„Diese Menschen haben Herausragendes geleistet“
Kommodore Stefan Demps verlässt das Hubschraubergeschwader 64 und zieht den Hut vor seinen Leuten
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LAUPHEIM - Auf Wiedersehen Laupheim, buongiorno Italia. Nach knapp drei Jahren als Kommodore verlässt Oberst Stefan Demps das Hubschraubergeschwader 64 (HSG). Jenseits der Alpen erwartet ihn eine neue Verwendung.
„Es war eine Herausforderung, aber vor allem eine Ehre, den tollen Menschen in diesem einzigartigen Verband gedient zu haben“, sagt Demps. Das HSG 64 ist das größte Geschwader der Luftwaffe, mit rund 2100 Dienstposten an den beiden Standorten Laupheim und Holzdorf.
Diese Menschen hätten Herausragendes geleistet, lobt der scheidende Kommodore. Galt es doch, neben vielen anderen Aufgaben, den Übergang vom Heer zur Luftwaffe zu gestalten und den nagelneuen leichten Unterstützungshubschrauber H145M einzuführen, ganz zu schweigen vom Dauereinsatz in Afghanistan. Das habe manchen Kraftakt gekostet, allein: „Wenn wir gebraucht werden, sind wir zur Stelle.“
Nur zum Teil erfolgreich sei sein Bemühen gewesen, bekennt Demps, die Einsatzbelastung seiner Soldaten, namentlich was Afghanistan betrifft, auf möglichst viele Schultern zu verteilen und sie so auf ein vertretbares Niveau zu senken. „Das ist mir nicht so deutlich gelungen, wie ich es mir vorgestellt habe.“Die Gründe seien vielschichtig und weit überwiegend außerhalb des Geschwaders zu suchen, sagt der 54jährige Offizier und schildert, was ihm auch in der Stunde des Abschieds zusetzt: „Junge Hubschrauberbesatzungen wollen in den Einsatz und ihre Kameraden entlasten. Aber wir konnten sie nicht in der notwendigen Tiefe dafür qualifizieren. Deshalb sind es immer noch zu wenige, die es machen können beziehungsweise von der Qualifikation her dürfen.“Das zu ändern, gehe nur mit Flugstunden, gerade auf dem Transporthubschrauber CH-53. Man habe das Quantum zwar steigern können, doch sei das Material nicht so verlässlich verfügbar gewesen, wie es wünschenswert wäre. „Ein Dauerthema“, sagt Demps, „schon zu Heeresfliegerzeiten.“
Dass in den zurückliegenden Jahren im Flugbetrieb niemand zu Schaden kam, macht den scheidenden Kommodore froh. „Bei einem fliegenden Verband besteht da ja immer ein gewisses Restrisiko.“Wie schnell etwas passieren kann, habe erst vor ein paar Wochen der Zwischenfall bei Schaiblishausen gezeigt; dort durchtrennte ein leichter Unterstützungshubschrauber des Geschwaders eine Stromleitung. Es blieb zum Glück bei Sachschaden.
„Zukunftssicher aufgestellt“
Am gestrigen Donnerstag hat Stefan Demps den Stab weiter an seinen Nachfolger, Oberstleutnant Christian Mayer, gegeben. Mit einem Appell auf dem Militärflugplatz wurde der Wechel vollzogen. „Das Hubschraubergeschwader 64 ist nach meiner Bewertung zukunftssicher aufgestellt“, sagt Demps. Eine wichtige Aufgabe in den nächsten Jahren werde sein, einen Nachfolger für die CH-53 einzuführen – „die Vorbereitungen haben schon begonnen“. Die neue Wartungshalle auf dem Militärflugplatz, deren Bau im Frühjahr 2018 beginnen soll, werde so dimensioniert, dass sie für die in Frage kommenden Hubschraubertypen geeignet ist. „Wir hoffen, dass es bei diesem Thema nun rasch einen politischen Entscheid gibt und unser Geschwader in die militärische Umsetzung eingebunden wird“, sagt Demps.
Vorige Woche ist er ein letztes Mal über Oberschwaben geflogen. Der Rückhalt, den das HSG 64 bei der Bevölkerung in der Region spüre, hat ihn immer wieder aufs Neue begeistert.
Ein bisschen Wehmut schwingt jetzt in Demps’ Stimme: „Ich werde wohl nicht mehr in eine fliegerische Tätigkeit zurückkehren.“Doch er freut sich auf das, was vor ihm liegt. Nach einer Vorbereitungsphase – Sprachkurs inklusive – wird er am 1. Juli 2018 für drei Jahre Commander des European Personell Recovery Centres in Poggio Renatico, einer Stadt im Nordosten Italiens. In dieser multinationalen Einrichtung sollen die Fähigkeiten europäischer Verbündeter, in Bedrängnis geratene Soldaten aus feindlichem Gebiet zurückzuholen, zum Beispiel Piloten nach einem Abschuss oder einer Notlandung, harmonisiert und weiterentwickelt werden. Das HSG 64 hat für solche Einsätze in den vergangenen Jahren hoch spezialisierte Kampfretter ausgebildet, und so werde es für ihn wohl auch in Zukunft Anknüpfungspunkte nach Laupheim geben, sagt Demps. Eine Vorstellung, die ihm sichtlich gefällt.