Verwahrlost und gefährdet?
Ausstellung im ZfP zeigt die Heimerziehung in Baden-Württemberg von 1949 bis 1975
RAVENSBURG (sz) - Welche Spuren haben die Erfahrungen in den Kinderheimen bei ehemaligen Heimkindern zwischen 1949 und 1975 hinterlassen? Das ZfP Südwürttemberg und das Institut für Soziale Berufe Ravensburg suchen in der Wanderausstellung des Landesarchivs Baden-Württemberg nach Antworten auf diese und weitere Fragen, ist einer Pressemitteilung zu entnehmen. Seit 10. August bis 18. Oktober gibt die Ausstellung im Zentralgebäude des ZfP Südwürttemberg in Weißenau Einblicke in die Institutionen der damaligen Zeit.
Die Ausstellung zeigt anhand von vielseitigem Bildmaterial, Dokumenten wie Speiseplänen, Aktenauszügen oder Briefen und einem Dokumentarfilm den Alltag vieler Kinderheime in Baden-Württemberg zwischen 1949 und 1975. Zeitzeugenberichte ergänzen die Darstellung um die Perspektive der Betroffenen und vermitteln den Besuchern eine Vorstellung von den Gefühlswelten der ehemaligen Heimkinder. Die psychische und körperliche Gewalt, die vielfach auf der Tagesordnung stand, wird ebenso thematisiert wie die oft nur kurzen Momente des Glücks.
Aufarbeitung und Geschichte
Zentrale Aspekte der Ausstellung sind außerdem das System der Heimerziehung sowie die Rolle der Jugendämter beim Prozess der Heimeinweisung oder die Lebenswelten der Institutionen selbst. Inhaltlich ergänzt wird die Ausstellung durch die Darstellung des aktuellen Aufarbeitungsprozesses der Geschichte der Heimerziehung. Abschließend erfolgt ein Ausblick in die heutige Heimlandschaft und Jugendhilfe.
Die Ausstellung, die von Bernd Reichelt vom Forschungsbereich „Geschichte der Medizin“für das ZfP Südwürttemberg kuratiert wird, ist Teil des Projekts „Heimerziehung 1949-1975“des Landesarchivs BadenWürttemberg, das nicht nur Anlaufstelle für Betroffene ist, sondern es auch als seine Aufgabe versteht, die damalige Zeit historisch zu erforschen. In diesem Zusammenhang arbeiteten der Forschungsbereich „Geschichte der Medizin“und das Landesarchiv Baden-Württemberg bereits vor der Ausstellung an gemeinsamen Projekten. So beschäftigen sich in dem jüngst erschienenen Sammelband „Psychiatrie in Oberschwaben“von Nastasja Pilz (Landesarchiv Baden-Württemberg) und Thomas Müller (ZfP Südwürttemberg) in einem Beitrag auch mit den Anfragen ehemaliger Heimkinder und deren Angehörigen an verantwortliche Institutionen heute. Mit einem Vortrag von Nastasja Pilz am 20. September um 11 Uhr in Weissenau sowie einem Vortrag von Nora Wohlfarth mit anschließender Führung am 5. Oktober um 11 Uhr wird die Zusammenarbeit zwischen dem Landesarchiv Baden-Württemberg und dem ZfP Südwürttemberg fortgesetzt.
Vernissage mit einem Grußwort von Dr. Clemens Rehm und einem Vortrag von Nastasja Pilz (beide Landesarchiv Baden-Württemberg) am Mittwoch, 20. September, um 11 Uhr im Großen Festsaal im Klostergebäude. Vortrag und Führung mit Nora Wohlfarth (Landesarchiv Baden-Württemberg) am Donnerstag, 5. Oktober, um 11 Uhr im Hörsaal im Klostergebäude.
Öffnungszeiten: 10. August bis 18. Oktober täglich von 8 bis 16 Uhr im Foyer des Zentralgebäudes im ZfP Südwürttemberg in Weißenau.