Mesale Tolu ist optimistisch und kämpferisch
ULM - Gut eine Woche vor dem nächsten Prozesstermin am kommenden Donnerstag, 26. April, ist die aus Ulm stammende Journalistin Mesale Tolu (33) optimistisch, dass die türkische Justiz ihr Ausreiseverbot aufhebt. Im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“sagte Tolu, die Türkei missbrauche den Terrorparagraphen, um die Meinungsfreiheit einzuschränken: „Deswegen bedienen sich die Staatsanwälte einfach des Antiterrorgesetzes und beschuldigen im Grunde jeden, der sich in Wort oder Schrift kritisch äußert, der Terrormitgliedschaft oder -propaganda.“
Tolu saß wegen Verdachts auf Mitgliedschaft in einer Terrororganisation selbst siebeneinhalb Monate in Istanbul in Untersuchungshaft. Kurz vor Weihnachten kam sie frei. Derzeit lebt sie mit ihrem Mann, der sich ebenfalls am 26. April im gleichen Prozess verantworten muss, und ihrem dreijährigen Sohn in Istanbul. Tolu arbeitet als freie Journalistin für türkische und deutsche Medien.
Ende April 2017 war Tolu, die sich vor allem für Frauenrechte einsetzt, verhaftet worden. Gerade in der Region Ulm/Neu-Ulm hatte es eine breite Welle der Solidarität gegeben: „Deutschlandweit gesehen, haben sich mehr deutsche Bürger, vor allem Frauen, mit mir solidarisiert, haben mit mir mitgefühlt, haben mir die ganze Zeit über geschrieben.“
Im Kampf gegen die Willkür gebe es ein probates Mittel, sagte Tolu: „Man kann generell, nicht nur für mich, sondern für alle Journalisten, die hier inhaftiert sind, weiterhin einfach die Öffentlichkeit beleben und dafür sorgen, dass die Menschen hier nicht in Vergessenheit geraten.“
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