Assistenten in Hülle und Fülle
Subaru hat die Neuauflage des XV technisch umfassend aufgewertet – Nur zwei Motoren für den Crossover-SUV
A● llrad und Boxermotoren – was sonst? Subaru bleibt seinem Konzept bei der Neuauflage des XV treu. Der seit 2012 angebotene, kompakte, familientaugliche Crossover-SUV gibt sich jetzt aber technisch anspruchsvoller, komfortabler, sportlicher und stabiler. Die größte Innovation verbirgt sich unter dem dezent aufgehübschten Blechkleid: Der neue XV nutzt als erstes Modell die „Subaru Global Platform“– eine Fahrzeugarchitektur, die Karosserie und Aufhängung laut Hersteller um 70 bis 100 Prozent steifer macht, die den Schwerpunkt senkt, das Fahrwerk stabilisiert und damit die Sicherheit erhöht.
Erste Fahrtests, zu denen Subaru Anfang dieser Woche nach Frankreich eingeladen hatte, legen nahe, dass den Ingenieuren damit ein Coup gelungen ist. Der robuste SUV fährt sich nämlich beinahe wie ein Sportwagen. Er wankt und schwankt nicht, lässt sich durch Lenkkorrekturen nicht aus der Fassung bringen, steckt Schlaglöcher ungerührt weg und gleitet souverän durch Kurven. Würden nicht die eher bescheidene Motorisierung und die serienmäßig eingebaute CVT-Automatik (Lineatronic) der Dynamik Grenzen setzen, wäre man geneigt, mit dem XV bei Rallyes zu starten. Der japanische Hersteller von Allradautos hat in dieser Hinsicht schließlich reiche Erfahrung. Mit schwierigen Straßenverhältnissen kommt der Neue jedenfalls prima zurecht.
Den subjektiven Eindruck, ein äußerst stabiles Auto zu lenken, bestätigt der jüngste Euro NCAP Crashtest, bei dem der neue XV – und der auf der gleichen Fahrzeugarchitektur aufgebaute neue Subaru Impreza – Spitzenwerte erzielten. Im europäischen Neuwagen-Bewertungsprogramm werden beide mit fünf Sternen bedacht und gehören damit zu den „sichersten kompakten Familienfahrzeugen“. Dazu trägt auch eine Reihe von Assistenzsystemen bei, die im XV serienmäßig verbaut sind. Subaru nennt sie EyeSight. Sie sind wie die Boxermotoren, der Allradantrieb und die Automatik eine Eigenentwicklung und basieren auf einem Kamerasystem, das ein Notbremssystem mit Kollisionswarner, einen Anfahr-Kollisionswarner, einen Abstands- und Geschwindigkeitsregler, einen Spurleitassistenten und einen aktiven Spurhalteassistenten bedient. Optional gibt es darüber hinaus radargestützte Spurwechsel-, Totwinkel- und Querverkehrsassistenten. Wer im Gelände oder am Berg auf Nummer sicher gehen will, schaltet das Allradassistenzsystem X-Mode zu; es übernimmt die Kontrolle über Motor, Getriebe, Allradantrieb und Bremsen. Der Fahrer muss nur noch lenken.
So reich die Palette an Assistenten ist, so arm erscheint die Auswahl bei den Motoren. Lediglich zwei Benziner stehen für den XV zur Verfügung: ein 1,6 Liter großer Vierzylinder mit 114 PS und ein Zwei-LiterVierzylinder mit 156 PS. Ihr Verbrauch von 6,4 beziehungsweise 6,9 Litern erscheint standesgemäß. Beide laufen angenehm vibrationsarm, geben sich drehfreudig, geschmeidig und klingen fast wie Turbinen. Serienmäßig ausgestattet sind beide mit einer Automatik, die sieben Schaltstufen simuliert. Diese können auch über zwei Lenkradpaddle manuell angesteuert werden.
Elektroantrieb frühestens 2019
Der Diesel spielt bei Subaru keine große Rolle mehr. Nur noch der mächtige SUV Forester ist als Selbstzünder zu haben. Diese Abstinenz liege weniger an den Abgasskandalen als vielmehr an der vergleichsweise marginalen Bedeutung, die dem Diesel außerhalb Europas zukomme, erklärt Christian Amenda, der Geschäftsführer der Subaru Deutschland GmbH, in Aix-en-Provence. Mit elektrischer Unterstützung werde Subaru frühestens 2019 in Europa aufwarten. Die Technologie sei im Konzern vorhanden, und die neue Plattform ermögliche deren Umsetzung.
An Mitgift für entspannte Fortbewegung sparen die Japaner bei dem Neuen nicht. Im Sichtfeld des Fahrers befinden sich drei Monitore, eine TFT-Anzeige, ein LCD-Multifunktionsdisplay und ein Touchscreen. In der ersten von vier Ausstattungslinien hat der XV – neben den EyeSight-Assistenten – beheizbare Vordersitze, Licht- und Regensensor, Rückfahrkamera, Klimaautomatik und beheizbare Außenspiegel an Bord. Ein Audiosystem mit 6,5Zoll-Display sowie Smartphone-Anbindung via Apple CarPlay und Android sind ebenfalls inklusive. Weitere Assistenten, LED-Scheinwerfer, ein größerer Touchscreen, ein schlüsselloses Zugangssystem, elektrisch verstellbare Ledersitze und ein Glasschiebedach sind aufpreispflichtig.
Dass der Radstand um 30 Zentimeter auf fast 2,7 Meter gewachsen ist, macht sich nicht nur beim Platzangebot bemerkbar. Gemäß dem Motto „Länge läuft“bringt der Neue spürbar mehr Drive auf die Räder. In der Breite legt er um 20 Millimeter auf 1,8 Meter zu und übertrifft damit sogar den Forester um fünf Millimeter. In der Länge misst er nun knapp 4,5 Meter, ein Plus von 1,5 Zentimeter gegenüber dem Vorgängermodell. Die hinteren Türen öffnen im 90-Grad-Winkel, was den Zustieg erleichtert. Das Kofferraumvolumen reicht von 385 bis 1310 Liter. Die weit aufragende Heckklappe lässt einen elektrischen Antrieb vermissen. Das Exterieur erscheint schnörkellos gediegen. Die Plastikbeplankung an Radhäusern und Stoßfängern ist teilweise in Carbonoptik gehalten. Das Interieur ist mit Ziernähten am Armaturenbrett und im Polster optisch aufgewertet. Unter den neun Außenfarben wären „Sunshine Orange“und „Pure Red“unsere Favoriten. Sie schauen frisch aus und heben sich von der vorwiegend tristen SUVWelt ab.
Zehn Prozent teurer
Die Preise für den XV bewegen sich zwischen 22 980 Euro in der Ausstattungslinie „Trend“und 32 980 Euro in der höchsten Variante „Exclusive+“. Damit ist die neue Generation circa zehn Prozent teurer geworden, was aber wegen serienmäßiger Assistenten und der Automatik gerechtfertigt erscheint. 2000 neue XV wollen die Japaner dieses Jahr in Deutschland an den Mann und die Frau bringen – ohne Dieselprämien und Rabattschlachten, wie Amenda versichert. Und das dürfte nach den ersten Testfahrten nicht zu hoch gegriffen sein.