Totale Sicherheit gibt es nicht
Spanien ist nach der Terrorserie in Barcelona und im katalanischen Urlaubsort Cambrils im Schockzustand erwacht. Und mit der Gewissheit, dass eine gut organisierte islamistische Terrorzelle in der Lage war, trotz großer polizeilicher Sicherheitsmaßnahmen im touristischen Herzen der Nation zuzuschlagen.
Die traurige Erkenntnis nach diesen Attentaten lautet: Es gibt keine totale Sicherheit. Auch nicht in Spanien, das seit Jahren bei den Reisenden als friedliche Urlaubsoase gilt. Vor allem diesem Ruf hat es das südeuropäische Land zu verdanken, dass der Tourismus zuletzt wie noch nie boomt. Urlauber, die früher in die Türkei, nach Ägypten oder Tunesien reisten, kommen nun auf die iberische Halbinsel.
Die spanischen Anti-Terror-Fahnder dürfen bei der Rasterfahndung und der Kommunikationsüberwachung sehr viel mehr als ihre Kollegen in den Nachbarländern. Auch deswegen wurden viele islamistische Terrorverdächtige in jüngster Zeit festgenommen. Erst Ende Juni war auf Mallorca eine vierköpfige Terrorzelle aufgeflogen, die konkrete Anschlagspläne hatte. Die Polizei fand Verbindungen der Gruppe zu den Attentätern, die im November 2015 den Pariser Konzertsaal des Bataclan-Theaters stürmten und 90 Menschen töteten. Spaniens Terrorszene ist international gut vernetzt.
Es ist eine gesellschaftliche Herausforderung, dem Terror nicht nachzugeben. Spanien lieferte schon mehrmals Beispiele für Zivilcourage: Etwa nach dem islamistischen Terroranschlag am 11. März 2004, als ein Terrorkommando in Madrid vier Vorortzüge in die Luft jagte und 191 Menschen tötete. Anschließend gingen Millionen Spanier auf die Straßen und demonstrierten gegen den Terror.
Oder im langen Kampf gegen die baskische Terror-Organisation ETA: Die ETA hat in den letzten Jahrzehnten mehr als 800 Menschen umgebracht. Sie konnte schließlich auch deswegen in die Knie gezwungen und isoliert werden, weil die Bevölkerung im Baskenland wie in ganz Spanien aufstand und rief: „Basta ya – Schluss jetzt.“