Airbus rechnet mit hohen Strafen
Dem Luft- und Raumfahrtkonzern drohen nach Korruptionsverdacht schwere Zeiten
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PARIS (dpa/AFP) - Airbus-Chef Tom Enders bereitet seine Belegschaft wegen Verdachts auf Korruption und Schmiergelder in Millionenhöhe auf schwere Zeiten vor. „Das dürfte (…) ein langer Weg werden, und die Möglichkeit schwerwiegender Konsequenzen, einschließlich erheblicher Strafen für das Unternehmen ist durchaus gegeben“, heißt es in einem Brief von Enders, der der Deutschen Presse-Agentur vorlag.
Es sei mit „falschen Informationen und Versuchen Einzelner zu rechnen, im eigenen Interesse das Topmanagement zu diskreditieren“, warnte der Konzernchef in dem Brief. „Stellen Sie sich auf turbulente Zeiten ein.“Ein Sprecher des Unternehmens sagte am Sonntag, Enders selbst stehe außer Verdacht.
Selbstanzeige erstattet
Der europäische Luft- und Raumfahrtkonzern hat 2016 bei der britischen Antikorruptionsbehörde SFO wegen Korruptionsverdacht Selbstanzeige erstattet. Parallel durchleuchten auch französische und deutsche Behörden das Unternehmen. Enders bezeichnet in dem Brief an die Mitarbeiter die Selbstanzeige als richtige Entscheidung: „Dieses Vorgehen war richtig – und der einzige Weg im Einklang mit unseren Werten, Ethikstandards, Compliance-Regeln und gesetzlichen Verpflichtungen.“
Der Verwaltungsrat stehe in der Angelegenheit hinter ihm und ChefJurist John Harrison. Enders versicherte, Airbus werde „aus dieser Krise als besseres, stärkeres und wettbewerbsfähigeres Unternehmen hervorgehen“.
Die britische Anti-Korruptionsbehörde geht dem Verdacht auf Betrug, Bestechung und Korruption bei Geschäften der zivilen Luftfahrtsparte von Airbus nach. Die Vorwürfe betreffen nach Angaben vom August 2016 Unregelmäßigkeiten im Zusammenhang mit Beratern einer „dritten Partei“. Auch die französische Finanz-Staatsanwaltschaft führt dazu eine Untersuchung.
Das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“berichtete, Airbus habe in den vergangenen Jahren den Verkauf ziviler und militärischer Flugzeuge etwa in Indonesien, Kasachstan oder China mit Schmiergeldern angeschoben. Interne Ermittler seien auf mehr als einhundert mögliche Korruptionszahlungen in dreistelliger Millionenhöhe gestoßen.
Ermittler untersuchen zudem schon seit Längerem die Umstände des Verkaufs von Eurofighter-Kampfjets an die Alpenrepublik. Airbus weist dabei allerdings Vorwürfe zurück. „Weder die seit Jahren andauernden staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen in München und Wien noch unsere eigenen umfangreichen Untersuchungen haben Anhaltspunkte ergeben, die auf Bestechung im Zusammenhang mit dem Verkauf von Eurofighter-Flugzeugen nach Österreich hindeuten“, sagte ein Sprecher des Unternehmens.
Er reagierte damit auf Informationen des „Spiegel“, die Münchner Staatsanwaltschaft wolle bald Anklage erheben. Die Staatsanwaltschaft selbst wollte sich dazu auf dpa-Anfrage nicht äußern. Im Februar hatte eine Vertreterin der Behörde gesagt, dass bislang „wenig Anhaltspunkte für Bestechung“gefunden worden seien.