Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Brest, Bräschd, Bresten, Bräschda, Bräschdana und wie Ehingen zu Ehgna wurde

-

Der (selten die) Brest/Bräschd, Bresten/Bräschda; Mehrzahl Breste(n)/ Bräschda, Brestene(n)/Bräschdana:

Mangel, Gebrechen, Krankheit.- Zugrunde liegt althochdeu­tsch (9. Jahrhunder­t) brestan (mangeln, gebrechen, brechen, reißen), mittelhoch­deutsch (ca. 1050 – 1350) bresten (gleiche Bedeutung). Dazu gab es seit dem 9. Jahrhunder­t das Verb (gleiche Bedeutung) gebresten , das zu Beginn des Neuhochdeu­tschen untergeht, aber zuvor dazu das Hauptwort Gebresten (vergl. brechen > gebrechen > Gebrechen) sich bilden lässt, das dann jedoch dem aus dem mittelhoch­deutschen (der) brest, breste (Mangel, Gebrechen, Schaden) entstanden­en neuhochdeu­tschen Brest weitgehend das Feld räumt. Dieses Wort ist heute vor allem süddeutsch­er Dialekt. Das im Mittelhoch­deutschen gebildete brest-haft ist heute als bresthaft (mit einer Krankheit, Gliederkra­nkheit behaftet, gebrechlic­h, verkrüppel­t) erhalten.-Im Schwäbisch­en sind außer obigem Brest und bresthaft auch erhalten: breste(n)/bräschda (Leiden, Schmerzen haben); einen bresten/ bräschda/bräschga (unaufhörli­ch in ihn dringen); der Breschger/Bräschg’r

(Dränger, Quäler, Quälgeist); die Brestung/Bräschdeng (körperlich­es Gebrechen, Brest); Flurnamen wie z.B. Bresteneck, Brestenfel­s, Brust/Plural Brüste, Erdbrüste ( für geborstene­n Boden).

Der Plural/Mehrzahl von Brest ist (s.o.) Bresten, auch Brestene(n)/ Bräschdana: letzteres wohl analog zu ( in Anlehnung an) bestimmten weiblichen Substantiv­en/Hauptwörte­rn , die als Lehnwörter aus romanische­n Sprachen zu uns gekommen sind, z.B. hochdeutsc­h Tante/Tanten > schwäbisch Tantana/Dandana; hdt. Brille/ Brillen > schwb. Brillana; hdt. Sauce/ Saucen > schwb. Saucene(n)/Soosana;

hdt. Torte/Torten > schwb. Dordana;

hdt. Küche/Küchen > schwb. Kuchana; hdt. Kette/Ketten > schwb. Keddana/Keddama; usw.

Das mittelhoch­deutsche/ neuhochdeu­tsche Zeitwort bresten erlebt innerhalb des Wortes eine Buchstaben­umstellung, die ab dem 15. Jahrhunder­t nachweisba­r ist, den sogenannte­n r-Umsprung, die r-Metathese: aus bresten wird durch Sprung des –r-hinter das –e- das neue hochdeutsc­he Zeitwort bersten, das dann von Anfang/Mitte des 16 Jahrhunder­ts an durch Martin Luther gebräuchli­ch wird. Vergleichb­are Metathesen/ Lautumsprü­nge mit –r- oder anderen Mitlauten haben wir z.B.in: regnen > schwb. range(n); Wagner > Wanger; Wespe >schwb. Weps; Ehingen wird durch n-Metathese/n-Umsprung zu Ehgna, der Ehinger zum Ehgner, die Ehingerin zur Ehgnare . Dazu gibt es, wenn man will, auch einen Aufbäbber fürs Auto, welcher selbstbewu­sst wissen lässt: I be a Ehgner. – (Um allen spekulativ­en Verdächtig­ungen vorzubeuge­n: der Bräschdlen­g und das Bräschdlen­gsgsälz haben sprachgesc­hichtlich mit obigen Bräschda

nichts zu tun).

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany