Mutmaßlicher Terrorist tötet drei Menschen in Südfrankreich
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron: Geiselnahme war islamistischer Anschlag – Polizist verhindert möglicherweise noch Schlimmeres
● CARCASSONNE (dpa) - Mit tödlichen Attacken und einer Geiselnahme in einem Supermarkt ist der Terror nach Frankreich zurückgekehrt. Ein junger Angreifer erschoss am Freitag bei mehreren Attacken in der Region Carcassonne im Süden des Landes drei Menschen, 16 weitere wurden nach Angaben von Staatspräsident Emmanuel Macron verletzt. Nach stundenlangem Drama erschoss die Polizei den Täter, der sich in einem Supermarkt verschanzt hatte. „Unser Land hat einen islamistischen Terroranschlag erlitten“, sagte Macron am Abend in Paris.
Der 25-jährige Angreifer Radouane L. bezeichnete sich selbst als „Soldat“der Terrormiliz „Islamischer Staat“(IS). Bei seiner Attacke in dem Supermarkt des kleinen Orts Trèbes habe der Mann zudem „Gott ist groß“auf Arabisch gerufen, sagte der französische Anti-Terror-Staatsanwalt François Molins. Der IS reklamierte die Tat über sein Sprachrohr Amak für sich.
Als Held wurde in Frankreich ein Polizist gefeiert, der sich in dem Supermarkt freiwillig gegen Geiseln eintauschen ließ. Er wurde später vom Täter schwer verletzt und rang mit dem Tod. „Er hat Leben gerettet“, sagte Macron.
Die Pariser Staatsanwaltschaft leitete eine Untersuchung ein, insbesondere wegen Mordes und versuchten Mordes im Zusammenhang mit Terrorismus sowie wegen Freiheitsberaubung.
Vor der Geiselnahme im 5500Einwohner-Ort Trèbes brachte der Täter nach Angaben von Innenminister Gérard Collomb zunächst ein Auto in seine Gewalt. Einer der Insassen sei dabei getötet, der andere schwer verletzt worden. Etwas später schoss er mehrfach auf Bereitschaftspolizisten, die gerade vom Joggen zu ihrer Kaserne zurückkamen – ein Beamter wurde an der Schulter verletzt. Danach fuhr der Angreifer nach Trèbes, wo er in dem Supermarkt zwei Menschen erschoss und Geiseln nahm.
Laut Zeugenaussagen konnten zahlreiche Menschen aus dem Supermarkt flüchten, in dem sich anfangs rund 50 Personen befanden. Nach einer Verhandlung konnten die Geiseln im Austausch gegen den Polizisten gehen, wie Molins berichtete. Die Polizei riegelte das Gelände ab, Schüler mussten in ihren Schulen bleiben, Spezialkräfte rückten an. Der Beamte habe sein Telefon mit einer offenen Verbindung auf einem Tisch liegen lassen, sagte Innenminister Collomb. So hätten die Einsatzkräfte hören können, was sich im Supermarkt abspielte. Als Schüsse fielen, seien sie eingeschritten.
Freilassung von „Brüdern“gefordert
Die französischen Behörden hatten den Supermarkt-Angreifer, der wegen Waffenbesitz und Drogenkonsums vorbestraft war, schon früher wegen mutmaßlicher Radikalisierung unter die Lupe genommen. Der Mann habe seit 2014 wegen Verbindungen zur salafistischen Bewegung in einer Datenbank gestanden, sagte Ermittler Molins. Eine Überwachung habe 2016 und 2017 aber keine Anzeichen erbracht, die hätten vermuten lassen, dass der Mann zu einer Terror-Tat schreiten könnte.
Molins sagte, der Geiselnehmer habe die Freilassung von „Brüdern“gefordert. Die Sender BFMTV und France 2 hatten zuvor gemeldet, der Mann habe die Befreiung des Terrorverdächtigen Salah Abdeslam gefordert.