Der Abgang von Trumps Chefstrategen kommt wenig überraschend
Steve Bannon hat den Wahlkampf des US-Präsidenten gerettet und das Motto „Amerika zuerst“mitverantwortet – Nun muss er gehen
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WASHINGTON - Es hatte sich bereits angedeutet: Stephen Bannon, politischer Chefstratege des US-Präsidenten Donald Trump, verlässt das Weiße Haus. Der eisgraue Mann galt schon häufiger als angezählt, war aber ein Stratege mit sieben Leben.
Es ist das Ende eines seit Längerem schwelenden Konflikts, der sich in den vergangenen drei Wochen noch zugespitzt hatte. John Kelly, der neue Stabschef des US-Präsidenten, soll besonders energisch auf die Entlassung Bannons gedrängt haben. Der Ex-General sah in ihm, so berichten es US-Medien, einen Störfaktor, der diszipliniertes Arbeiten in der Regierungszentrale nahezu unmöglich machte. Auch Trumps Schwiegersohn Jared Kushner gilt als scharfer Widersacher des 63-Jährigen. Zuletzt soll auch Medienmogul Rupert Murdoch Bannons Kopf gefordert haben.
Zudem hatten sich führende Mitglieder der Republikanischen Partei für den Rauswurf des populistischen Präsidentenberaters ins Zeug gelegt. Aus ihrer Sicht zählt Bannon nicht nur zu den geistigen Brandstiftern der Krawalle von Charlottesville. Sie machen ihn auch mit dafür verantwortlich, dass Trump die extreme Rechte hinterher auf eine moralische Stufe mit Demonstranten stellte, die gegen den Aufmarsch von Neonazis und Mitgliedern des Ku-Klux-Klan in der Universitätsstadt in Virginia protestiert hatten. Noch nie seit seiner Vereidigung war der Präsident auf derartig heftigen Widerspruch in den Reihen der Republikaner gestoßen wie diese Woche. So gesehen verspricht sich Trump vom Abgang Bannons offenbar einen Befreiungsschlag, der verhindern soll, dass die „Grand Old Party“mehrheitlich auf Distanz zu ihm geht.
Kelly und Bannon hätten sich darauf geeinigt, „dass heute Steves letzter Tag ist“, erklärte Sarah Huckabee-Sanders, die Sprecherin des Weißen Hauses, in einer Stellungnahme. Der „New York Times“zufolge soll der nunmehr geschasste Chefstratege bereits am 7. August seinen Rücktritt eingereicht haben.
Lange hat sich Trump geweigert, „seinen Steve“abzusetzen. Trump, der öffentliche Haudrauf, gilt im persönlichen Umgang als konfliktscheu, und die beiden Männer verbindet viel. Es ist nicht übertrieben, Bannon als Retter des 2016er Wahlkampfs zu bezeichnen. „Das ganze Konzept des Trumpismus kann am besten durch seine Partnerschaft mit Bannon verstanden werden“, sagt Bannons Biograf Joshua Green. „Dazu gehört auch der Modus der pausenlosen Attacke.“
Bannon, einst Banker bei Goldman Sachs, später Film-Finanzierer in Hollywood, schließlich Direktor der rechtsnationalistischen OnlinePlattform Breitbart News, gilt auch als Architekt der „America-First“Strategie Trumps. Nach dessen Sieg als Genie der Kampagne gefeiert, spielte er anfangs eine Schlüsselrolle in der Regierungszentrale. Dass der Zenit seiner Macht bald überschritten war, zeichnete sich erstmals im April ab, als er seinen Sitz im Nationalen Sicherheitsrat einbüßte. Schon damals beklagten sich Minister wie Militärs darüber, dass Bannon sich ständig in alles und jedes einmische.
Zuletzt machte Bannon wohl einen Fehler, der seiner angeblich so überragenden Klugheit entgegenstand: In einem Interview ließ er in Sachen Nordkorea die Gegenposition zu seinem Feuer-und-Wut-Präsidenten erkennen.