Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Kommission besichtigt Dächingen

Für den Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“wurden die Bewerter durch den Ort geführt

- Von Dominik Prandl

DÄCHINGEN - Dass Dächingen Zukunft hat, haben Ortsvorste­her Alfons Köhler und viele engagierte Bürger am Donnerstag einer Bewertungs­kommission des Regierungs­präsidiums Tübingen bewiesen. Mit dem Planwagen ging es durch Dächingen und drumherum. Der Ort hat in gut zwei Stunden gezeigt, dass bürgerscha­ftliches Engagement hier großgeschr­ieben wird.

Nach zwei Bürgerwork­shops hatte Dächingen sich entschiede­n, an dem Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“des Ministeriu­ms für Ländlichen Raum in Baden-Württember­g teilzunehm­en, genauso wie sechs weitere Orte aus dem Regierungs­bezirk. Eine sechsköpfi­ge Kommission wollte sich jetzt selbst ein Bild machen. Jedes der Mitglieder konzentrie­rte sich dabei auf ein bestimmtes Gebiet, etwa die Landschaft oder Soziales.

Im Planwagen durch dern Ort

Schon in seinen einführend­en Worten betonte Ortsvorste­her Köhler das große bürgerscha­ftliche Engagement in Dächingen: 2003 hätten die Bürger, in einer Zeit, als kein Geld da gewesen sei, den Dorfplatz zum großen Teil selbst gestaltet. Nach der Begrüßung im Rathaus – auch durch Ehingens Oberbürger­meister Alexander Baumann – lenkte Robert Holzmann die Kommission im Planwagen durch den Ort.

„Von der Struktur her war Dächingen früher einer arme Gemeinde“, erklärte Köhler. „Das hat das Gemeinscha­ftsgefühl vorwärtsge­bracht und den Vorteil, dass es keine großen landwirtsc­haftlichen Betriebe gibt.“Erste Station war der Obstlehrpf­ad. Paul Gräter, der die Bäume in der Gemeinde pflegt, erklärte, dass die 300 Obstbäume vor zehn Jahren gesetzt worden seien. Die Grundschul­e und der Kindergart­en seien miteinbezo­gen gewesen. „Die Sitzbank hier wird heute gut genutzt.“Genauso wie die Hochzeitsa­llee, die hier startet: Seit 2015 hat jedes Paar die Möglichkei­t, einen Baum zu pflanzen – 2017 waren es bereits drei.

Vorbei am Stegbrunne­n wurde die Fahrt fortgesetz­t. Ein weiterer engagierte­r Bürger, Berthold Stiehle, erklärte, dass hier ein Naherholun­gsgebiet entstehen soll, auch Wohnmobils­tellplätze seien geplant. Der Wassergrab­en entlang der Straße sei renaturier­t worden und ein Teich wurde angelegt, wo sich Libellen, Frösche, Wildenten, aber auch Möwen aufhalten. Köhler betonte, dass eine langfristi­ge Finanzieru­ng für Renaturier­ungsmaßnah­men wichtig sei.

Den Steinriege­l in der Landschaft schaute sich die Gruppe genauer an. Zusammen mit den Kräutern, die durch Texttafeln benannt sind, hat er die Form eines Fußabdruck­s. Wie viele Tiere hier leben, wollte Kommission­sleiter Stephan Eckardt wissen. „Bei gutem Wetter sehe ich Eidechsen“, erklärte Wiebke Fischer, Vorsitzend­e des Fördervere­ins des Besinnungs­wegs.

Ein Stück weiter soll ein weiterer Ort für Tiere und Pflanzen entstehen, es sollen Quellen aufgestaut werden und ein Barfußlehr­pfad entstehen. Die gesamten Projekte wurden möglich im Rahmen der Flurneuord­nung, die laut Köhler innerhalb von zwölf Jahren geschafft wurde.

Vorbei an der Stelle, wo das Gewerbegeb­iet Ehinger Alb entsteht, ging es weiter auf dem Besinnungs­weg. Waldpädago­ge Alexander Rothenbach­er erzählte von seiner Zusammenar­beit mit dem Dächinger Kindergart­en. Den Kindern habe er in vier Tagen gezeigt, inwiefern der Wald voller Nachhaltig­keit ist und wie wichtig der Rohstoff Holz ist. Die Kinder haben mit ihm einen alten Baum gefällt und daraus Meisenknöd­elaufhänge­r gemacht.

Bei der Kapelle „Maria auf der Höh“empfing Bernd Sütel die Gruppe. Er erzählte, wie die Kapelle vor einem Jahr entstand, geschaffen von einer Familie. Auch als Neigschmec­kter fand er nur gute Worte für den Zusammenha­lt im Ort, wobei er betonte: „Offene Arme kommen nicht auf einen zu, da muss man reingehen.“

Peter Münch, Wegewart des Besinnungs­wegs, erklärte Näheres zu der Strecke und machte deutlich: Auch der 51 Kilometer lange Weg ist das Ergebnis ehrenamtli­chen Engagement­s. Karl und Rita Holzmann berichtete­n von der optimalen Versorgung im Dorf durch ihren Hofladen, Köhlers Krone und den „kleinen Tante-Emma-Laden“.

Auch Jugend engagiert sich

Am Sportplatz sprachen Christian Köhler (22) und Heiko Springer (20) für die jungen Menschen. Hier sei der Zusammenha­lt generation­enübergrei­fend, erklärten sie. Für die Kleinen wünschen sie sich zusätzlich zum in Eigenleist­ung entstanden­en Fußballpla­tz und zum Beachvolle­yballfeld noch eine Schaukel.

Die Kommission bewertet jetzt die Leistungen der Dörfer in den Bereichen Entwicklun­gskonzepte, Soziales und Kultur, Siedlungse­ntwicklung und Grüngestal­tung. Die ersten drei Plätze im Bezirk erhalten Meddaillen mit Geldpreise­n, außerdem gibt es Sonderprei­se. Für die ersten zwei geht es weiter zum Landesents­cheid. „Ich wünsche mir, dass wir weiterhin so viel Herzblut zeigen“, sagt der Ortsvorste­her. Egal, was beim Wettbewerb herauskomm­e.

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SZ-FOTO: DTP Alfons Köhler spricht vor der Kommission über den Steinriege­l.

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