Federseechor lässt Schillers Glocke tönen
Peter Schmitz dirigiert hervorragende Wiedergabe einer Kantate von Andreas Romberg
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EHINGEN - Peter Schmitz, der auch die Ehinger Cantemus Frauenstimmen dirigiert, hat mit dem Konzertchor Federsee am Sonntag in der Lindenhalle die Kantate op. 25 „Das Lied von der Glocke“von Andreas Romberg aufgeführt. Die Vertonung von Friedrich Schillers längstem Gedicht stellte an Chor und Solisten hohe Anforderungen.
Als Mitglieder der Bonner Hofkapelle waren Andreas Romberg und sein Cousin Bernhard in jungen Jahren nicht nur Zeitgenossen, sondern auch Kollegen Ludwig van Beethovens. Als Komponist hinterließ Andreas Romberg ein umfangreiches Werk. Nach der Uraufführung seiner Vertonung von Schillers Lied von der Glocke in Hamburg am 7. Januar 1809 festigte sich sein Renommee als Komponist gehaltvoller Vokalmusik. Selbst wenn Rombergs Kantate nicht die Krönung klassischer Kompositionskunst darstellt, ist sie doch eine hervorragende Möglichkeit, das Können eines leistungsfähigen Chors zu inszenieren.
Schillers Verbindung des handwerklichen Glockengusses mit allgemeiner Anschauung und Kommentierung des Menschenlebens fasste Romberg in differenziert gestaltete und stellenweise durch ihre Schlichtheit beeindruckende Passagen. In der auf den Konzertchor Federsee zugeschnittenen Adaption für Soli, Chor, Klavier und Harmonium entfalten sie ihre Wirkung im Wechsel von ruhigem Fluss friedlicher Gedanken und dramatischer Verdichtung des Gewaltausbruchs. In sorgfältig abgestimmter Klangdifferenzierung gestalten Anita Bender am Klavier und Christoph Lahme am Harmonium den Orchesterpart. Konzentriert hält der professionell geschulte Chor die Spannung bis zum leisen Ausklang „Friede sei ihr erst Geläute“.
In den Meisterstrophen setzt Matthias Rolser seine voll tönende Stimme wirkungsvoll ein. Im Duett mit dem ausdrucksstarken und klar artikulierenden Tenor Ewald Bayerschmidts, aber auch in Soloarien entfaltet Heidi Albinger-Seel ihren nuancenreichen und klangreinen Sopran. Chorleiter Peter Schmitz darf man zum gelungenen Wagnis der Aufführung einer weitgehend unbekannten aber lohnenswerten Komposition gratulieren. Zum Einstieg brachte der Chor die romantische Vertonung von Schillers „Nänie“durch Johannes Brahms zu Gehör.
„Wo sind sie alle, die selbst in Chören singen und hier die Gelegenheit nicht nutzen, die mustergültige Aufführung eines großen Werks zu erleben?“drängte sich angesichts des spärlichen, aber am Ende begeistert applaudierenden Publikums in der Mitte des Saals als Frage auf.