Besäufnisse in Grünanlagen nehmen zu
Auch Drogenmissbrauch macht den Ordnungskräften Sorgen - Brennpunkte in der Stadt
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NEU-ULM Vom Petrusplatz verlagerten sie ihre Geschäfte an die Caponniere, bevor sie nach einer groß angelegten Polizeiaktion festgenommen wurden: Zwei junge Asylbewerber aus Syrien und Afghanistan flogen im Sommer vorigen Jahres in Neu-Ulm als mutmaßliche Drogenhändler auf. Gegen einen von ihnen wurde Haftbefehl erlassen.
Mindestens 32 Jugendliche, größtenteils im Alter von 14 bis 18 Jahren, sollen bei den Dealern Betäubungsmittel eingekauft haben, vor allem Haschisch.
Nach der Festnahme folgten eine ganze Reihe von Hausdurchsuchungen, unter anderem in Pfaffenhofen, Illertissen, Vöhringen und Senden. Dieser Fall sorgte vergangenes Jahr für Aufsehen.
Doch er stellt eine Ausnahme dar, wie ein Bericht über Kontrollen zur Sicherheit in den Neu-Ulmer Grünanlagen zeigt, der jetzt im Technischen Ausschuss öffentlicher Lebensraum und Verkehr vorgestellt wurde. Insgesamt war die Zahl der Verstöße voriges Jahr rückläufig. Sie ging von 225 auf 211 zurück. Allerdings wurde das Einsatzgebiet 2017 vergrößert, und die zusätzlichen Bereiche sind in diesen Zahlen noch nicht enthalten.
Klar ist aber: Besäufnisse in den Parks bleiben das größte Problem. Auch auf Drogenmissbrauch haben die Ordnungskräfte weiter ein wachsames Auge, allerdings wurden hier nur wenige Fälle bekannt.
Um die Einhaltung der städtischen Grünanlagensatzung zu überwachen, hat die Stadt Neu-Ulm die Firma Schmid Sicherheitsdienste beauftragt, die zwischen April und Oktober am Donauufer, im Glacis, im Freizeitpark Wiley, in der Grünanlage Kammerkrummen und an der Caponniere 4 auf Streife ging.
Die Mitarbeiter achteten beispielsweise auf Sachbeschädigungen und Verunreinigungen, Lärm, offene Feuerstellen und frei herum laufende Hunde. Bei insgesamt 559 Kontrollen erwischten sie 1683 Personen, die gegen die Vorschriften verstießen. Zum allergrößten Teil ging es dabei um Alkoholkonsum – 1613 Männer und Frauen wurden bei verbotenen Gelagen angetroffen. Sieben Mal wurden Drogen gefunden, zwölf Mal war es zu laut, zwei Mal musste wegen Schlägereien die Polizei gerufen werden. Insgesamt 37 Platzverweise wurden erteilt.
Im Glacis sieht die Verwaltung die Bereiche hinter der Esso-Tankstelle und am Spielplatz im östlichen Teil des Parks als die Bereiche mit dem höchsten Konfliktpotenzial an. Brennpunkte des Drogenhandels seien der Bereich der Veranstaltungsbühne und die Caponniere 4. Im Freizeitpark Wiley habe sich das „nächtliche Party-Geschehen“teilweise in den Bereich der Hochschule verlagert. Insgesamt sei dort jedoch eine positive Entwicklung zu verzeichnen.
Im Grünzug Kammerkrummen zwischen Offenhausen und Pfuhl schauten die Sicherheitsleute vor allem am Spielplatz und am Bouleplatz nach dem Rechten. Hier meldeten auch Anwohner Verstöße. Es ging um Alkohol und Drogen. Meldungen über starke Verschmutzungen, Lärm und Alkoholkonsum gingen bei der Stadt außerdem im Bereich der Vorfeldschule ein. Hier läuft seit September eine Streife, die Ergebnisse liegen aber noch nicht vor.
„Wir müssen präventiv unterwegs sein und alles tun, damit nichts anbrennt“, sagte Johannes Stingl (CSU) zu den Ergebnissen der Kontrollen. Die Gesamtfeststellungen seien rückläufig, betonte Oberbürgermeister Gerold Noerenberg (CSU). „Ich sehe grundsätzlich keine alarmierenden Zeichen.“
„Bierchen im Freien“bleibt straffrei
Rudolf Erne (SPD) löste mit seinem Einwurf „Neu-Ulm will doch jetzt auch Weltstadt werden“Heiterkeit aus, ebenso mit seiner Äußerung, er habe sich „vergleichbare Städte wie München und Augsburg“angeschaut. Dabei ging es ihm um den Konsum von Alkohol in der Öffentlichkeit. Erne meinte, man müsse doch an der Donau sitzen und ein Bier trinken können, ohne gleich in der Statistik unter „Verstöße“aufzutauchen. Baudirektor Tobias Frieß konnte ihn beruhigen: Es gehe nur um störende Zechgelage, nicht um das Fläschchen Bier, das jemand friedlich im Freien trinkt.