Nächster Halt: Kulturnacht
Was ist neu? Wo lohnt sich der Besuch besonders? Das Programm am Samstag bietet für fast jeden Geschmack etwas
● ULM/NEU-ULM - Wer will, kann sich bis nachts um drei Heavy Metal um die Ohren hauen lassen. Oder sich sich von Psalmenvertonungen zu tiefen Gedanken inspirieren lassen. Oder auch beides. Die Kulturnacht Ulm/Neu-Ulm steht für Abwechslung und Kontraste, und das ändert sich auch bei der 17. Ausgabe nicht: Am Samstag, 16. September, erwarten die Besucher wieder Musik, bildende Kunst, Theater, Kabarett – und einige Schrägheiten. Rund 500 Akteure bespielen 102 Orte auf beiden Seiten der Donau. Viel zu viel, um alles zu sehen. Deswegen hier ein paar Tipps, wo sich der Besuch lohnen könnte.
Wer ist neu dabei?
Interessant sind jedes Jahr natürlich die neuen Orte. Dieses Jahr ist das unter anderem der Projektraum „Putte“am Augsburger Tor in NeuUlm, wo Überraschendes aus Überraschungseiern ans Tageslicht gebracht werden soll. Bei ein paar anderen Neuzugängen ist es eher verwunderlich, dass sie bislang nicht dabei waren: etwa das StadthausCafé, wo es Jazz-Pop mit der Gruppe Jazz in Time gibt, oder die Museumsgesellschaft in der Neuen Mitte, wo Jazz von Ebbo’s Cinematic Serenaders auf Stummfilme von Buster Keaton trifft. Seine Kulturnacht-Premiere feiert auch der Verlag Topalian & Milani, der am Judenhof sein magisches Theater mit Literatur, LiveMusik, digitaler Kunst und Lichtprojektionen öffnet.
Was sind die Klassiker?
So reizvoll die neuen Angebote sind – ein paar Attraktionen haben sich nicht umsonst bewährt. Etwa das Labyrinth im Theater Ulm, wo die Besucher ungewöhnliche Einblicke hinter die Kulissen bekommen: Jedes Jahr ein Garant für lange Schlangen. Ebenfalls ein Magnet sind die Museen und Ausstellungshäuser in der Ulmer Stadtmitte: Besonders die Kunsthalle Weishaupt hat zur Kulturnacht so viele Besucher wie selten. Jedes Jahr wieder ein Spektakel ist das Varieté der Zirkusschule Serrando am Judenhof: Am wohl keinen anderen Ort ist die Kulturnacht so magisch. Wenn das Wetter mitspielt. Trocken, aber bisweilen ganz schön heiß geht es in jedem Fall in der Musikstraßenbahn, die zwischen Ehinger Tor und Donauhalle verkehrt.
Was ist ungewöhnlich?
Die fraglos eigenwilligste Location hat sich dieses Jahr der Verein „KunstWerk“gesichert: An Bord des Ausflugsschiffs „Ulmer Spatz“erwarten die Passagiere Sagen, Balladen und Songs über Donau- und andere Nixen. Abgelegt wird am Metzgerturm. Eine Lebensform besichtigen können die Nachtschwärmer in der Ulmer Zeitblomstraße: Dort öffnet eine Ü40-Wohngemeinschaft ihre Türen, unter anderem für Musik und einer Szenenrevue. Ein besonderes Projekt hat auch der Künstler Mark Klawikowski mit den Bewohner des Mietshauses Olgastraße 141 verwirklicht: Sie gestalteten gemeinsam eine ganze Serie von Bierdeckeln, die nun am Entstehungsort gezeigt werden. Auch ein Weißenhorner Gastspiel gibt es: Im Künstlerhaus gibt das Kollektiv „Landrauschen“um Regisseurin Lisa Miller Einblicke in den gleichnamigen Spielfilm, der Ende des Jahres seine Premiere haben soll.
Wo gibt es aktuelle Themen?
Die Debatte um das Airbus-Sponsoring vor zwei Jahren hat gezeigt: Die Kulturnacht tut sich ein wenig schwer mit tagesaktuellen Themen. Ein paar der Teilnehmer versuchen es trotzdem: Allen voran die Junge Ulmer Bühne, die sich in der Donaubastion musikalisch-kabarettistisch mit dem Thema „Her mit der Diktatur!“auseinandersetzt. Nur zaghaft öffnet sich die Kulturnacht für Menschen aus anderen Kulturkreisen. „Wir sind deswegen auf die Künstler zugegangen, das habt aber noch nicht 100-prozentig gefruchtet“, sagt Co-Organisator Christian Pfeifer von der Ulmer Kulturabteilung. Ein paar Ansätze gibt es immerhin: So werden im Institut Fakt.ori in der Weststadt Märchen auf Arabisch, Russisch und Twi gelesen – die Besucher können so den Klang fremder Sprachen erfahren.
Wo ist besonders viel geboten?
Wie immer gibt es bei der Kulturnacht einige Orte, wo sich das Programm verdichtet. Einer davon ist die Obere Donaubastion, wo sich alle Nachbarn, vom Roxy über das Donauschwäbische Zentralmuseum bis hin zu Jacques’ Weindepot, unter dem Label „Kultur in der Donaubastion“zusammengefunden haben – ein Art Kulturnacht im Kleinen, mit Programm von Kabarett bis zum Punkrock. Ein weiteres Zentrum ist der Münsterplatz, wo unter anderem Breakdancer, Bluesmusiker und die Lyrikerin Christine Langer hoch zu Ross auf Publikum hoffen. Erwähnenswert sind unbedingt auch zwei Orte in Neu-Ulm: das Brückenhaus, wo unter anderem Videokunst und Soulhits zu erleben sind, und die Kunstetagen am Heiner-MetzgerPlatz, wo verschiedene Ateliers für besondere Aktionen öffnen.
Was fällt aus?
Bislang gibt es kaum Ausfälle zu beklagen: Nur Vesna Kovacic kann ihr Atelier in der Oststadt nicht wie geplant öffnen. Aktuelle Änderungen im Programm sind jeweils auf der Website der Kulturnacht unter kultur-in-ulm.de nachzulesen. Dieses Angebot ist auch für Mobilgeräte optimiert.
Die Eintrittsbändchen für die Kulturnacht gibt es an allen teilnehmenden Orten sowie an der Zentralkasse am Münsterplatz. Erwachsene zahlen zehn Euro, der ermäßigte Eintritt von acht Euro gilt unter anderem für Schüler, Auszubildende, Studenten, Schwerbehinderte und Arbeitlosengeld-Empfänger. Kinder bis zwölf Jahre haben in Begleitung eines Erziehungsberechtigten freien Eintritt.
Die meisten Angebote starten zwischen 18 und 20 Uhr, das Kinderprogramm schon um 15 Uhr. Weil am Samstag auch der Aktionstag „Ohne Auto – mobil“stattfindet, sind Bus und Bahn im Ding-Gebiet kostenlos. Die regulären Linien im Stadtgebiet fahren im 15-Minuten-Takt, zusätzliche Nachtbusse sind im Einsatz.