Die Macht der ungeschönten Texte
In Freiburg stieg das Abschlusskonzert der „Keine Nacht für niemand“-Tour
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FREIBURG - Nachdem der rote Vorhang mit dem riesigen Schriftzug gefallen war, wussten die Jungs schnell: Sie haben in Freiburg ein absolut textsicheres und erwartungsvolles Publikum vor sich. Mit „Hallo Nacht“und „Fenster“starten Kraftklub mit Stücken vom neuen Album „Keine Nacht für Niemand“in den Abend.
„Früher kleine Läden und jetzt nur noch volle Hallen“- die Zeile aus „Unsere Fans“trifft auch auf Freiburg zu, wo Kraftklub 2012 schon mal gespielt haben. Damals war es gerade einmal ein Viertel der Leute, erinnert sich Felix und guckt auf die 5000 Menschen vor ihm als könne er selbst nicht fassen, wie es dazu gekommen ist. Ihren Umgang mit dem eigenen Ruhm haben sie in Songs gepackt – und die bekommen noch mehr Bedeutung, wenn „Eure Mädchen“und „Unsere Fans“jede einzelne Zeile mitsingen.
Sänger mit schnoddrigem Ton
Kraftklub brauchen keine großen Effekte für eine Show, bei der das Wasser von der Decke tropft. Ihre Fans lieben sie für ihre Musik, ihre ungeschönten Texte, die treibenden Rhythmen, den schnoddrigen Ton von Sänger Felix. Selbst ihre Liebeslieder sind irgendwie zum Tanzen, Springen und Feiern geeignet; so wie bei „Am Ende“jedes einzelne „ich denke an dich“synchron aus 5000 Kehlen erschallt.
Wenn sich Kraftklub selbst feiern, dann immer mit einer gehörigen Portion Selbstironie – wie bei „500 K“und „Band mit dem K“.
Ernst werden Kraftklub nur, wenn es politisch wird: In ihren Songs, aber auch auf der Bühne positionieren sie sich klar gegen Rechts. Es ist diese Mischung aus Trotz, Selbstironie, Humor und Haltung, für die ihre Fans sie feiern - und mit ihnen.
Und Kraftklub liefern ab. Dass sie am Ende der Tour absolut eingespielt sind, dass sie genau wissen, was wie live funktioniert, führt zum Glück nicht dazu, dass sie routiniert erscheinen, sondern dass sie sich auf der Bühne blind verstehen. Mit jedem Song steigt die Stimmung weiter, die Menge springt höher, klatscht länger, singt lauter.
Der Höhepunkt ist bei „Randale“erreicht, das die Jungs von einer fahrbaren Bühne mitten aus dem Publikum singen - spätestens jetzt gibt es rund um die Band niemanden mehr, der nicht schwitzt, springt, klatsch, mitgrölt oder alles gleichzeitig.
Mit „Blau“und „Songs für Liam“, das in einem minutenlangen Chor aus „Hey Jude“-Versatzstücken und dem Refrain „wenn du mich küsst“mündet, beenden Kraftklub das Konzert und die Tour - und hinterlassen ein durchgeschwitztes, begeistertes und hochzufriedenes Publikum. Es könnte gut sein, dass es bei der nächsten Tour in Freiburg noch mehr Leute sind, die mit Kraftklub feiern.
Mit Festivalauftritten geht es für Kraftklub weiter, darunter beim Nova Rock (14. - 16.6. A-Nickelsdorf), dem Szene.Open Air (2. 4.8. A-Lustenau) und dem Taubertal (9. - 12.8., Rothenburg ob der Tauber). Auch für das Southside, (22. - 24.6., Neuhausen ob Eck) hat sich die Band neben Prodigy, Arcade Fire und Wanda angekündigt. Karten sind bei schwaebische.de/tickets unter Telefon 0751/2955 5777 im Vorverkauf erhältlich. Info: