Zuckerberg räumt Fehler ein
Britische Regierung erhöht im Facebook-Skandal Druck auf Firmen
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LONDON - Facebook-Chef Mark Zuckerberg hat im Skandal um den Missbrauch von Nutzerdaten durch die Firma Cambridge Analytica Fehler eingeräumt. Das Vertrauen der Nutzer, die ihre Daten dem OnlineNetzwerk anvertrauen und erwarten, dass sie sicher sind, sei verletzt worden, schrieb Zuckerberg am Mittwoch in einer ersten Reaktion auf die seit dem Wochenende bekannten Enthüllungen. „Ich habe Facebook gestartet und am Ende des Tages trage ich die Verantwortung dafür, was auf unserer Plattform geschieht.“Zugleich enthielt der lange Beitrag des Facebook-Chefs keine ausdrückliche Entschuldigung.
Zuckerberg verwies darauf, dass die Analyse-Firma Cambridge Analytica (CA), die unter anderem für das Wahlkampfteam von Donald Trump arbeitete, unrechtmäßig an die Daten gekommen sei. Der Facebook-Chef versprach, die Nutzerdaten besser zu schützen. Ein Großteil der von ihm dafür angekündigten Maßnahmen zielt darauf, den Zugriff von App-Entwicklern einzuschränken. So sollen Facebook-Apps, die man drei Monate lang nicht genutzt hat, automatisch die Zugangsberechtigung verlieren.
Die britische Regierung hat den Druck auf die im Zwielicht stehenden britischen Firmen erhöht. Sie erwarte vom Marktforscher SCL und dessen Tochterfirma CA „vollständige Kooperation“mit der Untersuchung durch die Datenschutzbeauftragte, sagte Premier Theresa May im Unterhaus.
CA steht im Verdacht, sich illegal die Daten von 50 Millionen Kunden des Internet-Giganten Facebook angeeignet zu haben. Außerdem hat sich der mittlerweile suspendierte CA-Chef Alexander Nix allerlei schmutziger Tricks gerühmt, mit der sein Unternehmen Wahlkampagnen wie US-Präsident Donald Trumps Sieg im Jahr 2016 beeinflusst habe.
Die britische Datenschutzbeauftragte Elizabeth Denham ermittelt gegen Facebook und CA wegen Verstößen gegen das Datenschutzgesetz. Zu Wochenbeginn hatte die Kanadierin der US-Firma untersagt, weiterhin in Firmenräumen von CA und SCL nach dem Leck zu suchen, das die Weitergabe der Daten ermöglicht hatte.
Unterdessen haben Facebook-Aktionäre in San Francisco eine Klage gegen Mark Zuckerbergs Unternehmen eingereicht, dessen Börsenwert zu Wochenbeginn nach den Enthüllungen um rund 50 Milliarden Dollar gefallen war. Facebook habe „falsche und irreführende Mitteilungen“über die Datensicherheit seiner Kunden gemacht, glauben Aktionär Fan Yuan und seine Unterstützer.
In Washington will die Opposition nun wissen, was Trump und sein Team wann vom Datenmissbrauch gewusst haben. Demokraten wollen Ex-Mitarbeiter von CA vorladen und befragen. Und sie wollen wissen, ob es einen Zusammenhang mit der Wahlbeeinflussung durch Russland gibt, wurde doch aus Russland eine ganze Armee von Internet-Trollen in den US-Wahlkampf geschickt.
Medien und Internet-Pioniere stellten zur Diskussion, ob der Facebook-Skandal nicht grundsätzlich das Geschäftsmodell vermeintlich kostenloser Kommunikation infrage stelle. Es sei „Zeit, die Privatsphäre ernst zu nehmen“, teilte WhatsAppMitgründer Brian Acton auf Twitter mit und machte sich die Kampagne #deleteFacebook (lösche Facebook)
BRÜSSEL - Die EU will die Körperschaftsteuer auf digitale Unternehmen wie Onlineplattformen, Tauschbörsen, Streamingdienste sowie Einkünfte aus Onlinewerbung ausweiten. Da Steuerdebatten in der EU langwierig sind, soll eine Übergangssteuer von drei Prozent auf digitale Umsätze jeweils in dem Land erhoben werden, wo die Nutzerdaten abgeschöpft wurden. Steuerpflichtig sind Unternehmen mit einem Gesamtjahresumsatz von mindestens 750 Millionen Euro und EU-Einnahmen von mindestens 50 Millionen Euro. Nach Schätzungen der EU-Kommission würde die neue provisorische zu eigen. Vor drei Jahren hatte Facebook Actons Firma gekauft.
Gegenüber Undercover-Reportern des britischen TV-Senders Channel Four hatte sich Nix auch seiner häufigen Begegnungen mit Trump gerühmt. Der Medienausschuss des Unterhauses hat Nix und Zuckerberg zu einer Anhörung vorgeladen.
Alle drei Unternehmen – Facebook, SCL und CA – hatten einen russischstämmigen Wissenschaftler der Universität Cambridge, Aleksandr Kogan, als Abschöpfer der Daten bezeichnet. Kogan wiederum fühlt sich als Sündenbock missbraucht.