Kletternde Brüder starten durch
Joshua und Linus Bader aus Burgrieden sind Mitglied im bayerischen Landeskader
BURGRIEDEN - Die beiden Brüder Joshua und Linus Bader aus Burgrieden gehören zu den besten Sportkletterern ihrer Altersgruppe in Deutschland. Beinahe jedes Wochenende sind sie bei Wettkämpfen oder für Trainingseinheiten unterwegs. Tausende Kilometer kommen da zusammen.
Die 15 Meter hohe Wand in der Kletterhalle Neu-Ulm wirkt unüberwindbar. Sie ragt senkrecht nach oben, es gibt nur wenige Haltepunkte. Der 15-jährige Linus Bader steht davor, holt einmal tief Luft und sprintet dann nach oben. Speedklettern heißt das. Der Aufbau der Wand ist auf der ganzen Welt gleich gestaltet und es gewinnt derjenige, der am schnellsten nach oben kommt. Linus Bader braucht rund zwölf Sekunden dafür, sein Vater Andreas Erhard sichert ihn. Dann ist Linus’ 17-jähriger Bruder Joshua an der Reihe. Bei ihm läuft der vertikale Sprint etwas leichter, er hangelt sich scheinbar mühelos an den künstlichen Felsen nach oben. Rund eine Sekunde war er schneller. Weltrekord ist das noch nicht, der liegt bei 5,60 Sekunden.
Trotzdem sind die beiden Ausnahmetalente. Weil ihr Trainingsstützpunkt Neu-Ulm ist und damit in Bayern liegt, sind sie die einzigen Württemberger im bayerischen Landeskader des Kletterfachverbandes Bayern (Deutscher Alpenverein). Von Wettkämpfen bringen sie regelmäßig Urkunden mit nach Hause, zuletzt war Joshua in Reutlingen im sogenannten Leadklettern erfolgreich.
Die Wettkampfergebnisse setzen sich aus den Leistungen von drei Kletterarten zusammen: das schnelle und immer gleiche Speedklettern an der 15 Meter hohen Wand und das sogenannte Leadklettern, bei dem die Kletterer ihr Sicherungsseil unterwegs immer wieder an neuen Karabinern anbringen. Auch hier gewinnt, wer am schnellsten oben ankommt. Die dritte Kletterdisziplin ist das sogenannte Bouldern. Dabei klettern die Sportler ohne Sicherungsseil in Absprunghöhe. Zum Klettersport sind beide über ihren Vater gekommen. Der hat als junger Mann damit angefangen und sich später sogar eine eigene, 40 Quadratmeter große Kletterwand auf den Dachboden des Eigenheims gebaut. „So eine große eigene Kletterwand haben nicht viele“, sagt Linus. Als selbstständiger Schreiner war der Bau für Vater Andreas Erhard kein Problem, und so konnte er auch nach Feierabend noch ein paar Stunden klettern. Inzwischen ist Erhard Lehrer von Beruf, unter anderem für Sport. Nebenbei ist er einer der Trainer einer neunköpfigen Klettergruppe in Neu-Ulm und Privattrainer seiner Jungs. Tausende Kilometer legt er mit ihnen pro Jahr für Trainingseinheiten und Wettkämpfe zurück.
„Als Kind bin ich einfach so mal an der Wand drangehangen, aber irgendwann wurde ich immer besser“, sagt Linus über den Beginn seiner Kletterkarriere. Beide lieben den Sport.
Gegenseitige Motivation
„Beim Klettern gibt es immer etwas anderes“, sagt Joshua. Fahrradfahren sei da eher immer gleich. Mit der Höhe hatten die beiden dabei nie ein Problem – und mit der Motivation auch nicht. „Dass wir zu zweit sind, ist gut, um zu sagen, ’komm, wir trainieren nochmal’“, sagt Linus. Natürlich haben die beiden sich auch hin und wieder in den Haaren, zum Beispiel, wenn es um die richtige Technik geht. Aber die Vorteile überwiegen.
Ihr Vater Andreas ist stolz auf die beiden. Linus sei eher der Sprinter, Joshua der Ausdauersportler, erklärt er. Drei bis vier Mal pro Woche trainieren die Jungs, die beide noch zur Schule gehen, in Kempten, Neu-Ulm oder auf dem Dachboden. Und in ihrer Freizeit? Da spielt der Klettersport auch eine große Rolle. Im Urlaub liegen die Brüder nicht auf der faulen Haut, sondern hängen an Felswänden im Allgäu, in der Schweiz oder in Südeuropa.