unser Kundengeschäftsvolumen einen Rekordwert von über zehn Milliarden Euro erreicht.“Oder zu berichten, dass in der Sparkassenrangliste 2016 Ulm nach Bilanzsumme auf Rang 40 liegt?
Oster ist ganz der vorsichtige Kaufmann und versieht seine Bilanz mit dem deutlichen Hinweis, dass solche Resultate angesichts der immer schwierigeren Rahmenbedingungen in den kommenden Jahren nicht zu halten sein dürften.
Ein Blick auf 2016: Hinter sämtlichen Kennzahlen der Sparkasse steht ein dickes Plus: Nach einer erneuten Steigerung von 5,7 auf über 5,8 Milliarden Euro ist etwa die Bilanzsumme der Sparkasse Ulm so hoch wie noch nie zuvor. Parallel dazu erhöhte sich das Geschäftsvolumen auf sechs Milliarden, was ebenfalls einem Zuwachs von über zwei Prozent entspricht.
Auch die Kundenkredite kletterten um über vier Prozent auf über 3,8 Milliarden Euro. Die Höhe der neu ausbezahlten Darlehen beträgt 800 Millionen Euro.
Auch die Anzahl der Girokonten wuchs im vergangenen Jahr um über 1 000 Stück auf rund 150 000 Konten. Klar, dass vor diesem Hintergrund der Gewinn („Ergebnis vor Bewertung“) nicht stagniert, sondern leicht auf 52,6 Millionen Euro anstieg.
sagt Sparkassen-Chef
Steuern an Kommunen bezahlt
Und die Öffentliche Hand freute sich 17,5 Millionen Euro, die die Sparkasse Ulm in den vergangenen fünf Jahren ziemlich konstant an Steuern überwiesen habe. Dies alles habe der Sparkasse ermöglicht, die Eigenkapitalsubstanz zu stärken. Grob 600 Millionen Euro habe die Sparkasse auf der hohen Kante.
Und jetzt das große Aber: „Es wird richtig hart in dem kommenden Jahren“, sagt Oster. Zwar habe die Sparkasse Ulm sich bei längerfristigen Anlagen rechtzeitig auf die Nullzinspolitik eingestellt, doch die Folgen würden immer spürbarer. Im kommende Jahr rechnet die Bank mit einem schlechteren Ergebnis. Weil es durch die Nullzinspolitik immer schwieriger werde für Banken Geld zu verdienen, solle generell mehr gespart werden.
Per anno will die Sparkasse Ulm in den kommenden Jahren 30 bis 35 Stellen streichen. Dies solle über natürliche Fluktuation geschehen, betriebsbedingte Kündigungen seien für die Sparkasse Ulm keine Option, so Oster. Eingespart wurde (wie berichtet) bereits im vergangenen Jahr am Filialnetz: Statt 75 Geschäftsstellen wie im vergangenen Jahr gibt es heuer noch 70. Der Sparkassen Standort in der Rosengasse („Müller-Gebäude“) wird Anfang kommenden Jahres in eine Selbstbedienungs-Geschäftsstelle umgewandelt.
„Es wird richtig hart in dem kommenden Jahren“, Oster. Manfred
Wettlauf um Immobilien
Wie leer gefegt, so Vorstandsmitglied Wolfgang Hach ist der Immobilienmarkt in der Ulmer Innenstadt. Die Nachfrage an Objekten rund um um das Münster übersteige das Angebot um ein Vielfaches. Dies führe manchmal sogar dazu, dass die Verkäufer von beliebten Immobilien per Bieterwettbewerb ermittelt werde: Interessenten geben einen Umschlag mit ihrem Gebot ab und der mit der höchsten Summe bekommt den Zuschlag. Die beliebte Anlage in „Betongold“brachte der Sparkasse auch einen Rekordbestand an Wohnbaudarlehen ein: ein Anstieg um sechs Prozent auf 1,7 Milliarden Euro.