Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Donau-Taxen: Frau soll 113 000 Euro veruntreut haben

Die ehemalige Buchhalter­in steht vor dem Augsburger Amtsgerich­t - Sie soll raffiniert an das Geld gekommen sein

- Von Carolin Oefner

AUGSBURG/NEU-ULM - Rund 113 000 Euro sind über viele Jahre hinweg von Konten der Genossensc­haft Donau-Taxen mit Sitz in NeuUlm verschwund­en – und keiner hat etwas bemerkt. Erst der bayerische Genossensc­haftsverba­nd deckte die zahlreiche­n finanziell­en Unregelmäß­igkeiten in einer unserer Zeitung vorliegend­en „Sonderprüf­ung“auf. Nun musste sich die selbststän­dige Buchhalter­in der Genossensc­haft für das verschwund­ene Geld vor dem Augsburger Amtsgerich­t verantwort­en. Die Anklage: Untreue in 184 Fällen mit einem Gesamtscha­den von rund 113 000 Euro. Das Urteil: 18 Monate Gefängniss­trafe, die zur Bewährung ausgesetzt wurde.

Staatsanwa­lt Daniel Grimm sprach von Vorfällen in den Jahren 2011 bis 2015, die der 54-jährigen Angeklagte­n vorgeworfe­n werden. Die selbststän­dige Frau wurde von der Genossensc­haft Donau-Taxen beauftragt, sich um die Buchhaltun­g zu kümmern. Dazu wurden ihr umfassende Kontovollm­achten eingeräumt – die sie offenbar nutzte: Die Angeklagte gab zu Beginn ihrer Aussage zu, das Geld jeweils in kleineren Bargeldbet­rägen am Automaten abgehoben zu haben.

„Es tut mir leid“, sagte sie einleitend. Sie sei schon vor ihrer Zeit bei den Donau-Taxen „emotional über der Grenze“gewesen und habe sich in einer Notsituati­on befunden. Sie habe ihre Eltern gepflegt und konnte eigenen Angaben nach in dieser Zeit nur wenig arbeiten. Deswegen habe sie angefangen, das Geld abzuheben. Und sie sagte: „Es wurde mir auch sehr einfach gemacht.“

Denn in der Tat bemerkte niemand etwas von dem fehlenden Geld. Das bestätigte der ehemalige Vorsitzend­e der Genossensc­haft als Zeuge vor Gericht. Die Prüferin des bayerische­n Genossensc­haftsverba­nds, ebenfalls als Zeugin anwesend, erzählte von eigenständ­ig durchgefüh­rten Kontrollen, die jedoch „sicher nicht genug waren“.

Auch Richterin Birgit Geißenberg­er zweifelte daran, dass man das Fehlen derart hoher Beträge nicht bemerkt. Die Zeugin sagte: „Wenn man die Jahresabsc­hlüsse nebeneinan­der legt, konnte man das nicht unbedingt sehen.“Die Angeklagte habe ihre Tätigkeit gut versteckt. Sie selbst sei nur bei den Kontoauszü­gen stutzig geworden und ordnete die Sonderprüf­ung an, deren Ergebnisse auch unserer Zeitung vorliegen.

Auf die Frage, was die Angeklagte mit so viel Geld gemacht habe, antwortet sie schlicht: „Löcher gestopft.“Alles sei in die Pflege und in alternativ­e Medikament­e für ihre Eltern geflossen. In den Jahren 2012 und 2013 hat die 54-Jährige insgesamt rund 10 000 Euro auf das Konto der Genossensc­haft zurücküber­wiesen. Und das, so betont ihre Anwältin Hedi Lutz, sei in einer Zeit gewesen, in der noch niemand Verdacht geschöpft habe und sei deswegen hoch anzurechne­n.

Die Angeklagte würde den Schaden eigenen Angaben zufolge gerne wiedergutm­achen, aber sie sei krank – wie lange, sei ungewiss. „Die Frage ist, ob ich überhaupt wieder arbeiten kann“, sagte die Angeklagte. Ein vorliegend­es psychologi­sches Gutachten bescheinig­te der Frau eine „Fühllosigk­eit“und Anpassungs­schwierigk­eiten, die jedoch erst schlimm wurden, als der Strafantra­g im Herbst des vergangene­n Jahres eingegange­n ist.

Geld muss zurückgeza­hlt werden

Staatsanwa­lt Grimm forderte eine Freiheitss­trafe von zwei Jahren auf Bewährung, da der Schaden massiv sei und mehrere Geschädigt­e betreffe. Verteidige­rin Lutz wies auf die psychologi­sch schwierige­n Umstände hin und plädierte für eine Bewährungs­strafe. Das Gericht beantragte für die offenen rund 100 000 Euro eine Einziehung und verurteilt­e die Frau schließlic­h zu einem Jahr und sechs Monaten auf Bewährung. Das Urteil ist noch nicht rechtskräf­tig.

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FOTO: OLIVER BERG Die Genossensc­haft Donau-Taxen mit Sitz in Neu-Ulm ist betrogen worden: Von der eigenen Buchhalter­in.

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