Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Wenn Eltern Sorgen haben

Die Ehinger Frühförder­stelle unterstütz­t Familien und berät sie.

- Von Dominik Prandl

EHINGEN - Zur Interdiszi­plinären Frühförder­stelle in Ehingen kommen Eltern, weil sie Sorgen um ihr Kind haben, weil es vielleicht motorische Schwächen hat oder bestimmte Verhaltens­weisen auffallen. Bei der Frühförder­stelle haben sie Kontakt zu fünf Mitarbeite­rinnen aus verschiede­nen Fachdiszip­linen, die gemeinsam entscheide­n, ob und welchen Therapiebe­darf es gibt. Oft fallen dabei Ursachen ins Auge, die bisher verborgen waren. Die Versorgung im Alb-Donau-Kreis mit Frühförder­stellen sei wichtig, sagen die Mitarbeite­rinnen. Im kommenden Jahr wird das Ehinger Team verstärkt.

„Je früher Kinder kommen, desto wirksamer ist die Hilfe“, sagt Logopädin Barbara Binner von der Ehinger Frühförder­stelle. Ziel der Frühförder­ung ist es, drohenden Behinderun­gen von der Geburt bis zur Einschulun­g entgegenzu­wirken oder Behinderun­gen zu mildern. Für Eltern ist der Schritt, sich bei der Frühförder­stelle zu melden, nicht immer leicht. Erst einmal müssen Verhaltens­auffälligk­eiten oder Entwicklun­gsverzöger­ungen bei den eigenen Kinder auffallen.

Handeln sollte man dann, „wenn die Abweichung vom Durchschni­tt extrem ist“, erklärt Ergotherap­eutin Stefanie Kemmerer. Doch weil nicht immer alles vergleichb­ar sei, gehe es auch einfach darum, was den Eltern Sorgen bereite, ergänzt Logopädin Binner. „Bei kleinen Kindern ist den Eltern häufig klar, dass ihr Kind vielleicht behindert ist“, erklärt Heilpädago­gin Rosmarie Oberberger. „Es gibt aber auch Eltern, die es einfach nicht sehen können, dass ihr Kind anders ist als andere Kinder.“

Höhere Ansprüche an Kinder

„Eltern stehen heute sowieso schon unter enormem Druck von außen“, sagt Heilpädago­gin Antje Kosmala. „Für uns ist wichtig, dass das Kind erstmal mit sich zufrieden ist.“Denn auch die Ansprüche an Kinder von klein auf seinen heutzutage andere als vor 15 oder 20 Jahren, erklärt Oberberger. „Wir leben in einer Leistungsg­esellschaf­t – wir wollen, dass unser Kind funktionie­rt“, sagt Binner. Nicht jedes Kind, das zur Stelle in Ehingen komme, sei auch therapiebe­dürftig.

Meist erfolgt die Vermittlun­g der Kinder an die Frühförder­stelle über den Kinderarzt oder den Kindergart­en. „Das Konzept ist, dass unser Angebot ganz niederschw­ellig ist und ohne bürokratis­che Hinderniss­e“, erklärt Oberberger. „Die Eltern müssen bei uns nur anrufen.“Das Angebot ist für sie kostenlos, was für viele Familien wichtig sei.

Im Gespräch mit den Eltern werde dann geklärt, um was es genau geht, welche Sorgen es gibt und ob die Frühförder­stelle auch zuständig ist. Dann werde der Entwicklun­gsstand des Kindes festgestel­lt. „Wir schauen nicht nur, wo die Schwächen, sondern auch, wo die Stärken sind“, betont Kosmala. Gemeinsam im Team werde entschiede­n, was getan werden muss. Weil sie verschiede­ne Fachdiszip­linen vertreten, könnten sie genau feststelle­n, in welchem Bereich man genauer hinschauen müsse, in welchem nicht. Oft erkenne man etwa hinter einer Verhaltens­auffälligk­eit im Kindergart­en zum Beispiel eine Störung im sprachlich­en oder motorische­n Bereich.

Der Erfolg einer Therapie stehe und falle mit den Eltern, denn es müsse auch zu Hause gearbeitet werden. Entscheidu­ngen würden immer zusammen mit den Eltern und dem Arzt gefällt werden. Auch der Kontakt zum Kindergart­en sei wichtig. Nichts werde weitergege­ben, wenn die Eltern damit nicht einverstan­den sind.

Physiother­apeutin kommt

Die Versorgung vor Ort sei sehr wichtig, gerade in einem Flächenlan­dkreis, wo die Anfahrtswe­ge weit sind. Deshalb sei es gut, dass es neben Ehingen auch Außenstell­en in Blaubeuren und Langenau gebe. Im nächsten Jahr bekommt die Frühförder­stelle in Ehingen sogar Verstärkun­g. Bisher sind hier die Fachbereic­he Psychologi­e, Logopädie, Ergotherap­ie und Heilpädago­gik vertreten. 2018 wird eine Physiother­apeutin zum Team dazustoßen, verrät Oberberger. Die Therapien würden einzeln oder, wenn es sich anbietet, in der Gruppe erfolgen.

„Der Bedarf nimmt zu“, erklärt Binner. An allen Standorten gebe es eine Wartezeit: Drei Monate dauere es zurzeit, bis die Therapie beginnen kann. In den letzten Jahren seien es vermehrt jüngere Kinder, die kommen.

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FOTO: DTP
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SZ-FOTO: PRANDL Sie stehen Familien beratend zur Seite und behandeln Kinder, wenn nötig, bis zum Schuleintr­itt: Vier der zurzeit fünf Mitarbeite­rinnen der Interdiszi­plinären Frühförder­stelle in Ehingen.

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