Wenn Eltern Sorgen haben
Die Ehinger Frühförderstelle unterstützt Familien und berät sie.
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EHINGEN - Zur Interdisziplinären Frühförderstelle in Ehingen kommen Eltern, weil sie Sorgen um ihr Kind haben, weil es vielleicht motorische Schwächen hat oder bestimmte Verhaltensweisen auffallen. Bei der Frühförderstelle haben sie Kontakt zu fünf Mitarbeiterinnen aus verschiedenen Fachdisziplinen, die gemeinsam entscheiden, ob und welchen Therapiebedarf es gibt. Oft fallen dabei Ursachen ins Auge, die bisher verborgen waren. Die Versorgung im Alb-Donau-Kreis mit Frühförderstellen sei wichtig, sagen die Mitarbeiterinnen. Im kommenden Jahr wird das Ehinger Team verstärkt.
„Je früher Kinder kommen, desto wirksamer ist die Hilfe“, sagt Logopädin Barbara Binner von der Ehinger Frühförderstelle. Ziel der Frühförderung ist es, drohenden Behinderungen von der Geburt bis zur Einschulung entgegenzuwirken oder Behinderungen zu mildern. Für Eltern ist der Schritt, sich bei der Frühförderstelle zu melden, nicht immer leicht. Erst einmal müssen Verhaltensauffälligkeiten oder Entwicklungsverzögerungen bei den eigenen Kinder auffallen.
Handeln sollte man dann, „wenn die Abweichung vom Durchschnitt extrem ist“, erklärt Ergotherapeutin Stefanie Kemmerer. Doch weil nicht immer alles vergleichbar sei, gehe es auch einfach darum, was den Eltern Sorgen bereite, ergänzt Logopädin Binner. „Bei kleinen Kindern ist den Eltern häufig klar, dass ihr Kind vielleicht behindert ist“, erklärt Heilpädagogin Rosmarie Oberberger. „Es gibt aber auch Eltern, die es einfach nicht sehen können, dass ihr Kind anders ist als andere Kinder.“
Höhere Ansprüche an Kinder
„Eltern stehen heute sowieso schon unter enormem Druck von außen“, sagt Heilpädagogin Antje Kosmala. „Für uns ist wichtig, dass das Kind erstmal mit sich zufrieden ist.“Denn auch die Ansprüche an Kinder von klein auf seinen heutzutage andere als vor 15 oder 20 Jahren, erklärt Oberberger. „Wir leben in einer Leistungsgesellschaft – wir wollen, dass unser Kind funktioniert“, sagt Binner. Nicht jedes Kind, das zur Stelle in Ehingen komme, sei auch therapiebedürftig.
Meist erfolgt die Vermittlung der Kinder an die Frühförderstelle über den Kinderarzt oder den Kindergarten. „Das Konzept ist, dass unser Angebot ganz niederschwellig ist und ohne bürokratische Hindernisse“, erklärt Oberberger. „Die Eltern müssen bei uns nur anrufen.“Das Angebot ist für sie kostenlos, was für viele Familien wichtig sei.
Im Gespräch mit den Eltern werde dann geklärt, um was es genau geht, welche Sorgen es gibt und ob die Frühförderstelle auch zuständig ist. Dann werde der Entwicklungsstand des Kindes festgestellt. „Wir schauen nicht nur, wo die Schwächen, sondern auch, wo die Stärken sind“, betont Kosmala. Gemeinsam im Team werde entschieden, was getan werden muss. Weil sie verschiedene Fachdisziplinen vertreten, könnten sie genau feststellen, in welchem Bereich man genauer hinschauen müsse, in welchem nicht. Oft erkenne man etwa hinter einer Verhaltensauffälligkeit im Kindergarten zum Beispiel eine Störung im sprachlichen oder motorischen Bereich.
Der Erfolg einer Therapie stehe und falle mit den Eltern, denn es müsse auch zu Hause gearbeitet werden. Entscheidungen würden immer zusammen mit den Eltern und dem Arzt gefällt werden. Auch der Kontakt zum Kindergarten sei wichtig. Nichts werde weitergegeben, wenn die Eltern damit nicht einverstanden sind.
Physiotherapeutin kommt
Die Versorgung vor Ort sei sehr wichtig, gerade in einem Flächenlandkreis, wo die Anfahrtswege weit sind. Deshalb sei es gut, dass es neben Ehingen auch Außenstellen in Blaubeuren und Langenau gebe. Im nächsten Jahr bekommt die Frühförderstelle in Ehingen sogar Verstärkung. Bisher sind hier die Fachbereiche Psychologie, Logopädie, Ergotherapie und Heilpädagogik vertreten. 2018 wird eine Physiotherapeutin zum Team dazustoßen, verrät Oberberger. Die Therapien würden einzeln oder, wenn es sich anbietet, in der Gruppe erfolgen.
„Der Bedarf nimmt zu“, erklärt Binner. An allen Standorten gebe es eine Wartezeit: Drei Monate dauere es zurzeit, bis die Therapie beginnen kann. In den letzten Jahren seien es vermehrt jüngere Kinder, die kommen.