Alle Straßen führen zur Kultur
Heute erlebt Neu-Ulm eine Premiere: Musiker und Akrobaten auf den Plätzen
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NEU-ULM - Nicht, dass am Samstag in Neu-Ulm sonst tote Hose in der Innenstadt wäre. Schließlich hat der Wochenmarkt auf dem Petrusplatz viele Fans. Aber am morgigen Samstag gibt es in der Innenstadt ganz andere Attraktionen als Blumenkohl, Backwerk und Bratwurst: Dann steigt die Premiere von „Kultur auf der Straße“. Mit der Veranstaltung will die Stadt einen neuen kulturellen Fixpunkt etablieren – und scheint im Vorfeld bereits auf einem guten Weg zu sein.
Jedenfalls ist Organisatorin Mareike Kuch, im Rathaus für die Kultur zuständig, guter Dinge. Die Nachfrage seitens der Künstler im Vorfeld sei groß gewesen, sagt sie: „Wir waren ganz erstaunt, wie viele Bewerbungen wir bekommen haben.“An die 100 Künstler und Gruppen hätten sich für einen Auftritt in Neu-Ulm interessiert, 44 sind jetzt tatsächlich dabei. Eine anständige Zahl, findet Kuch. Bei manchen habe es terminlich letztlich doch nicht gepasst, für andere wäre die Anreise zu beschwerlich oder zu teuer gewesen. „Wir hatten sogar Bewerber aus Norwegen und Japan“, so die Organisatorin. Deren Teilnahme scheiterte vor allem daran, dass es weder Eintritt noch Gagen gibt, sondern alle Künstler nur mit dem Hut sammeln.
International geht es trotzdem zu: Die Künstler kommen aus Deutschland, Italien, Frankreich, Spanien, Belgien, Holland, Argentinien, Uruguay und sogar aus Australien. Inhaltlich ist einiges geboten. Es gibt Jonglage und Comedy, Tanz und Zauberei, Puppenspiel und Clownerie. Und vor allem gibt es: Musik. Das sei eindeutig der Schwerpunkt, so Kuch, wobei es stilistisch „querbeet“gehe: Rock, Pop, aber auch die Käsekrainer, sechs bayerische Musiker, die etwas von Oberkrainer-Volksmusik und offenbar auch Spaß verstehen.
Eine Jury, zu der auch Kulturdezernent Ralph Seiffert gehört, wird alle Darbietungen begutachten und bewerten – drei Acts werden um 18 Uhr bei der Abschlussveranstaltung ausgezeichnet, sie bekommen Geldpreise im Wert von 1000, 500 und 250 Euro.
Dann wird auch der Publikumspreis verliehen: Alle Besucher können zwischen 11 und 17 Uhr ihre Favoriten wählen. Stimmzettel sind auf dem gesamten „Festivalgelände“erhältlich, die Abgabe ist an allen Essensund Getränkeständen möglich. Der Publikumssieger erhält 333,33 Euro sowie einen Gewinner-Pokal in Form des Neu-Ulmer Wasserturms freuen, gestaltet von Studenten der Hochschule für Kommunikation und Gestaltung in Ulm. Die Preise werden bei der Abschlussveranstaltung um 18 Uhr am Rathaus übergeben.
Insgesamt sechs Plätze und Straßen in der Innenstadt werden ab 11 Uhr bespielt: neben dem Rathausplatz noch Johannesplatz, die Fläche vor der VR-Bank, Heiner-MetzgerPlatz und Ludwigstraße. Um 13.30 Uhr, nach dem Ende des Wochenmarktes, kommt mit dem Petrusplatz auch noch Neu-Ulms gute Stube dazu. Apropos Wochenmarkt: Zwar keinen Blumenkohl, aber zumindest Backwerk und Bratwurst sowie Getränke gibt es auch auf den einzelnen Plätzen. Acht Essensstände plus ein Süßigkeitenverkäufer säumen den Weg beim Festival. Das Angebot reicht von schwäbischen Schmankerl über Burger und thüringische Spezialitäten bis hin zu Donuts.
Bleibt nur noch ein Risiko: das Wetter. Die aktuelle Vorhersage verspricht nicht gerade die Sorte Sommertag, an dem man gerne durch die Straßen flaniert. Doch Mareike Kuch bleibt gelassen: „Letztes Wochenende war das Wetter auch viel besser als gedacht.“