Mit Charles hinter den Tresen der Welt
„Schumanns Bargespräche“: Film über den richtigen Drink zur rechten Zeit
I● t’s bartime, it’s my time“– wenn Charles Schumann das sagt, klingt das stimmig. Der 75-Jährige ist für viele der Inbegriff eines Barkeepers. 1982 hat er in München sein erstes Lokal eröffnet. Bald wurde die „Schumann’s American Bar“zum Stammlokal für Prominente, Künstler, Filmschaffende und andere Kreative. Und der Mann hinterm Tresen selbst zur Berühmtheit. Im Kinofilm „Schumanns Bargespräche“gibt er nun Einblicke in die schummrige Welt zwischen Shaker, Eis und Cocktailglas – und wird nebenbei auch selbst ein bisschen gefeiert.
In aller Welt hat Schumann mit Regisseurin Marieke Schroeder Kollegen hinterm Tresen besucht: etwa in der Hemingway Bar in Paris, im Würgeengel in Berlin, auf Kuba oder in der japanischen Hauptstadt Tokio. Auch in der New Yorker Szene war der Münchner unterwegs, etwa im Employees Only oder im Dead Rabbit, 2016 zur weltbesten Bar gekürt. Hier wie dort wird er interessiert und oft auch ehrfürchtig empfangen, denn Schumann hat sich weit über München hinaus einen Namen gemacht.
Untermalt von entspannter Jazzmusik ist die Kamera unaufdringlich dabei, wenn Barkeeper ihre Lieblingscocktails mixen oder mit Schumann fachsimpeln: über das richtige Mischungsverhältnis, das beste Ambiente oder die angenehmsten Gäste. Eigentlich steht Schumann in dem Film gar nicht im Mittelpunkt. Wenn er sich mit seinen Gesprächspartnern trifft, hält er sich lieber bescheiden zurück und lässt sich auch nicht so leicht aus der Reserve locken. Einer, der lieber zuhört als selbst redet.
„Der Barmann ist mehr als ein exzellenter Mixer“, heißt es gegen Ende des Films. „Er muss für die angenehmen Gäste ein Gastgeber sein, für die schwierigen ein Dompteur und für die traurigen ein Therapeut. Es klingt simpel, ist aber am schwersten zu erlernen, das Gespür, welcher Drink wann, für wen und zu welchem Anlass passt.“(dpa)
Schumanns Bargespräche. Regie: Marieke Schroeder. Mit Charles Schumann, Maxim Biller und Eckart Witzigmann. Deutschland 2017. 103 Minuten. FSK ab 6.