Bundestagsabgeordnete besucht Betriebe auf dem Land
Ronja Kemmer (CDU) hört in Hausen von Nachwuchssorgen, während Marmix in Unterwachingen weiter wächst
UNTERWACHINGEN/HAUSEN AM BUSSEN - Zwei ganz unterschiedliche Unternehmen, die beide für die Landwirtschaft tätig sind, hat die CDUBundestagsabgeordnete Ronja Kemmer auf Einladung von Bürgermeister Hans Rieger am Dienstag in Unterwachingen und Hausen am Bussen besucht. Zum einen hat sie sich beim Futtermischwagen-Hersteller Marmix umgesehen und zum anderen in der Tierarztpraxis von Stefan Birk, Daniela Braun und Monika Bantle.
Im April 2016 haben Monika und Franz Aßfalg die neue Produktionshalle ihres Unternehmens in Unterwachingen eingeweiht. Seither hat sich bei der Firma, die vor allem auf die Produktion von Futtermischwagen zur Fütterung von Milchvieh spezialisiert ist, viel getan. So haben Aßfalgs inzwischen auch die Produktion von Rührflügel-Wellen für Marmix von einer italienischen Firma übernommen und mit ihr auch zwei Mitarbeiter.
Weil das Verarbeiten des Stahls für den neuen Zweig sehr laut ist, soll die Produktion aus der neuen Halle in den bisherigen überdachten Lagerbereich verlagert werden. Auf die Frage der Abgeordneten, was dann mit den gelagerten Produkten passiere, kündigt Franz Aßfalg an, dass dann wohl eine kleinere Lagerhalle nötig werde. „Dass sich das Unternehmen so entwickeln würde, war beim Hallenbau für uns noch nicht absehbar“, sagt der Unternehmer.
Auch mit der Produktion von Schreddern für die Verarbeitung von Stroh zu Biomasse für Biogas-Anlagen in Großbritannien und Österreich haben die Aßfalgs einen neuen Geschäftszweig erschlossen. „Außerdem entwickeln wir gerade zusammen mit einer Universität aus Sachsen einen Gemeindetraktor, der mit Elektro-Motor läuft“, erklärt Franz Aßfalg. Bis 2023 soll das Fahrzeug fertig entwickelt sein. „Langfristig werden wir auch in der Landwirtschaft weg vom Diesel müssen“, betont er. Das Problem sei hier aber bisher, dass in der Landwirtschaft viel Kraft benötigt werde, die so ein Elektro-Motor erstmal aufbringen müsse.
Fünf Auszubildende beschäftigt Marmix aktuell. Ob es schwierig gewesen sei, diese zu finden, wollte Ronja Kemmer wissen. „Eigentlich nicht“, erwidert Monika Aßfalg. Die Lehrlinge wüssten es zu schätzen, dass sie beim Unternehmen direkt in die Produktion eingebunden werden und auch an den Neuentwicklungen mittüfteln dürfen. Damit sei die Firma eine der wenigen ohne Nachwuchssorgen, betonte die Bundestagsabgeordnete.
Anders sieht das in der Tierarztpraxis von Stefan Birk, Daniela Braun und Monika Bantle in Hausen am Bussen aus. Beispielsweise wegen der Arbeitszeitbelastung sei es enorm schwierig, junge Tierärzte für Landpraxen zu gewinnen. „Wir haben etwa drei Jahre gesucht und dann direkt einen Kollegen aus der Ukraine angesprochen, der schon mal ein Praktikum bei uns gemacht hat“, erklärt Praxis-Teilhaberin Daniela Braun.
Das Problem sei, dass Studienanfängern vor Antritt ihres Studiums oft gar nicht klar sei, dass Tierärzte in der Landwirtschaft für die Kunden rund um die Uhr ansprechbar seien, erklärt Stefan Birk. „Das ist mit dem Freizeitanspruch vieler heute nicht mehr vereinbar.“Es sei wichtig, dass Studienanfängern der Arbeitsaufwand so früh wie möglich klar gemacht werde, damit vor allem die abschließen, die sich das auch vorstellen können.
Die Tierärzte beklagten auch den Strukturwandel in der Landwirtschaft. „Die stetig zunehmenden Verordnungen und Auflagen sorgen dafür, dass immer mehr familiäre Landwirtschaftsbetriebe aufgeben“, betont Daniela Braun. Dabei verliere die Politik aus den Augen, dass das auch volkswirtschaftliche Probleme mit sich bringe, fügt Stefan Birk hinzu.
Die Bedeutung der Landwirtschaft müsse wieder stärker im Bewusstsein von Verbrauchern und Politik ankommen, so der Tierarzt.