Zutiefst gespalten
Das hatte sich Spaniens Regierungschef Mariano Rajoy anders vorgestellt. Mit der viel beschworenen schweigenden Mehrheit des pro-spanischen Lagers ist es nicht weit her. Stattdessen haben die Katalanen die Unabhängigkeitsbefürworter erneut mit einer Mehrheit im Parlament ausgestattet. Angesichts der hohen Beteiligung hat diese Wahl der Sache der Separatisten mehr Glaubwürdigkeit verschafft als das illegale Referendum vom 1. Oktober. Ein Signal für einen überwältigenden Unabhängigkeitswillen ist das Ergebnis aber nicht. Eher dafür, dass Katalonien zutiefst gespalten ist.
Was sollte das auch für eine Republik sein, die die Separatisten da anstreben? Ein Staat, der von Anfang an die Hälfte der Bürger gegen sich hat. Ein Staat, der, anders als behauptet, nie und nimmer zügig Mitglied der Europäischen Union würde, schon weil das EU-Mitglied Spanien zustimmen müsste. Das dürfte die Europäische Union den Katalanen ruhig noch etwas deutlicher vor Augen führen als in den vergangenen Monaten.
Kluge Politiker aus dem Lager der Separatisten würden in einer solchen Situation über kleinere Schritte in Richtung (noch) mehr Autonomie verhandeln. Mit dem Kopf durch die Wand zu wollen wie Puigdemont, mag Wählerstimmen generieren – aber keinen politischen Erfolg.