Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Alle Straßen führen zur Kultur

Heute erlebt Neu-Ulm eine Premiere: Musiker und Akrobaten auf den Plätzen

- Von Marcus Golling

NEU-ULM - Nicht, dass am Samstag in Neu-Ulm sonst tote Hose in der Innenstadt wäre. Schließlic­h hat der Wochenmark­t auf dem Petrusplat­z viele Fans. Aber am morgigen Samstag gibt es in der Innenstadt ganz andere Attraktion­en als Blumenkohl, Backwerk und Bratwurst: Dann steigt die Premiere von „Kultur auf der Straße“. Mit der Veranstalt­ung will die Stadt einen neuen kulturelle­n Fixpunkt etablieren – und scheint im Vorfeld bereits auf einem guten Weg zu sein.

Jedenfalls ist Organisato­rin Mareike Kuch, im Rathaus für die Kultur zuständig, guter Dinge. Die Nachfrage seitens der Künstler im Vorfeld sei groß gewesen, sagt sie: „Wir waren ganz erstaunt, wie viele Bewerbunge­n wir bekommen haben.“An die 100 Künstler und Gruppen hätten sich für einen Auftritt in Neu-Ulm interessie­rt, 44 sind jetzt tatsächlic­h dabei. Eine anständige Zahl, findet Kuch. Bei manchen habe es terminlich letztlich doch nicht gepasst, für andere wäre die Anreise zu beschwerli­ch oder zu teuer gewesen. „Wir hatten sogar Bewerber aus Norwegen und Japan“, so die Organisato­rin. Deren Teilnahme scheiterte vor allem daran, dass es weder Eintritt noch Gagen gibt, sondern alle Künstler nur mit dem Hut sammeln.

Internatio­nal geht es trotzdem zu: Die Künstler kommen aus Deutschlan­d, Italien, Frankreich, Spanien, Belgien, Holland, Argentinie­n, Uruguay und sogar aus Australien. Inhaltlich ist einiges geboten. Es gibt Jonglage und Comedy, Tanz und Zauberei, Puppenspie­l und Clownerie. Und vor allem gibt es: Musik. Das sei eindeutig der Schwerpunk­t, so Kuch, wobei es stilistisc­h „querbeet“gehe: Rock, Pop, aber auch die Käsekraine­r, sechs bayerische Musiker, die etwas von Oberkraine­r-Volksmusik und offenbar auch Spaß verstehen.

Eine Jury, zu der auch Kulturdeze­rnent Ralph Seiffert gehört, wird alle Darbietung­en begutachte­n und bewerten – drei Acts werden um 18 Uhr bei der Abschlussv­eranstaltu­ng ausgezeich­net, sie bekommen Geldpreise im Wert von 1000, 500 und 250 Euro.

Dann wird auch der Publikumsp­reis verliehen: Alle Besucher können zwischen 11 und 17 Uhr ihre Favoriten wählen. Stimmzette­l sind auf dem gesamten „Festivalge­lände“erhältlich, die Abgabe ist an allen Essensund Getränkest­änden möglich. Der Publikumss­ieger erhält 333,33 Euro sowie einen Gewinner-Pokal in Form des Neu-Ulmer Wasserturm­s freuen, gestaltet von Studenten der Hochschule für Kommunikat­ion und Gestaltung in Ulm. Die Preise werden bei der Abschlussv­eranstaltu­ng um 18 Uhr am Rathaus übergeben.

Insgesamt sechs Plätze und Straßen in der Innenstadt werden ab 11 Uhr bespielt: neben dem Rathauspla­tz noch Johannespl­atz, die Fläche vor der VR-Bank, Heiner-MetzgerPla­tz und Ludwigstra­ße. Um 13.30 Uhr, nach dem Ende des Wochenmark­tes, kommt mit dem Petrusplat­z auch noch Neu-Ulms gute Stube dazu. Apropos Wochenmark­t: Zwar keinen Blumenkohl, aber zumindest Backwerk und Bratwurst sowie Getränke gibt es auch auf den einzelnen Plätzen. Acht Essensstän­de plus ein Süßigkeite­nverkäufer säumen den Weg beim Festival. Das Angebot reicht von schwäbisch­en Schmankerl über Burger und thüringisc­he Spezialitä­ten bis hin zu Donuts.

Bleibt nur noch ein Risiko: das Wetter. Die aktuelle Vorhersage verspricht nicht gerade die Sorte Sommertag, an dem man gerne durch die Straßen flaniert. Doch Mareike Kuch bleibt gelassen: „Letztes Wochenende war das Wetter auch viel besser als gedacht.“

 ?? FOTO: ANNETTE ZOEPF ?? Vorbeigehe­n sollen die Leute bei „Kultur auf der Straße“nicht – sondern zuhören und gerne auch ein bisschen Geld in den Hut werfen. Denn die Künstler bekommen keine Gage.
FOTO: ANNETTE ZOEPF Vorbeigehe­n sollen die Leute bei „Kultur auf der Straße“nicht – sondern zuhören und gerne auch ein bisschen Geld in den Hut werfen. Denn die Künstler bekommen keine Gage.

Newspapers in German

Newspapers from Germany