Ein sehr besonderes Priesterjubiläum
Der 100-jährige Hans Kiem feiert in Kürze in Untermarchtal ein besonderes Priesterjubiläum
UNTERMARCHTAL (sz) - Der 100jährige Hans Kiem feiert in Kürze den 70. Jahrestag seiner Priesterweihe in Untermarchtal.
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● UNTERMARCHTAL - Im August des vergangenen Jahrs hat Hans Kiem seinen 100. Geburtstag gefeiert und am
13. März folgt das nächste besondere Jubiläum. Dann ist es genau 70 Jahre her, dass der Senior auf dem Schönenberg in Ellwangen zum Priester geweiht wurde. Zur Eucharistiefeier in der Untermarchtaler Vinzenzkirche wird auch der Weihbischof im Ruhestand Johannes Kreidler kommen.
Seit dem vergangenen Herbst lebt Pfarrer Hans Kiem im Wohnpark Maria Hilf des Klosters in Untermarchtal. Auch wenn der inzwischen 100Jährige nicht mehr gut hört, geht er jeden Tag zum gemeinsamen Mittagessen ins Foyer des Pflegeheims. Bis zu seinem Einzug in sein ZweizimmerApartment in der klösterlichen Einrichtung hat der Priester im Ruhestand mit der Unterstützung eines Freundes allein gelebt. „Aber dann war es Zeit, hierher zu kommen“, sagt Hans Kiem.
Dass er irgendwann den 70. Jahrestages seiner Priesterweihe feiern würde, dass hätte der Pfarrer niemals erwartet, gibt er zu. „Schon vor 20 Jahren habe ich meinen Grabstein gekauft, die Bronzestele lagert jetzt im Kloster“, erzählt Hans Kiem mit einem Schmunzeln auf dem Gesicht. Dass er jemals 100 Jahre alt werden würde, dass sei für ihn wirklich nicht zu erwarten gewesen, vor allem weil der gebürtige Donaustetter im Krieg schwer verwundet wurde.
Mit gerührter Stimme berichtet Hans Kiem, wie er drei Monate vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges von Granatsplittern getroffen wurde, die tief in seinen Kopf eingedrungen sind. Schon zuvor wurde der junge Soldat zweimal bei Kämpfen verletzt. 1938 hatte er am Bischöflichen Konvikt in Ehingen sein Abitur gemacht. Mit zwei weiteren Mitschülern weigerte sich der junge Mann damals zur Zeit des Nationalsozialismus, in die Hitler-Jugend einzutreten. Ohne Probleme sei diese Entscheidung nicht verlaufen. „In ganz Ehingen hat damals Aufruhr geherrscht, alle haben befürchtet, dass die Schule deshalb geschlossen werden könnte“, erinnert sich Hans Kiem.
Auf die Frage, warum er eigentlich Priester geworden ist, kann Hans Kiem heute keine genaue Antwort mehr geben, sagt er. Sein Weg sei eben vorbestimmt gewesen, so Hans Kiem. Der Pfarrer der Gemeinde Gögglingen, in der Kiem seine Jugend verbracht hatte, habe damals seinem Vater nahegelegt, ihn auf eine höhere Schule zu schicken. So habe er nach der Volksschule das Progymnasium Martinihaus in Rottenburg besucht.
Gerade zwei Monate hatte Hans Kiem Theologie studiert, als er im September 1939 für den Kriegsdienst eingezogen wurde. Erst in Frankreich und später in Russland habe er an der Front kämpfen müssen. „Das war wirklich ein Elend“, erinnert sich der Pfarrer im Ruhestand.
Seine Priesterweihe am 13. März 1948 sei dann geradezu ein historisches Ereignis gewesen, sagt Hans Kiem. Denn anders als die anderen Diakone seines Kurses ist er mit acht weiteren Kollegen nicht im Rottenburger Dom zum Priester geweiht worden, sondern auf dem Sonnenberg bei Ellwangen. „Es gab damals keine Reisegenehmigung zwischen den Besatzungszonen, deshalb wurden wir in Ellwangen geweiht, damit unsere Familien dabei sein konnten“, erinnert sich Hans Kiem.
Unter anderem in Blaustein und Dellmensingen war der 100-Jährige als Priester aktiv. Mit 67 Jahren tritt Hans Kiem seinen Ruhestand an und zieht schon einmal ins Kloster Untermarchtal. Hier ist er aber weiter seelsorgerisch tätig, hält Vorträge und Exerzitien für Ältere und ist Beichtvater für die Schwestern, bis er nach 18 Jahren das Kloster wieder für ein selbstständigeres Leben verlässt. Den Höhepunkt seiner seelsorgerischen Tätigkeit habe er aber als Pfarrer in Dettingen bei Rottenburg erlebt. Hier hat Kiem nicht nur die Kirchenrenovierung begleitet, sondern auch den ersten gemischten Kirchenchor gegründet und einen Jugendchor ins Leben gerufen, den es noch heute gibt.