Skispringerinnen in der Offensive
OBERSTDORF (sz) - Da waren sich Veranstalter, Verbände, Sportlerinnen und Fans einig: Das Weltcup-Finale in Oberstdorf war Werbung pur für das Frauenskispringen. Sara Takanashi, Maren Lundby und Daniela Iraschko-Stolz lieferten sich an beiden Tagen einen hochklassigen Dreikampf um die Einzelsiege, und auch die hauchdünne Entscheidung um den Gewinn der Nationenwertung elektrisierte alle Beteiligten. Am Ende feierten die deutschen Skispringerinnen eine Party in Schwarz-RotGold, nachdem sie einen Minimalvorsprung von fünf Punkten gegenüber Japan ins Ziel gerettet hatten.
Schon bei der anschließenden Pressekonferenz allerdings gab es deutliche Worte von Sportlerinnen und Trainern, was die Weiterentwicklung des Frauenskispringens betrifft. Die Österreicherin Daniela Iraschko-Stolz, mit 34 Jahren die älteste Springerin im Weltcup, machte die erste deutliche Ansage in Richtung ihres eigenen nationalen Verbandes. Sie verstehe es überhaupt nicht, dass der ÖSV keinen Teamwettbewerb bei der Nordischen Ski-WM 2019 ins Programm aufnehmen möchte, obwohl der Internationale Skiverband dafür den Weg längst freigemacht habe.
Iraschko-Stolz hatte sich mit ihren österreichischen Teamkolleginnen bereits zuvor zu einem Foto zusammengestellt, auf dem sie ein Plakat mit der Aufschrift „Praying 4Teamcompetition World Championship Seefeld“in die Kamera hielten. Sie würden also für einen Teamwettbewerb bei der WM nächstes Jahr beten. Übrigens: Auch die deutschen Top-Springerinnen beteiligten sich an dieser Kleindemonstration und ließen sich mit dem Plakat fotografieren.
Bundestrainer Andreas Bauer ging noch einen Schritt weiter. Er sprach von einem „Skandal“, dass der ÖSV sich gegen den Teamwettbewerb wehre, obwohl es dazu einen 2017 in Portoroz (Slowenien) verabschiedeten Beschluss vom Vorstand des Internationalen Skiverbandes gebe. Als Gegenargument, so Bauer, kenne er aus Seefeld nur die angeblich zu hohen Kosten: „Aber das ist für mich eine vorgeschobene, fadenscheinige Ausrede“, sagte Bauer. Und: „Man hat hier in Oberstdorf gesehen, wie viele starke Teams es gibt.“