Überraschender Abgang
Beim Medizintechnikhersteller Aesculap aus Tuttlingen hat ein Neuer das Sagen
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RAVENSBURG - Die Nachricht schlug ein wie eine Bombe: Mitte April hat der langjährige Vorstandschef des Tuttlinger Medizintechnikunternehmens Aesculap, Hanns-Peter Knaebel, völlig überraschend seinen Rücktritt bekannt gegeben. Nur wenige Tage zuvor präsentierte der Mediziner noch gute Zahlen für das vorangegangene Geschäftsjahr – einen Umsatz mit medizinischen Instrumenten in der Chirurgie, Orthopädie und Gefäßmedizin von 1,72 Milliarden Euro und ein operatives Ergebnis von 340 Millionen Euro.
Keiner in Tuttlingen schien auf den Schritt des Managers vorbereitet oder gar informiert gewesen zu sein. Offiziell wurden persönliche Gründe für das Ausscheiden angeführt; doch Gerüchte über interne Reibereien zwischen Knaebel und dem Management der Konzernmutter B. Braun Melsungen AG hielten sich hartnäckig.
Nachfolger an der Vorstandsspitze von Aesculap ist seitdem Joachim Schulz. Der aus Wuppertal stammende Schulz studierte Maschinenbau und Luftfahrt und kam 1988 zu Aesculap. Zuletzt verantwortete Schulz als Vorstand die Bereiche Produktion und Logistik.
An der grundsätzlichen Strategie von Aesculap will Schulz, der über sich sagt, ein ganz anderer Typ als sein Vorgänger Knaebel zu sein, nichts ändern. Im Detail setzt er durchaus neue Akzente: Schulz will Aesculap innovativer machen, baut verstärkt auf Partnerschaften mit externen Firmen. Über Beteiligungen an Start-ups will er neue Produktideen und Know-How ins Unternehmen holen. Aesculap, das weltweit 11 750 Mitarbeiter beschäftigt – 3600 davon in Tuttlingen – soll im Wettbewerb nicht als schwerfälliger Tanker, sondern als schnittiger Kreuzer wahrgenommen werden.
Und Knaebel? Der übernimmt zum 1. Januar 2018 den Vorstandsvorsitz beim Kunststoffspezialisten Röchling aus Mannheim.