Unter den Neulingen ...
Fußball: Mit Galatasaray spielte einer der populärsten türkischen Klubs in Munderkingen
... beim Munderkinger U13-Turnier war Galatasaray Istanbul, einer der populärsten und erfolgreichsten Vereine der Türkei.
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● MUNDERKINGEN - Für die U13-Fußballer von Galatasaray Istanbul war das Turnier in Munderkingen in mehrerer Hinsicht eine Premiere: Erstmals nahm der türkische Spitzenklub am Vereinsservice-Cup teil, außerdem war es für die Galatasaray-Nachwuchsspieler das erste Hallenturnier. Diese Erfahrung teilen sie nun mit ehemaligen Junioren von Altinordu Izmir, dem einzigen Verein aus der Türkei, der vor 2018 in Munderkingen mitspielte. Doch Altinordu ist eine andere Hausnummer als Galatasaray. Wer wüsste das besser als Gökhan Göktürk.
Über Göktürk kam der Kontakt der Turnierveranstalter zu Galatasaray Istanbul zustande, der 31-Jährige stammt aus Izmir und war schon dreimal mit dem Nachwuchs des Zweitligisten Altinordu in Munderkingen. Im vergangenen Jahr wechselte er zu Galatasaray – einem der populärsten und größten Vereine der Türkei, bei dem er für das internationale Geschäft zuständig ist, für die Organisation von Auslandsreisen vor allem auch der vielen Jugendmannschaften des Istanbuler Klubs.
Den Trainern der U13 legte Göktürk die Teilnahme in Munderkingen ans Herz, auch wenn ein Hallenturnier für die Spieler ungewohnt war. „In der Türkei spielt man Basketball und Volleyball in der Halle, aber nicht Fußball“, sagt Gökhan Göktürk. „Bei uns spielt man Fußball eher auf Straßen als in Hallen.“Dennoch: Die Teilnahme am Munderkinger Turnier sei „ganz interessant“für die Spieler und die Trainer. Interessant sind vor allem auch die Vergleiche mit den Nachwuchsteams anderer Profiklubs aus Europa, die es in Munderkingen zuhauf gab. In der Vorrunde traf „Gala“auf Eintracht Frankfurt und Wacker Innsbruck, in der Zwischenrunde, in der die jungen Istanbuler ausschieden, auf den späteren Turniersieger VfB Stuttgart, den SC Freiburg, Tottenham Hotspur und den AC Florenz.
Gerade auch von Deutschland und den deutschen Klubs schaut sich Göktürk gern etwas ab. Kein Wunder. Der 31-Jährige studierte Politikwissenschaften in Köln, doch seine Leidenschaft gehörte schon immer dem Fußball. Er war Co-Trainer bei der U10 und U11 von Fortuna Düsseldorf, er hat, nach seiner Rückkehr in seine Heimatstadt, Jugendturniere organisiert, wie den Izmir-Cup für die U12. Er nutzte dabei seine Erfahrungen von Turnieren in Deutschland. Auch fiel ihm auf, wie gut „türkische Spieler in deutschen Klubs ausgebildet werden“, so Göktürk, der auf zwei Spieler verweist, die eine große Karriere gemacht haben: Emre Can und Mesut Özil. „In der Türkei sind wir noch nicht so weit wie in Deutschland.“
Millionen von Fans
Gökhan Göktürk will mit seinen Erfahrungen aus Deutschland dazu beitragen, dass türkische Vereine aufholen. Und er selbst will ebenfalls vorankommen. Als Galatasaray Istanbul anklopfte, musste Gökhan Göktürk nicht lange überlegen. Er verließ Izmir und Altinordu. „Gala“, sagt der 31Jährige, „ist ein großer Name. Ich bin mir sicher, viele Leute würden alles dafür geben, um bei Gala zu arbeiten.“Galatasaray ist türkischer Rekordmeister und -pokalsieger, gewann 2000 die Europa League und den europäischen Supercup. Die Istanbuler betreiben eine der erfolgreichsten Jugendeinrichtungen des Landes und der Verein insgesamt besitzt eine enorme Strahlkraft. „Altinordu hat kaum Fans, Gala hat Millionen“, sagt Göktürk. „80 Millionen Einwohner hat die Türkei und bestimmt 30 Millionen sind Gala-Fans.“Dazu kommen viele Türken und Türkischstämmige im Ausland, die mit dem Verein sympathisieren. „Wenn man rausgeht mit dem Logo, erkennen einen die Leute sofort.“
Gökhan Göktürk erzählt von der Begegnung mit einem türkischen Spieler der U13 des FC Schalke 04, der ebenfalls in Munderkingen dabei war. Der Junge sei auf ihn zugekommen, habe ihn angesprochen und gesagt, dass er Galatasaray-Fan sei. Und auf der Tribüne waren ebenfalls Anhänger des Istanbuler Vereins zu finden.
Wer weiß, vielleicht kommt der junge Schalker auch mal als Spieler für Galatasaray infrage. Spielerberater und Scouts des Vereins seien weltweit unterwegs, sagt Göktürk um interessante Spieler auch schon für die Jugendmannschaften zu finden. Erst kürzlich habe man einen jungen Kirgisen für die U13 verpflichtet und ins vereinseigene Internat aufgenommen. Und beim Munderkinger Turnier weckte ein Nachwuchsspieler des Teams der Fußballschule Suomi das Interesse des türkischen Spitzenklubs. „Uns gefällt ein Spieler der Finnen und wir haben ihm direkt ein Angebot gemacht.“
Die Nachwuchsarbeit sei enorm wichtig für Galatasaray, wie auch für die anderen türkischen Vereine, weil man bei den stetig steigenden und schon in dreistelliger Millionenhöhe angekommenen Ablösesummen im Profifußball nicht mithalten könne. „Wir müssen ausbilden“, sagt Göktürk. Und um zu sehen, wie man dasteht im internationalen Vergleich, sind stark besetzte Jugendturniere wie in Munderkingen wichtig. Auch wenn das dazu führt, dass die jungen Türken ein Wochenende lang den für sie völlig ungewohnten Hallenfußball spielen.