Großes Interesse an Vortrag über Arthrose
Professor Michael Kramer hat bei den Gesundheitstagen in Allmendingen über das Leiden und mögliche Therapien gesprochen
● ALLMENDINGEN - Arthrose, vor allem im Knie, ist in der Generation 50 plus weit verbreitet. Entsprechend groß war der Andrang beim Vortrag von Professor Michael Kramer, Chefarzt für Chirurgie am Kreiskrankenhaus Ehingen, bei den Gesundheitstagen in Allmendingen. „Die große Zahl der Zuhörer steht für die Wertschätzung von Professor Kramer“, sagte die Organisatorin der Gesundheitstage, Marlinde Gabora.
„Arthrose ist die Zerstörung des Gelenkes durch Verlust des Gelenkknorpels“, definierte Kramer das Leiden. Die Beschwerden lindern, die Funktion des Gelenkes wiederherstellen, dem Verlauf der Krankheit Einhalt gebieten, das sind die Aufgaben des Arztes. „Die Möglichkeiten der Therapie sind vielfältig, das hat nichts mit den Erfahrungen der Nachbarin zu tun“, betonte Kramer. Sport hat einen positiven Effekt, weil der Stoffwechsel und damit die Versorgung des Knorpels erhöht wird. Man solle aber nicht Joggen, sondern lieber Walken, Drehbewegungen sind auch nicht gut, Radfahren dagegen schon. Physiotherapie kann helfen, Dämpfungskissen, ebenso Orthesen, die den Druck vermindern. Schmerztabletten, so Kramer, solle man nur gelegentlich nehmen, die Nebenwirkung auf Magen und Nieren sind zu heftig. Nahrungsergänzungsmittel haben keine medizinisch nachgewiesene Wirkung. Mit einer Cortisonspritze kann man eine gewisse Zeit überbrücken, eine Dauerlösung ist das nicht. Hyaloronsäurespritzen wirken nur bei beginnender Arthrose. Gewichtsreduktion ist ganz wichtig, sagte Kramer, „jedes Kilo Körpergewicht belastet das Knie mit drei Kilo mehr. Fehlstellungen der Beine wie X- oder O-Beine sollen schon im jugendlichen Alter korrigiert werden, sonst folgt später eine Arthrose.
„Mit einer Arthroskopie kann man mit geringem Risiko viel machen“, sagte Kramer. Der Knorpelschaden wird abgetragen, anschließend werden in den Knochen kleine Löcher gebohrt, um die Blutsperre zu öffnen. Aus dem entstehenden Bluterguss bildet sich knorpelartiges Gewebe. Kramer zeigte an einigen Fallbeispielen, welche Wirkung er mit verschiedenen Operationstechniken bei ganz unterschiedlichen Patienten erzielte.
Bei einer Knorpeltransplantation wird die eigene Knorpelmasse im Labor gezüchtet und in den Defekt eingenäht. „Es ist die beste Art, knorpelartiges Gewebe herzustellen“, sagte der Chirurg.
Nach Einsetzen einer Teilprothese im Knie sind heute fast alle Patienten beschwerdefrei, aber dabei müssen die Außenseite und die Kniescheibe intakt sein, beim kompletten Oberflächenersatz müssen es die Seitenbänder sein. Sind keine Bänder mehr intakt, kann man mit einer achsgeführten Scharnierprothese fast alle Probleme lösen, aber sie halten nicht ewig. „Man muss mit jeder Operationsmethode Zeit gewinnen, der Gelenkersatz ist die letzte Option“betonte Kramer.