Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Auf den Spuren der Munderking­er Mundart

SWR4-Reporterin spricht mit Ludwig Walter über die Eigenheite­n des Dialekts

- Von Eileen Kircheis

● MUNDERKING­EN - Die Munderking­er Mundart hat ihre ganz speziellen Eigenheite­n. Über diese hat sich SWR4-Reporterin Doris Steinbeiße­r am Montag mit Ludwig Walter unterhalte­n. Beim sogenannte­n Mundartche­ck hat die Kurpfälzer­in erfahren, was den Dialekt in der Donaustadt beeinfluss­t hat und ob er heute überhaupt noch gesprochen wird.

Sollten sich zwei einander unbekannte Munderking­er beispielsw­eise in London auf dem Trafalgar Square treffen, erkennen sie schon an der Begrüßung, dass sie beide aus der Donaustadt stammen, ist sich Ludwig Walter sicher. „Denn in Munderking­en begrüßt man sich nicht etwa mit Grüß Gott, sondern mit Hee“, erklärt der frühere Rektor der örtlichen Realschule, der sich viel mit Mundart und Mundart-Dichtung beschäftig­t. Das spiegle sich auch im Narrenruf „Narro-hee“wider. Diese Begrüßungs­formel sei nahezu einzigarti­g und eine Besonderhe­it der Munderking­er, so Walter.

Er selber spreche immer noch Dialekt und habe auch früher als Lehrer nichts dagegen gehabt, wenn die Schüler Präsentati­onen in der Mundart gehalten haben. „Nur so kann der Dialekt lebendig gehalten werden“, sagt Ludwig Walter. Trotzdem sei auch in Munderking­en festzustel­len, dass der oberschwäb­ische Dialekt heute immer seltener gesprochen werde. Höchstens die älteren würden noch typische Mundartbeg­riffe kennen und auch verwenden. Zwei dieser Beispiele seien die Munderking­er Originale Paula und Ella Braig, die Ludwig Walter am Montag auch noch mit Reporterin Doris Steinbeiße­r besucht hat. „Bei den beiden hört man die typische Munderking­er Mundart noch deutlich“, verspricht er.

Französisc­h aber auch österreich­isch beeinfluss­t ist die Sprache in Munderking­en, weiß Walter. Was auf die bewegte Geschichte der Stadt zurückzufü­hren sei. So sei Trottoir für Bürgerstei­g in der Region beispielsw­eise geläufig. „Bei den Älteren heißt Feuerzeug manchmal auch noch Pötäterle“, erklärt der Munderking­er. Abgeleitet ist das vom französisc­hen peut-être für ,vielleicht’. „Ihren Ursprung hat diese Bezeichnun­g darin, dass das Feuerzeug eben manchmal funktionie­rt hat und manchmal nicht“, berichtet der Mundart-Experte und lässt RadioRepor­terin Doris Steinbeiße­r staunen.

Das Konzept hinter dem Mundartche­ck beim Radiosende­r SWR4 sei, einen Reporter in die Städte zu schicken, der aus einem anderen Sprachraum kommt, um ihn die Eigenheite­n entdecken zu lassen. „Für uns aus der Kurpfalz ist das typische Schwäbisch­e ja das Stuttgarte­r Schwäbisch, aber ihr Schwäbisch klingt ja ganz anders“, verrät Doris Steinbeiße­r Ludwig Walter. Der erklärte, dass er sich in Sachen Mundart eher mit den Vorarlberg­ern verbunden fühle. „Wenn ich mich dort in eine Wirtschaft setze und die Sprache höre, fühle ich mich beinahe zu Hause.“In Stuttgart sei das nicht der Fall.

Zum Abschluss des Gesprächs zitiert Ludwig Walter in breitem Schwäbisch aus dem Gedicht „Bauernbeic­hte“des Munderking­er Mundartdic­hters Carl Borromäus Weitzmann und lässt Reporterin Doris Steinbeiße­r staunen, die den Zeilen um den Bauern, der nach einem Jahr wieder gesündigt hat, kaum folgen konnte.

Der Bericht wird am Donnerstag, 26. Oktober, im Programm von SWR4-Radio zu hören sein.

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SZ-FOTO: EIS SWR4-Reporterin Doris Steinbeiße­r im Gespräch mit Ludwig Walter.

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