Schülerakademie musiziert in Urspring
Konzert in der Klosterkirche wird von den Zuhörern bejubelt
●
URSPRING - Und es stimmt doch: Jeder kann singen. Diesen Eindruck bestätigte jedenfalls das großartige Konzert der Deutschen Schülerakademie in Urspring. Kaum einer im Großen Chor mit 30 Sängern hatte vor zwei Wochen überhaupt Chorgesangerfahrung, aber trug nun zu viel bejubelten Liedern in der ehemaligen Klosterkirche bei. Dabei überzeugte der Chor nicht nur in verschiedenen Sprachen, sondern auch in unterschiedlichen Genres.
Englische, französische und deutsche Titel wurden gesungen, wobei die deutschen Titel verständlicherweise den Zuhörer noch mehr rühren mochten. Es waren auch jeweils Abschiedslieder, nämlich „Gott behüte dich“und „Abschied vom Walde“. Die 16- bis 19-jährigen In- und Ausländer sangen zum Einstieg das Spiritual „Joshua fit the battle of Jericho“und ließen ein Renaissancestück folgen, was sofort die Leistungen der Sänger und auch der Dirigentin, Motje Wolf, verdeutlichte. Dirigentin Motje Wolf ist im Hauptberuf Sängerin und Pädagogin und unterrichtet an der Universität De Montford in Leicester/England. Mit Motivation habe sie es geschafft, die Jugendlichen zu begeistern, sagte sie der SZ. Und bei ihren erklärenden, mitreißenden, auch witzigen Worten an das Publikum in der ehemaligen Klosterkirche wurde klar, dass sie das Naturell besitzt, wohl selbst vom Gesang abgeneigte Schüler zum Mittun und eben zum Erbringen des gezeigten Ergebnisses zu führen. Die Schüler schienen mit Elan dabei zu sein. Und manchem zauberte der verdiente Applaus ein Lächeln ins Gesicht.
Prominent wurden jeweils die Jungs in das Zentrum der Chöre gestellt, weil sie die Minderheit ausmachten und auch in konventionellen Chören derzeit die größere Mangelware darstellen, was solche Events wie in Urspring vielleicht verändern könnten. Die acht Titel von Großem und Kleinem Chor zusammen waren ein echter Hörgenuss, der mit einem Medley eines in England bekannten Musicals endete. Nur einmal, bei einem Samba kurz vor Ende, schien sich eine kleine Irritation im Text eingeschlichen zu haben, was im Hinblick auf die Probenzeit als Nichtigkeit bewertet werden darf. Anderthalb Stunden täglich in der Mittagszeit probte der Große Chor mit seinen 30 Sängern, nur eine halbe Stunde der Kleine Chor.
Außerdem formierte sich aus der 94-köpfigen Schülerakademie noch ein Gitarrenduo, das zwischen den Auftritten der Chöre für exzellente Vorspiele sorgte, sowie eine Big Band, ein Orchester, eine Metal Band, Leos Band, ein Streichorchester, die den zweiten Teil des Konzertabends gestalteten. Gitarrist Linus Rode machte sogar, bis auf eine, in jeder Formation des Abends mit. In der Deutschen Schülerakademie, die in der Urspringschule für begabte, neugierige und leistungsstarke Schüler stattfand, widmeten sich die Teilnehmer in den vergangenen zwei Wochen ganz unterschiedlichen Themen. Es ging zum Beispiel um die Energiegewinnung der Zukunft, die Reformation oder auch um die NaziPropaganda in der damaligen Wochenschau.