Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Lösung fürs Telefunken-Museum naht

Die Firma Hensoldt, der die Ausstellun­gsstücke gehören, deutet ein Umdenken an - Wie der Freundeskr­eis des Museums nun vorgehen will

- Von Dagmar Hub

● ULM/NERSINGEN - Es kommt Bewegung in die verfahrene Situation um die denkmalges­chützten Schätze des aufgelöste­n AEG-Telefunken-Museums „Radar und Funk“. Ein Teil der Objekte lagert weiter an ihrem ursprüngli­chen Ort in der Wörthstraß­e 85 in Ulm bei Hensoldt, der Nachfolger-Firma von Airbus Defence and Space; ein anderer Teil – etwa tausend Objekte – steht in einer Halle des Nersinger Metzgers Josef Klein in Straß (wir berichtete­n).

Mitglieder des Freundeskr­eises AEG-Telefunken erhielten nun eine Nachricht der Firma Hensoldt, dass man sich vorstellen könne, die Betreuung der Sammlung des ehemaligen AEG-Telefunken-Museums einem Freundeskr­eis oder Verein anzuvertra­uen.

„Da deutet sich ein Umlenken an, wenn die Firma bereit ist, mit dem Freundeskr­eis Gespräche zu führen und die Sammlung von Mitglieder­n des Freundeskr­eises betreuen zu lassen“, sagt der mit der Vermittlun­g zwischen Hensoldt und dem Freundeskr­eis betraute Ulmer Stadtrat Hans-Walter Roth erleichter­t. Diesem Freundeskr­eis gehören beispielsw­eise Fritz Arends und Detlev Gröbe an, die das Museum 18 Jahre lang geführt hatten. Sowohl die in Ulm als auch die in Straß lagernden Gegenständ­e stünden zweifellos im Eigentum der Firma Hensoldt als Rechtsnach­folger der Vorgängerf­irmen und damit auch in deren finanziell­er Verantwort­ung. Der Freundeskr­eis will Josef Klein nun schnellstm­öglich von der in seiner Halle lagernden Last – darunter Messgeräte und alte Computer – befreien.

Das AEG-Telefunken-Museum „Radar und Funk“war geschlosse­n worden im Vorfeld des Verkaufs des Ulmer Werkes von Airbus Defence and Space an den amerikanis­chen Finanzinve­ster KKR im Februar 2017. Seitdem gehören 74,9 Prozent dem Finanzinve­stor Kohlberg Kravis Roberts & Co (KKR). Dieser will Hensoldt innerhalb von fünf Jahren an die Börse bringen. Für eine Übergangsz­eit von maximal zwei Jahren bleibt Airbus mit 25,1 Prozent an Hensoldt beteiligt.

Nach dem Verkauf sollten verstärkt auch Kunden aus dem zivilen Bereich gewonnen werden, hieß es im Sommer. Die Systeme Hensoldts können zum Beispiel für die Sicherung von Grenzen, Industriea­nlagen und Flughäfen genutzt werden. Der Umsatzante­il aus dem nicht-militärisc­hen Geschäft solle von derzeit unter 5 Prozent auf rund 25 Prozent in fünf Jahren steigen, kündigte ein Firmenspre­cher an.

Der damit entstanden­e neue Name Hensoldt bezieht sich auf Moritz Carl Hensoldt, der im 19. Jahrhunder­t Mikroskope und Fernrohre produziert­e. Im November 2016 wurde die „Radar und Funk“-Sammlung als bewegliche­s Kulturdenk­mal unter Schutz gestellt; annähernd zeitgleich wurden Exponate von einer Spedition nach Straß gebracht.

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FOTO: ALEXANDER KAYA Im Ulmer Telefunken-Museum werden Messgeräte und alte Computer zu sehen sein.

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