Keine Spur von vermisster Journalistin
U-Boot-Kapitän bleibt in Untersuchungshaft – Staatsanwaltschaft wirft dem 46-Jährigen Tötung vor
● STOCKHOLM/BERLIN - Es klingt wie der Plot aus einem Krimi: Eine Journalistin verschwindet, nachdem sie das U-Boot eines Erfinders betreten hat. Von Kim Wall fehlt nach dem Untergang des privaten Seefahrzeugs jede Spur. Der Besitzer bleibt in Untersuchungshaft. Die Polizei in Kopenhagen bestätigte am Montag, dass das U-Boot wahrscheinlich absichtlich versenkt wurde. Dies habe eine Untersuchung des Wracks der „UC3 Nautilus“ergeben.
Der Besitzer des U-Bootes, der Däne Peter Madsen, bleibt in Untersuchungshaft – und schweigt. Sie habe am Sonntag mit ihrem Mandanten gesprochen, sagte seine Anwältin Betina Engmark dem dänischen Sender TV2 am Montag. „Wir haben beschlossen, nichts weiter zu sagen.“Madsen – in Dänemark als privater U-Boot- und Raketenbauer bekannt – werde keinen Einspruch gegen die am Samstag verhängten 24 Tage Untersuchungshaft wegen Verdachts auf fahrlässige Tötung einlegen. Er bestreite die Vorwürfe.
Von Wall fehlt derweil jede Spur. Das von Madsen entworfene 18 Meter lange U-Boot war in der Nacht zum Freitag vor Kopenhagen gesunken. Der 46-Jährige sagte aus, er habe die Frau auf einer kleinen Insel im Kopenhagener Hafengebiet abgesetzt. Wall war zuletzt am Donnerstagabend gesehen worden, als sie an Bord des U-Bootes den Hafen in Kopenhagen verließ. Wall, die unter anderem für die „New York Times“und den britischen „Guardian“arbeitet, wollte eine Reportage über den dänischen Tüftler schreiben. Madsen gilt in der dänischen Technik- und Gründerszene als schillernde Figur. Vor der Nautilus hatte er schon zwei kleinere U-Boote mitgebaut. Er entwirft außerdem Raketen, weshalb ihn dänische Medien auch „Raketen-Madsen“nennen. Er und seine Mitstreiter testeten 2011 und 2012 unbemannte Raketen vor Bornholm. Anscheinend hatte Madsen einen privaten bemannten Flug ins All im Sinn.
Spuren verwischt
Das U-Boot wurde am Samstag aus sieben Metern Wassertiefe gehoben und am Sonntag von Technikern durchsucht. An Bord wurde keine Leiche gefunden. Die Polizei-Experten stellten elektronische Ausrüstung sicher, die nun genauer untersucht werden solle, teilte die Polizei am Montag mit. Die Suche nach der Journalistin wurde fortgesetzt, auch ein Flugzeug kam zum Einsatz. Wie die Internetseite Meedia unter Berufung auf die schwedische Zeitung „Aftonbladet“berichtete, wirft die Anklage dem U-Boot-Bauer vor, Kim Wall an „einem unbekannten Ort auf unbekannte Weise getötet zu haben“.
Wie „Aftonbladet“unter Berufung auf ein Besatzungsmitglied berichtete, sei ein Frachter dem U-Boot in der Nacht auf Freitag in der Nähe der Öresund-Brücke begegnet. Dabei sei es beinahe zum Zusammenstoß gekommen, weil das U-Boot ohne Navigationslichter unterwegs gewesen sei. Die Brücke verbindet Dänemark und Schweden.