Es regnet Sternschnuppen
Der Strom der Lyriden erreicht am Wochenende seinen Höhepunkt – Zumeist klarer Himmel erwartet
RAVENSBURG (dpa) - Sternschnuppen-Freunde sollten vor allem am frühen Sonntag den Nachthimmel im Blick behalten. Dann ist der Sternschnuppenstrom der Lyriden voraussichtlich am besten zu sehen. „In der Nacht zum Sonntag ist es überall in Deutschland weitgehend klar“, sagte Meteorologe Thomas Ruppert vom Deutschen Wetterdienst in Offenbach am Freitag. Zwar wird am Montag erst das Maximum des Stroms erreicht, der Sonntag ist nach Ansicht von Astronomen für Beobachter aber nahezu genauso gut. Und am Montagfrüh ist der Himmel vielerorts bedeckt, im Norden regnet es sogar. „Die Beobachtungschancen sind dann noch im Süden und Osten am besten“, sagte Ruppert.
„Die Sternschnuppen der Lyriden sind eigentlich ein schwacher Strom, der aber hin und wieder für Überraschungen gut ist“, sagte der Vorsitzende der Vereinigung der Sternfreunde, Sven Melchert, im südhessischen Heppenheim. Die meisten Sternschnuppen seien nach Mitternacht zu sehen. „Dann ist dieses Jahr der zunehmende Halbmond auch unter dem Horizont verschwunden.“
Wieso heißen die Sternschnuppen Lyriden? „Ihren Namen haben sie vom Sternbild Lyra, der Leier; ein kleines Sommersternbild, dessen Hauptstern Wega einer der hellsten Sterne am Himmel ist“, erklärt Melchert. Bei den Lyriden handelt es sich um schnelle Sternschnuppen, die mit Geschwindigkeiten um 50 Kilometer pro Sekunde – das sind 180 000 Kilometer pro Stunde – in die Erdatmosphäre eindringen und verglühen. Eine Reise von der Erde zum Mond würde bei dieser Geschwindigkeit nur zwei Stunden dauern. Der Strom der Lyriden begann am 16. April und endet am 25. April. Ihr Ausstrahlungspunkt liegt im Sternbild Leier. Das Maximum tritt in der Nacht vom 22. auf 23. ein. Dabei flammen bis zu zwanzig Meteore pro Stunde auf.
Als Quelle der Lyriden wurde der Komet Thatcher (C/1861 G1) ausgemacht. Er umrundet die Sonne auf einer langgestreckten Ellipsenbahn in 415 Jahren. Entdeckt wurde der Komet am 4. April 1861 von Albert E. Thatcher von Manhattan (New York) aus. Thatcher war Amateurastronom und hatte sich von einem Freund ein Fernrohr ausgeliehen.
Komet inzwischen zerfallen
In manchen Jahren gab es deutlich höhere Fallraten. So wurden 1982 in Nordamerika 250 Lyriden pro Stunde gezählt. Einen regelrechten Ausbruch gab es 1922, als in Polen bis zu 600 Meteore in einer Stunde registriert wurden. Die Aktivitäten der Lyriden lassen sich weit in die Vergangenheit verfolgen. So berichtete der chinesische Provinzfürst Zhuang im Jahre 687 vor Chr., dass es im Frühjahr „Sterne regnete“. Der Komet ist inzwischen teilweise zerfallen. Manche Trümmerwolken sind durch die Schwerkraft der großen Planeten in neue Bahnen gezwungen worden.