Online-Apotheken nur „befriedigend“
Stiftung Warentest prüft Online-Apotheken – Maximal „befriedigend“
BERLIN (gh) - Die Stiftung Warentest hat 18 umsatzstarke Arzneiversender überprüft. Selbst die besten schneiden nur „befriedigend“ab, sieben sogar mit „mangelhaft“. Das größte Problem: miese Beratung. Bei rezeptfreien Mitteln könne man laut Stiftung Warentest „etwa 30 bis 70 Prozent“sparen. Allerdings müssen Versandapotheker – genau wie die Apotheken vor Ort – Patienten vor Risiken von Arzneimitteln schützen. In diesem Punkt gab es die größten und meisten Mängel.
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BERLIN - Arzneien online, telefonisch oder schriftlich bei einer Versandapotheke zu bestellen – das kann ein Schnäppchen sein. Das zeigt jetzt die Stiftung Warentest. Sie hat 18 große Unternehmen geprüft. Drei davon haben ihren Sitz in den Niederlanden und eine entsprechende Erlaubnis, Medikamente in Deutschland zu versenden.
Demnach können Kunden, die online zum Beispiel rezeptfreie Mittel bestellen, „etwa 30 bis 70 Prozent“sparen – im Vergleich zum Listenpreis, also der Empfehlung der Hersteller. Trotzdem schneiden die besten Arzneiversender nur mit einem „befriedigend“ab. Sieben bekommen sogar ein „mangelhaft“. Grund: Die fachliche Beratung reicht selten aus.
Um das herauszufinden, stellten die Warentester den Versandapotheken verschiedene Aufgaben, ohne sich zu erkennen zu geben. So schickte ein Tester zwei Rezepte von verschiedenen Ärzten ein. Einer hatte unter anderem Ibuprofen verordnet, der andere Diclofenac. Das sind beides Schmerzmittel mit ähnlichen Nebenwirkungen. Im Doppelpack drohen Überdosierungen. Ein Mitarbeiter von Medikamente-per-klick rief daraufhin den Tester an und riet dringend, nur eines der Mittel zu schlucken. Allerdings blieb er der einzige, der sich meldete und warnte.
Dabei müssen Versandapotheker laut Apothekenbetriebsordnung Patienten vor Risiken von Arzneimitteln schützen. Das ist nicht anders als bei den Apothekern vor Ort.
Noch am besten schnitt die „Europa Apotheek“ab, gefolgt von der Shop-Apotheke und der Versandapo. Sie erhielten neben sechs anderen Anbietern jeweils das Testurteil „befriedigend“. Alle anderen kamen nur auf ein „ausreichend“oder „mangelhaft“. Am Ende der Reihe stehen die Berlinda-Versandapotheke, Besamex und Delmed.
Versandapotheken sind in Deutschland seit dem Jahr 2004 erlaubt. Mittlerweile machen sie bei rezeptfreien Mitteln einen Marktanteil von rund 13 Prozent aus, bei rezeptpflichtigen Medikamenten sieht das noch anders aus: Da liegt der Marktanteil bei circa einem Prozent. Allerdings sorgte dies in den vergangenen Monaten besonders für Aufruhr.
Denn im Oktober 2016 hatte der Europäische Gerichtshof entschieden, dass Versender aus dem EUAusland ihren Kunden in Deutschland Rabatte auf verordnete Medikamente geben dürfen. Pro Rezept können das laut Stiftung Warentest je nach Anzahl der verordneten Arzneimittel schon mal 2,50 bis 15 Euro Bonus sein. Beim Testsieger aus den Niederlanden, Europa Apotheek, sind sogar bis zu 30 Euro möglich. Derweil müssen sich deutsche Apotheker nach wie vor an die Preisbindung hierzulande halten
Den Testern erklärte CDU-Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe nun: „Ein aggressiver Preiskampf gefährdet die flächendeckende Rundumversorgung der Bürger durch Präsenzapotheken.“Im Wahlprogramm von CDU und CSU heißt es sogar „Die Versorgung durch ein ortsnahes Apothekenangebot werden wir sichern, indem wir den Versandhandel mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln verbieten.“
Die Union geht damit einer Forderung der Apothekerverbände nach. Was daraus wird, ist allerdings unklar, sollte eine Jamaika-Regierung kommen.
Die Grünen legten sich in ihrem Wahlprogramm dazu zwar nicht fest, dafür aber die FDP. Sie lehnt „ein pauschales Versandhandelsverbot von rezeptpflichtigen Arzneimitteln“ab. Die Krankenkassen übrigens auch.
Udo Sonnenberg, Geschäftsführer des Bundesverbandes Deutscher Versandapotheken, erklärte zu den schlechten Noten der Stiftung Warentest: „Die Testergebnisse nehmen wir zur Kenntnis und bedanken uns bei der Stiftung Warentest für den Aufwand, den man offenbar betrieben hat.“