Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Sparkasse mit Top-Zahlen – und einer Warnung

Bilanz für 2016 fällt überaus solide aus – Vorstandsc­hef weist auf Risiken hin

- Von Ludger Möllers und Oliver Helmstädte­r

ULM - Eigentlich könnte Sparkassen­chef Manfred Oster an diesem Freitag gut gelaunt und ohne Seufzer seine letzte, blitzsaube­re Bilanz vorstellen. Top-Zahlen, den Ruhestand im Blick, den Scala-Skandal beerdigt: „Alles in Butter“, könnte Oster sagen. Sagt er aber nicht.

Denn vielleicht gehört es sich für einen Sparkassen-Vorstandsv­orsitzende­n, in Schwaben zumal, in Zeiten der Null-Zins-Politik einfach nicht, den Journalist­en nur das solide Wachstum der Bilanzsumm­e mit einem Plus von 2,2 Prozent zu präsentier­en? Und stolz einen Rekord zu verkünden: „Im Laufe des ersten Halbjahres 2017 hat unser Kundengesc­häftsvolum­en einen Rekordwert von über zehn Milliarden Euro erreicht.“Oder zu berichten, dass in der Sparkassen­rangliste 2016 Ulm nach Bilanzsumm­e auf Rang 40 liegt?

Oster ist ganz der vorsichtig­e Kaufmann und versieht seine Bilanz mit dem deutlichen Hinweis, dass solche Resultate angesichts der immer schwierige­ren Rahmenbedi­ngungen in den kommenden Jahren nicht zu halten sein dürften.

Ein Blick auf 2016: Hinter sämtlichen Kennzahlen der Sparkasse steht ein dickes Plus: Nach einer erneuten Steigerung von 5,7 auf über 5,8 Milliarden Euro ist etwa die Bilanzsumm­e der Sparkasse Ulm so hoch wie noch nie zuvor. Parallel dazu erhöhte sich das Geschäftsv­olumen auf sechs Milliarden, was ebenfalls einem Zuwachs von über zwei Prozent entspricht.

Auch die Kundenkred­ite kletterten um über vier Prozent auf über 3,8 Milliarden Euro. Die Höhe der neu ausbezahlt­en Darlehen beträgt 800 Millionen Euro.

Auch die Anzahl der Girokonten wuchs im vergangene­n Jahr um über 1 000 Stück auf rund 150 000 Konten. Klar, dass vor diesem Hintergrun­d der Gewinn („Ergebnis vor Bewertung“) nicht stagniert, sondern leicht auf 52,6 Millionen Euro anstieg.

sagt Sparkassen-Chef

Steuern an Kommunen bezahlt

Und die Öffentlich­e Hand freute sich 17,5 Millionen Euro, die die Sparkasse Ulm in den vergangene­n fünf Jahren ziemlich konstant an Steuern überwiesen habe. Dies alles habe der Sparkasse ermöglicht, die Eigenkapit­alsubstanz zu stärken. Grob 600 Millionen Euro habe die Sparkasse auf der hohen Kante.

Und jetzt das große Aber: „Es wird richtig hart in dem kommenden Jahren“, sagt Oster. Zwar habe die Sparkasse Ulm sich bei längerfris­tigen Anlagen rechtzeiti­g auf die Nullzinspo­litik eingestell­t, doch die Folgen würden immer spürbarer. Im kommende Jahr rechnet die Bank mit einem schlechter­en Ergebnis. Weil es durch die Nullzinspo­litik immer schwierige­r werde für Banken Geld zu verdienen, solle generell mehr gespart werden.

Per anno will die Sparkasse Ulm in den kommenden Jahren 30 bis 35 Stellen streichen. Dies solle über natürliche Fluktuatio­n geschehen, betriebsbe­dingte Kündigunge­n seien für die Sparkasse Ulm keine Option, so Oster. Eingespart wurde (wie berichtet) bereits im vergangene­n Jahr am Filialnetz: Statt 75 Geschäftss­tellen wie im vergangene­n Jahr gibt es heuer noch 70. Der Sparkassen Standort in der Rosengasse („Müller-Gebäude“) wird Anfang kommenden Jahres in eine Selbstbedi­enungs-Geschäftss­telle umgewandel­t.

„Es wird richtig hart in dem kommenden Jahren“, Oster. Manfred

Wettlauf um Immobilien

Wie leer gefegt, so Vorstandsm­itglied Wolfgang Hach ist der Immobilien­markt in der Ulmer Innenstadt. Die Nachfrage an Objekten rund um um das Münster übersteige das Angebot um ein Vielfaches. Dies führe manchmal sogar dazu, dass die Verkäufer von beliebten Immobilien per Bieterwett­bewerb ermittelt werde: Interessen­ten geben einen Umschlag mit ihrem Gebot ab und der mit der höchsten Summe bekommt den Zuschlag. Die beliebte Anlage in „Betongold“brachte der Sparkasse auch einen Rekordbest­and an Wohnbaudar­lehen ein: ein Anstieg um sechs Prozent auf 1,7 Milliarden Euro.

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FOTO: ARCHIV Sparkassen-Chef Manfred Oster.

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